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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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fuchsteufelswild über Velvets Einmischung,
konnte aber nicht abstreiten, daß er insgeheim die Begegnung kaum erwarten
konnte.

11
    Velvet, die zu dem Treffen im Haus der
Witwe am Rand von Hammington Heath in einem im modischen Uniformstil gehaltenen
Reitkostüm aus rubinrotem Samt erschienen war, stand am Kamin und schürte das
Feuer, das sie gemacht hatte. Der weißgetünchte Bau mit dem Schieferdach,
dessen Vorderfront unter dem Efeubewuchs fast verschwand, war größer als
erwartet.
    Der
Schlüssel des Marquis hatte sie in das Innere geführt, in dem Steinfliesenböden
und massive eichene Deckenbalken den Ton angaben. Im untadelig aufgeräumten
Salon verbreitete das weiß-rosa Blumenmuster von Sofa und Sessel einladende
Behaglichkeit.
    In den
Holzscheiten stochernd, sah sie zu, wie die Flammen das Holz umzüngelten.
Während sie ihre Hände an die Wärme hielt, lauschte sie auf Jasons Schritte,
doch war das Knacken und Ächzen des Feuers alles, was sie hörte.
    Es war zwei
Uhr vorüber. Hatte er nur geblufft und würde nicht erscheinen? Konnte er denn
sicher sein, daß sie ihn nicht verriet?
    Velvets
Seufzer war in der Stille laut hörbar. Nach dem gestrigen Besuch auf Castle
Running war sie nach Carlyle Hall zurückgekehrt, um wieder in die Rolle von
Averys treu ergebener Braut zu schlüpfen. Heute war sie unter neuen Ausflüchten
in den Stall geeilt und hatte ein Pferd für einen Ritt ins Nachbardorf satteln
lassen.
    Sie ging
ans Fenster und befingerte nachdenklich die goldenen Schulterstücke ihres
Reitkostüms, die ebenso wie die Messingknöpfe die Erinnerung an Jasons
Uniformjacke weckten, in der er auf dem Ball erschienen war.
    Sie spähte
aus dem Sprossenfenster zu den schon leicht grünen Feldern hinüber. O Gott, wo
blieb er nur?
    »Suchst du
mich, Herzogin?« Die tiefe Stimme ertönte so dicht hinter ihr, daß Velvet
erschrocken herumfuhr.
    »Allmächtiger!
Du hast mich zu Tode erschreckt! Wie um alles in der Welt bist du
hereingekommen?«
    Er stand
auf einer Seite des Kamins, eine breite Schulter lässig an den Sims gelehnt,
doch ihr entging nicht, unter welcher Anspannung er stand.
    »Hereinzukommen
war kein Problem. Inzwischen solltest du wissen, daß ich über mannigfache
Talente verfüge.« In seinen Worten klang eine Andeutung von Drohung mit,
obwohl sein Ton sanft und sogar ein wenig wehmütig schien.
    Als er auf
sie zuging, sah sie, daß seine Augen funkelten und er die Fäuste ballte. O
Gott, wie zornig er war! Er schnaubte vor Wut. Trotz Litchfields Warnung war
sie nicht darauf gefaßt.
    »Ich ...
ich weiß, daß du außer dir bist, aber ich mußte dich sehen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß,
wer du bist.«
    Er kam
näher, wilde Entschlossenheit im Blick. »Velvet, du hast mir gedroht. Und das
mag ich nicht.«
    Sie reckte
ihr Kinn. »Nun, ich mochte es auch nicht, entführt zu werden, doch hat dich
das nicht gehindert, mich einfach zu überfallen.«
    »Mir blieb
keine andere Wahl.« Auch Jason trug seinen Reitdreß, enge, hellbraune Breeches
und ein weißes Hemd mit weiten Ärmeln.
    »Du hast
dich also meinen Wünschen gebeugt und bist gegen deinen Willen gekommen. Hast
du wirklich geglaubt, ich würde dich ausliefern?«
    Seine Augen
musterten eindringlich und forschend ihr Gesicht. »Ich hoffte, du würdest es
nicht tun, aber sicher konnte ich nicht sein. Ich hätte auch nicht gedacht, Celia
Rollins würde seelenruhig zulassen, daß man mich hängt, und doch hat sie es
getan und dazu noch gerne.«
    Velvet
legte ihm die Hand auf den Unterarm und spürte das Beben seiner Muskeln unter
dem Hemd. »Ich würde dich nie betrügen, wie Lady Brookhurst es getan hat. Und
ich glaube nicht, daß du deinen Vater getötet hast. Ich glaube vielmehr, daß du
ihn liebtest. Ich möchte dir helfen, deine Unschuld zu beweisen.«
    Sie trat
zurück, hob ihren Rock an und versank in einem tiefen, anmutigen Knicks, »...
Euer Durchlaucht«.
    Jason
rührte sich nicht vom Fleck. Seine Halsmuskeln strafften sich, doch sagte er
kein Wort. Einen stillen Moment hielt er ihren Blick fest. Ein unmerkliches
Zittern durchlief seine Hand, als er nach Velvet griff, ihre Finger mit seinen
verschränkte und sie aufrichtete. Dann nahm er sie in die Arme.
    »O Gott,
Herzogin. So hat man mich sehr lange nicht genannt.«
    Velvet
schmiegte sich an ihn, legte die Arme um seinen Nacken und spürte, wie er seine
Wange an ihre drückte. Sie blinzelte, als Tränen in ihren Augen brannten. »Ich
bin gekommen, weil ich dir helfen möchte. Du

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