Wie Samt auf meiner Haut
Ich war nicht sicher
... ob ich ... «
Er zog sein
Hemd an und rieb die Narbe an seinem Handrücken, als würde ihn die Haut
brennen. »Mylady, Sie sind sehr talentiert. Einen Ritt wie diesen hatte ich
seit Jahren nicht erlebt.«
Velvet biß
sich auf die Unterlippe, konnte aber das leise Schluchzen nicht zurückhalten,
das sich ihrer Kehle entrang. Sie wandte sich von ihm ab, tastete nach ihren
Kleidern. Als sie ihr Hemd über den Kopf zog, mußte sie mit aller Gewalt ihre
Tränen zurückhalten, ein verlorener Kampf, da sie ihr im nächsten Moment über
die Wangen flossen.
Für sie war
es etwas Besonderes gewesen, als sie sich liebten, während es ihm nichts
bedeutete.
Sie beugte
sich vor und suchte, geblendet vor Tränen, nach der Jacke ihres Reitkleides.
Ihre Finger streiften seine, als er sie ihr reichte.
»Velvet ...
es tut mir leid. So war es nicht gemeint.«
Sie sah zu
Boden, zwängte ihre Arme in die Ärmel und kämpfte mit den Knöpfen. »Es war
meine Idee, Durchlaucht. Ich hätte Sie daran hindern können und tat es nicht.
Ein Mann kann von einer solchen Frau keine allzu hohe Meinung haben.«
Die
Heftigkeit, mit der er sie an sich riß, zwang sie, seinem durchdringenden Blick
zu begegnen. »Sag das nicht. Das darfst du nicht einmal denken. Es war meine
Schuld, weil ich meinen Instinkten freien Lauf ließ und dir die Unschuld
raubte, ohne an den Preis zu denken, den du bezahlen würdest. Ich versuchte
dich zu warnen und dir die Augen dafür zu öffnen, was für ein Mensch ich bin.
Du aber wolltest nicht hören. Und jetzt weißt du es.«
Sie sah ihm
an, wie sehr es ihn schmerzte und wie groß sein Bedauern war, und empfand bei
seinem Anblick selbst Schmerz. Ihre Hand zitterte, als sie seine Wange
berührte.
»Ich werde
dir sagen, was ich weiß. Ich weiß, daß du ein leidenschaftlicher und
zärtlicher Liebhaber bist. Ich weiß, daß du viel länger als jeder andere
versucht hast, Widerstand zu leisten, ich aber ließ es nicht zu. Meine
Leidenschaft war so groß wie deine. Sie mögen das Geschehene bedauern, Durchlaucht,
aber ich nicht, das schwöre ich.«
Er
schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht weitergehen sollen. Ich hätte dich
bewahren sollen ...«
«Was du mir
gegeben hast, das wollte ich. Das ist das einzige, was zählt.«
Er starrte
sie an, suchte nach der Wahrheit und versuchte, ihre Miene zu deuten. Was er
sah, mußte ihn überzeugt haben, denn seine Augen schlossen sich kurz, und als
er sie wieder öffnete, schien sein Schmerz verebbt.
Er stieß
einen langgezogenen Seufzer aus. »Es könnten sich Folgen einstellen. Ich hätte
vorsichtiger sein sollen, aber ich ...« Er sah sie mit schiefem Lächeln an.
»Ich fürchte, daß ich meinen Verstand nicht ganz beisammen hatte.«
»Durchlaucht,
ich nehme es als Kompliment.«
»Es war als
ein solches gemeint, Mylady.«
Sie
lächelte unmerklich. Plötzlich verlegen, drehte sie sich um und sah, daß ihre
Beine mit Jungfernblut befleckt waren. Jason mußte es bemerkt haben, da er
hinausging und wenig später mit einem feuchten Tuch und einem Handtuch wiederkam.
Errötend nahm Velvet die Tücher entgegen. Jason tat, als
bemerkte er nichts, drehte sich um und ging wieder hinaus.
Nach ein
paar Minuten folgte sie ihm, wieder korrekt angezogen in ihrem rubinroten
Samtkleid, das Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Gefaßt trat sie auf
ihn zu.
»Sollte ich
etwas erfahren, das von Bedeutung ist, lasse ich es dich durch Litchfield
wissen.«
Seine Augen
verdunkelten sich wie eine tiefblaue See, an deren Horizont Sturmgewölk
aufzieht. »Velvet, ich sagte schon, daß es zu gefährlich ist. Sieh zu, daß du
Avery aus dem Weg gehst und stelle ihm ja keine Fragen.«
Sie
lächelte liebreizend. »Was immer Sie befehlen, Durchlaucht.«
»Du sollst
mich nicht so nennen! Jemand könnte es hören.«
»Wie du
willst, Jason. Hilfst du mir aufs Pferd?«
Als er sie
mühelos in den Damensattel hob, lagen seine Hände ein wenig länger als nötig um
ihre Mitte. »Leben Sie wohl, Lady Velvet«, sagte er schroff, ohne den Blick von
ihrem Gesicht abzuwenden. »Sie sind eine ganz besondere Frau.«
Sie spürte,
wie ihre Kehle eng wurde. »Leb wohl, Jason.« Schon jetzt vermißte sie ihn. Mit
wehem Herzen und Tränen in den Augen griff sie nach den Zügeln und trieb ihr
Pferd an, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Was sie gesagt hatte, meinte sie
auch so. Sie bereute das Vorgefallene nicht. Es war der einzige wirklich
denkwürdige Moment ihres Lebens gewesen,
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