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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sein.
    Stimmen
drangen aus dem zur Küche führenden Korridor, doch die Treppe nach oben schien
verlassen. Nachdem er sich in den Oberstock geschlichen hatte, blieb er vor
ihrer Suite stehen, um auf etwaige Stimmen zu lauschen, ehe er rasch eintrat.
    Ihr
extravaganter Geschmack war ihm in Erinnerung geblieben, nicht aber das
chaotische Durcheinander. Silberkandelaber standen dicht gedrängt neben
Kristallschalen. Dutzende kostbarer Schnupftabakdosen nahmen die gesamte
Fläche eines Tisches mit Elfenbeinintarsien ein. Uhren aller Art hingen an der
Wand oder bedeckten zahllose Beistelltischchen, darunter viele Spieluhren,
Federzierat, Scherenschnitte, kleine Japanvasen – ganz zu schweigen von
größeren Stücken wie dem reich verzierten Klavichord, das in eine Ecke
geschoben war.
    Offensichtlich
war die Vorliebe der Dame für kostbaren Krimskrams proportional zu ihren
sexuellen Gelüsten gestiegen, die angeblich in den letzten acht Jahren
geradezu legendäre Dimensionen angenommen hatten.
    Der dicke
Orientteppich dämpfte seine Schritte, als er lautlos den Raum durchquerte und
auf ihr Boudoir zuging. An der Tür blieb er stehen, da er aber keine Geräusche
hörte, öffnete er und trat ein.
    Ein leises
erschrockenes Atemholen zeigte ihm weibliche Gegenwart an, und er drehte sich
in diese Richtung. Celia saß vor dem Toilettentisch aus Rosenholz neben der
Tür, die zu ihrem Ankleidezimmer aus Sienamarmor führte, eine Extravaganz, die
sie sich auf Kosten ihres zutiefst betrauerten Gatten, des altersschwachen
Earl of Brookhurst, geleistet hatte.
    Ihr Blick
schätzte seine schlichte, aber gutgeschnittene Kleidung ab, dann seine Gestalt.
Sie erkannte ihn nicht.
    »Was
treiben Sie hier? Wer hat Ihnen erlaubt, hier einzudringen?« Sie war einfacher
gekleidet, als er erwartet hatte, da sie ein minzgrünes Tageskleid aus Taft
trug, wie man es zu einem Damentee wählt. Ihr Haar fiel lose um ihre
Schultern, doch ihr Busen quoll beinahe aus dem Ausschnitt. Wieder drängte sich
ihm die Frage auf, wen sie erwarten mochte.
    Sein
Lächeln war grimmig. »Guten Tag, Celia.«
    Ihr Blick
flog zu seinen Augen und hielten diese fest. Nach ihrer Kehle fassend, stand
sie von ihrem Schemel auf, als er näher kam. »Jason! Mein Gott – bist du es
wirklich?«
    Er trug
keine Brille. Keine Perücke verdeckte sein Haar. Er hatte gewußt, daß sie ihn
erkennen würde. Er wollte, daß sie wußte, wer er war. Er richtete sich zu
voller Höhe auf, er war größer und fast vierzig Pfund schwerer als acht Jahre
zuvor. Einschüchterung hieß die Parole, eine Methode, die er mittlerweile gut
beherrschte.
    Er hielt
ihren Blick fest, eiskalt und von finsterer Entschlossenheit. »Es ist lange
her, Counters.«
    »Lieber
Gott – du bist es wirklich!«
    Sein
Lächeln war verzerrt und wirkte fast brutal. »Leider, meine Liebe.«
    Sie zuckte
zurück. In ihre Augen trat Angst. Als sie sich umdrehte und sich an ihm
vorüberdrängen wollte, hielt er ihren Arm fest und verhinderte ihre Flucht,
noch ehe sie diese beginnen konnte. Mit festem Griff ihre Schultern umfassend,
drückte er sie gegen die Wand.
    »So rasch
willst du fort? Wie enttäuschend. Und ich dachte, du würdest überglücklich
sein, daß ich noch atme.«
    Ihr Blick
flog verstohlen zur Tür. Celia befeuchtete ihre vollen rubinroten Lippen, zu
einem Hilferuf bereit.
    »Diesen
Gedanken laß lieber fallen. Ich bezweifle, ob jemand da ist, der dich hört,
und auch wenn es so wäre, würde man in Anbetracht dessen, was hier regelmäßig
vor sich geht, gar nicht darauf hören.«
    Die stolze
Art, wie sie ihren Kopf zurückwarf, war ihm noch von früher in Erinnerung. Ihre
Angst hatte nachgelassen, da er ihr noch nichts angetan hatte. »Woher willst
du das wissen? Du hast mich verlassen, hast mich einem grausamen Schicksal
ausgeliefert. Mit welchem Recht verdammst du mich?«
    »Ich hätte
dich verlassen?«
    »So war es.
Du bist dem Kerker offenbar entflohen, ohne auch nur einen Gedanken an mein Los
zu verschwenden. Du hast es mir überlassen, mich dem Gericht zu stellen, mit
Avery und dem Skandal fertigzuwerden, den ihr beide verursacht habt. Du hast
dich nicht um mich gekümmert, während ich vor Kummer völlig außer mir war, da
ich dich für tot hielt.«
    Sein
Jähzorn überfiel ihn mit einer Gewalt, daß ihn Schwindel erfaßte. »Weißt du
nicht mehr, daß du vor Gericht gegen mich ausgesagt und Averys Version
bestätigt hast – oder ist dir diese kleine Einzelheit entfallen?«
    Sie sah ihn
durch lange

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