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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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immer sein Gesicht verdunkelte, schob sie ihren
Stuhl zurück, ging um den Tisch herum und trat hinter ihn. Sie legte die Arme
um seinen Nacken, beugte sich über ihn und drückte ihm einen sanften Kuß auf
die Wange, worauf sie sein erstaunter Blick traf.
    »Keine
Angst, Mylord. Wir werden einen Weg finden, sie zu
überzeugen. Bald wird ganz England wissen, daß du nichts verbrochen hast.«
    Er befreite
sich sanft, aber entschieden aus ihrer Umarmung. »Wohl kaum, Velvet. Ich habe
mehr Missetaten begangen, als ich im Gedächtnis behalten möchte. Aber der Mord
an meinem Vater ist nicht darunter.«
    Er griff
nach der Zeitung und stand auf. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich
muß zu Litchfield und werde erst spät nach Hause kommen. Warte mit dem
Abendessen nicht auf mich. Ich kann unterwegs etwas essen.«
    Velvet sah
seiner hochgewachsenen Gestalt nach, als er hinausging. Seit sie wieder in
London waren, benahm er sich höflich, aber distanziert. Sie vermißte die
gemeinsam verbrachten Stunden, die tröstliche Wärme jener Nacht im Gasthof,
als sie neben ihm geschlafen hatte.
    Velvet
stieß in der Stille des leeren Raumes einen tiefen Seufzer aus. Jason schien
fest entschlossen, ihr aus dem Weg zu gehen, aber heute sollte es ihr recht
sein. Sie hatte eine Verabredung mit Celia Rollins. Vielleicht konnte sie
etwas in Erfahrung bringen, das ihnen weiterhelfen würde.

19
    Jason stieg auf den eisernen Fußtritt des
Wagens, den Litchfield ihm für die Dauer seines Aufenthaltes in der Stadt zur
Verfügung gestellt hatte, setzte sich im Wageninneren zurecht und lehnte sich
in die Lederpolsterung zurück.
    Er kam von
einer Besprechung mit seinem Freund, bei der es um das Gewicht der Beweise
gegangen war, die sie bis jetzt gesammelt hatten. Leider reichten das Wort
einer Frau, die zur Tatzeit ein verängstigtes Kind von zehn Jahren gewesen war,
das Geständnis eines Mörders und eine finanzielle Vereinbarung zwischen Lady
Brookhurst und seinem Bruder nicht aus, um den gegenwärtigen Duke of Carlyle
des Mordes an seinem eigenen Vater zu überführen.
    Jason
stützte die Finger gegeneinander und brütete über dem Problem. Was zu tun war,
wußte er. Da Barnstable nichts Neues entdeckt hatte, brauchten sie einen
glaubwürdigen, verläßlichen Zeugen.
    Sie
brauchten Celia Rollins – deren schwarze Seele und ebensolches Herz er zur
Hölle wünschte ...
    Er wußte,
daß es riskant, sogar verdammt riskant war, sich ihr zu nähern. Aber Celia war
der Schlüssel, und die Zeit wurde knapp. Er hatte keine andere Wahl. Sie wohnte
nahe dem Hanover Square, nicht weit entfernt von Litchfields Haus, deshalb
befahl er dem Kutscher, diese Richtung einzuschlagen. Spannung erfaßte ihn.
Was er plante, war überaus gefährlich, doch mußte er das Risiko auf sich
nehmen, wenn er wieder einen ehrlichen Namen haben wollte. Irgendwie würde er
sie überzeugen müssen, daß er ausreichend Beweismaterial besaß, um sie und
Avery des Mordes zu überführen.
    Der Wagen
rollte durch die Straßen, und Jason sah die Stadt vorübergleiten, ohne sie
richtig wahrzunehmen. Er übersah den Trödler, der seine Waren unter einer
Platane mitten im Geviert feilbot, ebenso den singenden Bettler an der Ecke.
Erst als sie die St. George Street erreichten, merkte er, daß sie fast
angelangt waren. Durch die kleine Öffnung unter dem Sitz des Kutschers wies er
diesen an, hinter dem Haus in die kleine Gasse einzubiegen. Vor den Stallungen
gab er ihm das Zeichen zum Anhalten.
    »Warten Sie
hier«, sagte er. »Sollte jemand kommen, dann fahren Sie
um den Block, und wir treffen uns an der Straße am Nordende der Gasse.«
    Er
beabsichtigte, Celia zu überrumpeln und wählte daher den Dienstboteneingang,
wiewohl dies dem Kutscher vielleicht merkwürdig erscheinen mochte. Seine
Auferstehung von den Toten sollte Celia ebenso blitzartig treffen wie ihn
seinerzeit ihr Betrug und ihre Falschheit.
    Lautlos
bewegte er sich auf das Haus zu, seitlich den Garten entlang, immer die kleine
Tür an der Rückfront des Hauses im Auge. Da niemand zu sehen war, öffnete er
sie und trat leise ein. Dann hielt er inne, um zu lauschen, ob näherkommende
Schritte zu hören waren.
    Kein Laut.
Keine Dienstboten, die im Haus hin und her gingen. Jason fiel ein, daß es
Celias Gewohnheit war, vom Personal möglichst viele fortzuschicken, wenn sie
intimen Besuch erwartete. Er fragte sich, wer heute der Glückliche war, und
hoffte, Celias Geliebter würde nicht schon oben bei ihr

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