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Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen

Titel: Wie Pferde denken und fühlen - Wendt, M: Wie Pferde denken und fühlen
Autoren: Marlitt Wendt
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dunklen Halle in den hellen Hof zu treten. Dieses natürliche Verhalten eines Pferdes wird nur derjenige Reiter bestrafen, der sich keinerlei Gedanken macht über die andersartigen Sinneseindrücke der Pferde. Vermeidbar sind auch die häufigen Konfliktsituationen zum Beispiel beim Verladen auf den Pferdeanhänger, insbesondere wenn die Lackierung des Anhängers stark das Sonnenlicht reflektiert. Lassen wir den Pferden und ihren Augen einen Moment Zeit, werden sie sich aus ihrer vermeintlich unwilligen Erstarrung lösen und uns wieder folgen.
    Der Ton macht die Musik
    Der Ton macht die Musik
    Pferde haben sehr bewegliche Ohren, die sie in die Richtung einer Geräuschquelle drehen können oder auch davon weg – je nachdem, ob das Geräusch ihre Aufmerksamkeit erregt oder ob Lautstärke beziehungsweise Tonhöhe unangenehm sind. Wir könnten diese Fähigkeit mit einem Stethoskop vergleichen, das es dem Arzt ermöglicht, punktgenau ein Geräusch im Körperinneren zu lokalisieren. Zudem kann ein Pferd seine Ohren unabhängig voneinander bewegen. Es kann also sowohl seine Aufmerksamkeit wie mit einem Richtmikrofon nach vorn auf den unbekannten Weg als auch nach hinten auf die Reiterin richten.
    Angelegte Ohren werden häufig falsch interpretiert: Pferde, die so reagieren, wenn sie von ihrem Menschen laut angesprochen werden, setzen dieses Zeichen wahrscheinlich nicht als Drohgeste ein, sondern schützen ihr empfindliches Gehör vor dem lauten, unangenehmen Geräusch.
    Dieses Beispiel zeigt auch, dass man nicht voreilig aufgrund eines einzelnen Körpersignals (angelegte Ohren) auf die Gemütslage des Pferdes schließen darf. Ein genauerer Blick auf das ganze Gesicht und die gesamte Körperhaltung, dann würde es nicht mehr so oft zu diesem Missverständnis kommen. (Siehe hierzu auch → hier.)
    Das Hörvermögen der Pferde ist so gut ausgeprägt, dass sie Töne höherer Frequenzen noch wahrnehmen können, die für uns unhörbar sind. Untersuchungen zufolge können Pferde Töne in Frequenzen von 60 Hertz bis etwa 33,5 Kilohertz hören, während der für den Menschen wahrnehmbare Frequenzbereich bei 20 Hertz bis maximal 20 Kilohertz liegt. Deshalb kann es vorkommen, dass ein Pferd vor einem hohen Quietschen erschrickt, das unserem Gehör entgeht – und wieder wundern wir uns darüber, dass unser Pferd vor vermeintlich „nichts“ schon wieder Angst hat.
    Menschliche Stimmen liegen in einem Frequenzbereich, den das Pferd zwar sehr gut hören kann, auf den es jedoch nicht besonders aufmerksam reagiert. Wahrscheinlich nehmen Pferde unsere Stimmen und unsere monotonen Laute als ein uninteressantes „Blabla“ wahr, und wahrscheinlich können sie deshalb leichter Handzeichen oder die Körperhaltung ihrer Besitzer interpretieren als stimmliche Signale. Deshalb verwenden einige Trainer einen Clicker als sogenanntes Markierungsgeräusch. Das metallische Geräusch liegt in einem ganz anderen Frequenzbereich als die menschliche Sprache, eben genau in dem Bereich, dem das Pferd von Natur aus vermehrt Aufmerksamkeit schenkt. Außerdem ist dieses Geräusch unverwechselbar und es werden keine ungewollten Emotionen auf das Tier übertragen. Während sich unser „ja“ oder „fein“ ständig ein wenig anders anhört, je nachdem ob wir genervt, entspannt, abgelenkt oder locker sind, bleibt das Klickgeräusch immer gleichbleibend und neutral.
     
    Der Cocktailparty-Effekt

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Sie auf einer Feier trotz des hohen Lärmpegels Ihren Namen heraushören können oder Ihrem Gesprächspartner folgen können, ohne von den Gesprächen anderer abgelenkt zu werden? Ihr Gehirn ist in der Lage, das Gehör auf eine bestimmte Geräuschquelle zu fokussieren und dieser seine gesamte Aufmerksamkeit zu schenken. Dieser Vorgang wird Cocktailparty-Effekt genannt. Besonders Laute, auf die wir uns bewusst konzentrieren wollen oder zu denen wir eine starke emotionale Bindung haben, wie zum Beispiel unser Name, werden aus dem akustischen Einheitsbrei herausgefiltert. Auch Pferde können aus einer Geräuschkulisse die für sie persönlich wichtigen Geräusche heraushören. So wird eine Pferdemutter den Ruf ihres Fohlens sofort erkennen.
     

    Drei Mal angelegte Ohren: Diese beiden drohen einander spielerisch, ...

    ... während die beiden Schimmel die Ohren eher aus Wohlbehagen seitlich nach hinten drehen.

    Dieses Pferd döst, die Ohren sind entspannt nach hinten gestellt.
    Vorsicht reizend!
    Vorsicht
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