Wie Samt auf meiner Haut
und sie würde ihn nie bedauern. Zu
bedauern war nur, daß Jason sie nicht liebte und daß sie solche Momente nie
wieder erleben würde.
Sobald sie
Carlyle Hall verlassen hatte, würde sie nach London gehen. Die Saison war in
vollem Gange, und sie mußte einen
Ehemann finden. Jason hatte ihr klar zu verstehen gegeben, daß er an einer Ehe
nicht interessiert war. Selbst wenn er einverstanden sein würde, ihr die
Mitgift zurückzugeben, konnte sie ihn nicht heiraten, wenn er sie nicht wollte.
Wieder
verspürte sie einen Stich. Jason wollte mit ihr ins Bett. Seine Männlichkeit
drängte ihn, die Reize eines Frauenkörpers voll auszukosten. Darüber hinaus
lag ihm wenig an ihr.
Das änderte
aber nichts an ihrer Entschlossenheit, ihm beizustehen, so daß sie auf dem
Ritt nach Carlyle Hall das neue und für sie unerwartete Gefühl der Einsamkeit
energisch verdrängte und überlegte, wie sie Jason am besten helfen konnte.
Avery stand in der Tür zum Morgenzimmer,
wo seine letzten noch anwesenden Gäste sich zum Frühstück versammelt hatten,
unter ihnen die hübsche kleine Mary Stanton, die neben ihrem Vater an der
langen, mit Damast gedeckten und mit Silbergeschirr überladenen Tafel saß.
Avery
erwiderte das Lächeln, das Mary in seine Richtung warf, und unterdrückte das
Verlangen, sich selbstzufrieden die Hände zu reiben.
In
allernächster Zeit würden seine Probleme gelöst sein. Sobald er seine Beziehung
zu Velvet Moran gelöst hatte, konnte er Mary Stanton heiraten, über ihre
riesige Mitgift verfügen und als künftiger Erbe des väterlichen Vermögens
auftreten.
Avery
empfand Unbehagen, als er sah, daß Velvet mit Lady Brookhurst allem Anschein
nach in eine amüsante Plauderei vertieft war. Über eine Bemerkung Celias lachte
sie so herzlich, daß ihre großen braunen Augen noch schräger wirkten. Averys
Stirnrunzeln vertiefte sich. Celia war beileibe keine Frau mit
Witz, zumindest hatte er sie nicht dafür gehalten. Ihr Humor war von
zweideutiger Art und kam am besten im Bett zur Geltung.
In den
letzten Jahren hatte sie ihm sogar dieses kleine Vergnügen verwehrt, und ihn
statt dessen ihre scharfe Zunge spüren lassen, ohne ihm die Wonnen zu gewähren,
die ihr Körper bot. Sie forderte ohne Unterlaß Geld von ihm und gab ihm immer
wieder zu verstehen, wie sehr sie es bereute, sich auf ihr Abkommen eingelassen
zu haben. Vergangenen Monat hatte sie zu allem Überfluß irgendwie entdeckt, wie
undurchsichtig seine Vermögensverhältnisse waren. Nur seine Verlobung mit Lady
Velvet hatte sie davon abgehalten, ihm wieder ihre Krallen zu zeigen.
Er
beobachtete, wie die zwei Frauen plauderten. Für seinen Geschmack viel zu
vertraulich. Er konnte nur hoffen, daß die kleine Haversham genügend Verstand
hatte, den Mund darüber zu halten, wie es um ihre Verlobung wirklich stand. Da
fiel ihm ein, wie geschickt Velvet ihn manipuliert hatte, und er atmete auf.
Sie war eine würdige Gegnerin Celias – und es gab Wichtigeres, um das er sich
kümmern mußte.
Avery
drehte sich um und ging auf die am anderen Ende der Frühstückstafel sitzende
Mary Stanton zu.
Velvet quittierte eine der dümmlichen
Bemerkungen Lady Brookhursts mit einem Lächeln. Sie hatte es geschafft, einen
Platz der Countess gegenüber zu ergattern, doch das Interesse Celias galt
vorwiegend dem hübschen Christian Sutherland, Earl of Balfour. Leider saß der
Earl ein gutes Stück weiter, und Celia hatte es bald satt, seine
Aufmerksamkeit mit allen möglichen Tricks auf sich lenken zu müssen.
»Meiner
Treu, Männer sind doch bedauernswerte Geschöpfe«, sagte sie seufzend. »Dieser
da wandert so oft von Bett zu
Bett, daß ihm bei dem Versuch, sich die Namen aller seiner Geliebten ins
Gedächtnis zu rufen, schwindlig werden muß.«
Velvet
blickte die lange weißgedeckte Tafel entlang, an dem schimmernden Tafelaufsatz
aus Silber vorbei, zum blonden Earl of Balfour, der mit Sir Wallace Stanton
plauderte. »Er sieht ja sehr gut aus.«
»Tja, und
bietet sich obendrein als blendende Partie an, da er sehr vermögend ist. Im
Moment sucht er eine Frau, obwohl ich sehr bezweifle, daß er sich ernsthaft
Fesseln anlegen ließe.«
»Wenn es
stimmt, was Sie sagen, muß er sich eine sehr tolerante Frau aussuchen.«
Die
Countess lachte leise. In ihrem hellvioletten Seidenkleid, dessen
Manschettenvolant aus schwarzer flämischer Spitze ihr vom Ellbogen bis zum
Handgelenk reichte, sah sie elegant und schön, kühl und damenhaft aus, doch der
Earl ignorierte sie
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