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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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zitterten. Und warum pochte ihr Herz so heftig?
    Als sie
wieder herunterkam, hatte sie ihr Haar zu einem ordentlichen Nackenknoten
zusammengefaßt. Er kniete vor dem Feuer, schnitt frischgewaschene Kartoffeln in
Stücke und warf sie
zusammen mit Hammelfleisch in einen schweren Eisentopf. Offensichtlich war er
dabei, ein Stew zuzubereiten.
    Sie sah
seinen dunklen Kopf über die Arbeit gebeugt, das gewellte Haar zurückgebunden,
und sie dachte daran, wie wild er in der Gewitternacht ausgesehen hatte. Nun
wirkte er zivilisierter, doch umgab ihn noch immer eine Aura von ungezügelter
Kraft. Von Gefährlichkeit.
    Damit waren
ihre Gedanken wieder bei der Gefahr, in der sie schwebte, bei dem Risiko, das
jeder hier verbrachte Augenblick bedeutete, bei dem Ruin, der ihr und ihrem
Großvater drohte, wenn sie den Herzog nicht heiraten konnte.
    Das Wetter
war klar. Der blaue Himmel war wolkenlos, es wehte eine kühle, sanfte Brise. In
den langen Stunden vor Tagesanbruch hatte sie sich einen neuen Fluchtplan
ausgedacht. Nun brauchte sie nur eine Möglichkeit, ihn durchzuführen.
    »Ich nehme
nicht an, daß Sie schon vom Herzog gehört haben?«
    Er drehte
sich zu ihr um. »Vom Herzog? Sie meinen Ihren geliebten zukünftigen Ehemann?«
    »Ich meine
Seine Durchlaucht, den Duke of Carlyle.«
    »Nein.« Er
widmete sich dem Würzen des Stews, doch unter seinem weißen Hemd schienen
seine Rückenmuskeln angespannter als zuvor.
    »Ich nehme
an, daß die Zeit zu knapp war – aber den Lösegeldbrief haben Sie sicher
abgeschickt?«
    Er sah sie
an. Seine Unterlippe verzog sich unmerklich. »Warum sollte ich nicht? Aus
diesem Grund habe ich Sie schließlich entführt, oder?«
    »Ich nehme
es an. Sie haben es zumindest gesagt.« Er wich ihrem Blick aus. Wie kam es, daß
sie immer, wenn die Rede auf das Lösegeld kam, das Gefühl hatte, es wäre nicht
der Grund ihrer Entführung?
    Der Morgen
ging in den Nachmittag über. Der Bandit verbrachte viel Zeit im Freien, während
sie drinnen eingesperrt blieb. Wenigstens hatte er ihr einen Stapel Bücher
dagelassen und ihr jeden einzelnen Titel vorgelesen, als er ihn ihr reichte.
Miltons Werke, Bunyons Pilgrims Progress, einen Band Shakespeare-Sonette
und Robinson Crusoe von Defoe. Obwohl er die Rolle des Gentlemans
spielte und vielleicht sogar edler Geburt war, wunderte sie sich doch, daß er
lesen konnte.
    Die
nächsten Stunden blätterte sie zwar in den Büchern, doch vermochte keines, ihr
Interesse zu fesseln – sie hatte Wichtigeres zu tun.
    Endlich kam
er herein und sah nach dem Stew, das über dem Feuer köchelte.
    »Wie lange
dauert es noch bis zum Essen?«
    Er warf ihr
einen finsteren Blick zu. »Immer mit der Ruhe, Herzogin. Ich bin nicht Ihr
Dienstbote. Ich schlage vor, Sie fragen höflich oder übernehmen das Kochen
selbst.«
    Sie schob
ihr Kinn vor. »Ich habe noch nie im Leben ein Essen gekocht.«
    »Wie kommt
es, daß mich das nicht überrascht?«
    »Sind Sie
wirklich ein Lord?« Der jähe Themawechsel überrumpelte ihn. »Ich habe das Gefühl,
daß der Titel Ihnen nicht ungewohnt ist.«
    Er zog die
breiten Schultern hoch. »Vielleicht war ich es ... einmal. Jetzt hört es sich
irgendwie sonderbar an.«
    »Aber Sie sind adlig?«
    Er zog eine
dunkle Braue in die Höhe. »Warum? Was würde das schon ausmachen? Aber natürlich
– für eine Frau, die einen Herzog heiraten soll ...«
    Seine
Formulierung berührte sie seltsam. »Was meinen Sie mit ›heiraten soll‹?
Ich werde ihn heiraten. Davon lasse ich mich von niemandem, auch von Ihnen
nicht, abhalten.«
    Er ließ den
Löffel klirrend in den Stew-Topf fallen. »So entschlossen sind Sie?« Seine
Wangenmuskeln spielten. »Ich wußte nicht, daß Ihnen so viel an dem Mann liegt.«
Er strich über seine Narbe auf dem Handrücken. »Vermutlich kann er gelegentlich
sehr charmant sein. Und ich schätze, daß er auch recht gut aussieht. Wollen Sie
mir weismachen, daß es eine Liebesheirat ist?«
    Velvet
benetzte ihre Lippen. Sie sollte in Avery Sinclair verliebt sein? Avery war
kein Mann, den man lieben konnte, da er viel zu sehr in sich selbst verliebt
war. Velvet starrte seufzend in die Flammen. »Nein, ich bin nicht in Avery
verliebt. Ich wünschte, ich wäre es. Die Verbindung wurde von meinem Großvater
arrangiert.« Mehr oder weniger. »Sie kommt uns beiden gelegen. Und sie
kommt vor allem unseren Familien sehr gelegen.«
    Seine
Spannung löste sich ein wenig, und sie fragte sich, was ihn das alles kümmerte.
    »Wenn Sie
so großen

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