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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Erst muß ich
alles mit dem Herzog klären, und dann muß ich an meinen Großvater denken. Er
ist schon ... sehr vergeßlich. Sich um ihn zu kümmern, nimmt den Großteil
meiner Zeit in Anspruch. Auch wenn er eine gute Phase hat, bin ich in ständiger
Sorge um ihn. Ich wünschte, ich könnte ihm helfen, aber ich kann es nicht.«
    Jason
streichelte den jungen Hund, der seine Augen mit den langen Wimpern geschlossen
hielt, völlig entspannt unter der sanften Liebkosung. »Und was ist mit Ihren
Eltern?« fragte er.
    »Mutter
starb, als ich neun war. Und kommenden Herbst werden es drei Jahre sein, seit
Vater verunglückte.« Bitterkeit färbte ihren Ton. »Er war kein idealer Vater,
zumal er kaum da war, aber ich hatte ihn lieb. Ich glaube, auf seine Art hat er
mich sicher auch gern gehabt.«
    Das
Hündchen fiepte leise im Schlaf, und Jason beruhigte es, indem er behutsam über
sein Fell strich. »Mein Vater war ein wunderbarer Mensch, weise und stark,
offen und ehrlich. Er stellte hohe Ansprüche, war aber auch bereit, sehr viel
zu geben. Ich konnte seiner Liebe immer sicher sein. Er war der beste Vater,
den man sich denken kann.«
    Die
Erinnerung war so schmerzlich, daß sie seinen Ton rauh färbte. Als er auf
Velvet hinuntersah, erwiderte sie seinen Blick mit aufrichtigem Mitgefühl. Er
reichte ihr den jungen Hund, verlegen, weil er ihr so viel anvertraut hatte.
»Es ist schon spät und wird kalt. Morgen werden wir zeitig aufbrechen. Höchste
Zeit, ins Haus zu gehen.«
    Velvet sah
ihn so eindringlich an, als wolle sie seine Gedanken lesen, die er wieder vor
ihr verschlossen hatte. Er hatte schon mehr gesagt, als es seine Absicht
gewesen war, da er ungern von seiner Vergangenheit sprach. Sie ging nur ihn
etwas an und war viel zu schmerzlich.
    »Einen
Augenblick«, sagte sie und kniete nieder, um den Hund wieder zu den anderen ins
Stroh zu legen und den Wurf seiner Mutter zu überlassen, der herrenlosen
Hündin, die das Ganze aufmerksam beobachtet hatte und sofort zur Stelle war.
    Velvet
lächelte, ohne etwas zu sagen. Da sie rennen mußte, um ihn
einzuholen und mit seinen langen Schritten mithalten zu können, verlangsamte er
sein Tempo. Seite an Seite gingen sie zurück zum Haus. Ein kräftiger Wind ließ
das frische Laub rascheln und bewegte die Äste der Ulme vor der Tür, doch die
Sonne wärmte noch. Ihre schrägen Strahlen vertieften den rötlichen Schimmer
von Velvets brünettem Haar und verliehen ihren braunen Augen einen warmen
Goldton. Nun erst fiel ihm auf, daß ihr leicht schräger Augenschnitt noch
betont wurde, wenn sie lachte.
    Ihm ging
nicht aus dem Sinn, wie sie im Stall gesessen hatte, lachend, mit den Welpen
spielend, und wie ihre Pfirsichlippen ihn angelächelt hatten, als sie ihm
einen entgegenhielt. Es bedurfte seiner ganzen Willenskraft, nicht an der
Schwelle umzudrehen, sie in die Arme zu nehmen und sie zu küssen. Es war eine
Vorstellung, die Hitze in ihm aufsteigen ließ und sein Blut in Wallung brachte.
    Er spürte,
wie drängend seine Männlichkeit reagierte. Als er das Haus betrat, tat er es
mit zusammengebissenen Zähnen, und Velvet wunderte sich über seinen jähen
Stimmungsumschwung – und über die Mißlaunigkeit, die ihn den ganzen Abend über
nicht verließ.
    Morgen sollte sie nach Hause zurückkehren.
Oder zumindest nach Carlyle Hall. Velvet glaubte Jason, daß er sie wie versprochen
wohlbehalten abliefern würde. Sie dachte an die Episode vom Nachmittag und an
den kurzen Einblick in sein Leben, den er ihr gewährt hatte. Unter der harten
äußeren Fassade wohnte Jason eine Sanftheit inne, die sich ganz unerwartet
zeigte, in Augenblicken wie mit dem Hund etwa, oder als er von seinem Vater
sprach und seine Liebe sich in seinem Blick widerspiegelte.
    Danach
hatte er sich wieder in sich zurückgezogen, hatte beim Abendessen nur barsche
Worte für sie gefunden und war in spürbarem Groll schließlich aus dem Haus
gestürmt. Als er zurückkam, hatte sie sich bereits zurückgezogen. Gut möglich,
daß er genau das bezweckt hatte.
    Nach der
Stille zu schließen, die unten eingezogen war, mußte er eingeschlafen sein. Sie
zog sich aus und schlüpfte in das weiche Nachthemd aus Baumwolle, das er ihr
gegeben hatte. Nun mußte sie nicht mehr davor zittern, daß er unerwartet in
ihrer Kammer auftauchen würde. Jason war ein Mann, der sein Wort hielt. Seit
ihrer hitzigen Auseinandersetzung und seiner unerwarteten Entschuldigung hatte
er sich wie ein Gentleman benommen. Sie wußte, daß er sie

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