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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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einem Punkt an der Wand hinter Averys Kopf. »Sie haben nie gesagt, daß sie
so hübsch ist.«
    »Hübsch?«
Avery ließ ein abfälliges Brummen hören. »Hübsch wie eine indische Kobra. Nein,
um die ist es nicht schade.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Hat
dich auch niemand gesehen? Bist du ungehindert ins Haus und wieder
herausgekommen?«
    »Mehr als
drei Tage war ich auf der Lauer. Heute hat sie das Personal früh fortgeschickt.
Ein günstiger Zeitpunkt, um es zu tun.«
    »Sehr klug,
Baccy.«
    Der Mann
trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    »Was ist?«
Avery schob ungeduldig die Papiere auf seinem Schreibtisch hin und her. Der
Auftrag war ausgeführt worden, die Sache für ihn abgetan.
    »Da war
eine Frau. Sie trat ein, als ich eben rauswollte.«
    »Hat sie
dich gesehen?« Avery beugte sich mit jähem Interesse vor.
    »Sie hat
mich gesehen. Zwar nicht mein Gesicht, aber sie hat genug gesehen.«
    »Verdammtes
Pech! Wir müssen herausfinden, wer sie war, und sie aus dem Weg schaffen, ehe
sie Zeit hat, uns Ärger zu bereiten.«
    »Ich weiß,
wer sie war.«
    »Ach?«
    Baccy
nickte mit seinem zottigen, schwarzen Kopf. »Es war das Mädchen, das Sie hätten
heiraten sollen.«
    »Velvet? Du
sprichst doch nicht etwa von Velvet Moran?«
    »Genau die.«
    »Herrgott,
was macht Velvet bei einer Frau wie Celia?« Sonnenschein fiel auf Averys
gepudertes blondes Haar. »Bist du sicher, daß sie es war? Ist ein Irrtum ausgeschlossen?«
    »Sie war
es.«
    Avery
spürte, wie er schwitzte. Ein unangenehmes Gefühl, die Schweißtropfen unter dem
Hemd an den Seiten hinunterrinnen zu spüren. »Baccy, du mußt sie zum Schweigen
bringen. Tust du es nicht, könnte dein Leben in Gefahr sein.« Wie sein eigenes
auch. Velvet hatte schon vorher herumspioniert und versucht, über den Mord an
seinem Vater etwas in Erfahrung zu bringen. Ihre Freundschaft mit Celia konnt
nur einem einzigen Grund entspringen ...
    »Bring sie
um«, befahl er dem Mann. »Du mußt sie aus dem Weg schaffen, ehe sie uns
Schwierigkeiten macht.«
    Baccy trat
von einem großen Fuß auf den anderen. »Ich mag keine Frauen töten. Schon gar
nicht hübsche.«
    »Hör gut
zu, du Dummkopf! Wenn du das Mädchen nicht erledigst, ehe es seinen Mund
aufmacht, landest du auf dem Tyburn Hill!«
    Baccys
Miene verfinsterte sich. Er furchte die Stirn, bis seine Brauen
zusammenstießen.
    »Los«,
drängte ihn Avery. »Bring die Sache hinter dich, je eher, desto besser.«
    Schließlich
nickte Baccy resigniert, wenn auch mit mißmutiger Miene. Da er nichts mehr
fürchtete als den Galgen, würde er tun, was Avery sagte. Mit einer für einen
Mann seiner Größe ungewöhnlichen Leichtfüßigkeit verließ er den Raum und
schloß die Tür hinter sich. Avery starrte die Stelle an, wo Baccy gestanden
hatte. Worauf war Velvet aus? Warum interessierte sie sich für einen Mord, der
acht Jahre zurücklag?
    Wenn Baccy
sie tötete, würde er es nie erfahren.
    Wenn sie
jedoch tot war, konnte es ihm einerlei sein. Mit befriedigtem Lächeln ließ sich
Avery auf seinen Stuhl zurücksinken.
    Er griff
nach dem letzten Schriftstück, das er unterzeichnen mußte, tauchte die Feder
ins Tintenfaß und warf seinen Namen so schwungvoll aufs Papier, daß die Tinte
nur so über die weißen Seiten spritzte. Es kümmerte ihn nicht. Seine Kutsche
wartete vor der Tür, seine Koffer waren gepackt und verladen. Sobald hier
alles erledigt war, würde er London verlassen und nach East Sussex auf sein
Gut fahren, auf den ehemaligen Besitz Sir Wallace Stantons, der seit kurzem
ihm gehörte.
    Und er
mußte an dessen Beerdigung teilnehmen.
    Als er
wieder vergnügt lächelte, tat er es in Gedanken an seine Heirat und an den Tod
seines Schwiegervaters, seinem gewinnträchtigsten Schachzug seit Jahren.
    Christian Sutherland stand in Windmere am Fuß
der Treppe, die von der Eingangshalle nach oben führte. Draußen nieselte es, die
Luft war kühl und feucht, der Himmel grau und bewölkt.
    Das
Geräusch von Marys Schritten ließ ihn aufblicken, leichte, leise Schritte, die
immer ein wenig zögernd wirkten.
    »Mary ...«
Sein Atem stockte, wie in letzter Zeit immer, wenn sie erschien, eine schlanke,
kindhaft zarte Erscheinung, deren Lieblichkeit für ihn verlockender war als die
Reize der begehrenswertesten Kurtisane.
    Seine Zuneigung
war in den Tagen seit ihrer Ankunft auf dem Landsitz der Havershams rasch
gewachsen. Sie hatten viel Zeit gemeinsam im Garten verbracht, hatten
stundenlang vor dem Kamin

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