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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Zusammenhang. Es könnte ja sein, daß sie andere Feinde
hatte, solche, von denen wir nichts wissen.«
    Jason
starrte aus dem Fenster. »Nein. Mein Gefühl sagt mir, daß Avery dahintersteckt.
Jedenfalls ist die Frau tot und mit ihr jede Chance, meinen Namen und meinen
guten Ruf wieder herzustellen.« Seine Schultern fielen herab. Seine Augenfarbe
war zu einem stumpfen, bläulichen Grau geworden, leblos,
entmutigt. »Schlimmer noch, der Mörder hat dich gesehen. Er weiß, daß du gegen
ihn aussagen könntest. Man muß damit rechnen, daß er es nun auf dich abgesehen
hat.«
    Unwillkürlich
krallten sich Velvets Finger in seinen Arm. »Jason, ich habe Angst – um uns
beide. Was werden wir tun?«
    »Ich werde
nicht zulassen, daß dir etwas zustößt. Das verspreche ich dir. Ich werde Leute
anstellen, die das Stadthaus bewachen. Und ich werde dafür sorgen, daß dich
ständig jemand begleitet, wenn du ausgehst.«
    Velvet
widersprach nicht. Sie wollte nicht enden wie Celia. »Was ist mit dem Mord? Der
Butler muß Lady Brookhurst inzwischen gefunden haben – und wenn nicht, so wird
es bald der Fall sein. Er weiß, daß ich da war. Ich werde den Mord melden
müssen, und das wahrscheinlich besser früher als später.«
    »Ja, es
bleibt dir nichts anderes übrig. Sobald wir zu Hause ankommen, schicken wir
jemanden zur Polizeistation. Er soll melden, du hättest Celias Leichnam
gefunden und wärest so erschrocken, daß du auf der Stelle nach Hause gefahren
seist. Sobald du dich gefaßt hättest, würdest du deine Aussage machen.«
    »Sicher
wird der Konstabler mit meinem Mann sprechen wollen. Was soll ich tun?«
    »Sag, daß
ich nicht da bin. Ich hätte in Northumberland zu tun und würde erst in ein paar
Tagen zurückkehren. Das wird ihm vorerst genügen. Wenn der Mann, der den Fall
bearbeitet, nicht mit dem Mord an meinem Vater vor acht Jahren zu tun hatte,
wird er nicht wissen, wer ich bin, so daß ich ein Gespräch mit ihm führen
kann, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Ansonsten lassen wir die Sache auf uns
zukommen und verhalten uns, wie es die jeweilige Situation erfordert.«
    Velvet
klammerte sich noch immer an seinen Arm, dessen Muskeln so ausgeprägt waren,
daß sie ihn mit ihren beiden Händen nicht zu umfassen vermochte. Er hätte Celia
mit Leichtigkeit den Hals brechen können, so wie man einen Zweig knickt, und
doch wußte sie, daß er unschuldig war, so wie sie wußte, daß er seinen Vater
nicht getötet hatte. Vielleicht war sie voreingenommen, weil sie ihn liebte.
Mit jedem Tag mehr. Aber ihr Glaube an Jason Sinclair war unerschütterlich,
von Anfang an, und sein Leid war auch ihres.
    »Wir werden
einen Weg finden«, flüsterte sie. »Ich weiß es. Du kannst nicht aufgeben,
Jason, ich werde es nicht zulassen.«
    Durchdringende
blaue Augen sahen sie an. In ihnen lagen Zärtlichkeit und unendliches Bedauern.
»Ich bin ein glücklicher Mensch, Velvet, daß ich dein Mann sein durfte, und
sei es nur für kurze Zeit.« Seine Hand strich über ihre Wange und verweilte.
Ihre Ankunft vor dem Haus verhinderte jedes weitere Wort.
    Sobald die
Kutsche anhielt, wich die Zärtlichkeit aus seinem Blick, und Verzweiflung nahm
ihren Platz ein. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, doch das würde sie nicht
zulassen. Es durfte nicht sein, daß er für ein Verbrechen büßen sollte, das er
nicht begangen hatte. Sie wollte ihm helfen, doch jeder Tag, den er in England
blieb, bedeutete Gefahr für ihn.
    Ein
schneidender Schmerz erfüllte ihre Brust. Sie liebte ihn. Sie wollte, daß er
bei ihr bliebe, und doch würde er am Ende fortgehen, wenn er nicht schon vorher
sein Leben lassen mußte. Sein Entschluß stand fest, und sie wußte, wie unbeugsam
er war.
    Ihre
seelische Qual wurde noch intensiver. Er würde sterben oder sie verlassen. So
oder so, sie würde ihn verlieren.
    Sie stieg
über den eisernen Fußtritt des Wagens aus, nahm seinen
angebotenen Arm und ließ sich von ihm zur Haustür geleiten. Tapfer bekämpfte
sie ihre aufsteigenden Tränen. Lieber Gott, wie sehr er ihr fehlen würde!

20
    Avery blickte von den Papieren auf, die
er am Schreibtisch seines Stadthauses studiert hatte, und bedeutete Baccy Willard
einzutreten. Der hünenhafte Mann kam näher, seinen zerknüllten Dreispitz fest
in den großen, knotigen Händen.
    »Ist die
Sache erledigt, Mann?«
    Baccy
schluckte, daß sein Adamsapfel auf und nieder hüpfte. »Ich hab's getan. Ich
hab' sie um die Ecke gebracht ... so wie Sie es wollten.« Sein Blick hing starr
an

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