Wie Samt auf meiner Haut
Belieben überall einfügen könnte, unterließ es aber. Wenn Jason
England verlassen wollte, hatte sie kein Recht, ihn aufzuhalten.
»Velvet,
heiraten kann ich dich nicht, aber ich kann dir helfen. Ich habe Geld – viel
Geld. Mir gehört eine Plantage auf einer kleinen Insel vor St. Kitts. Ich
besitze mehr als genug, um deine Schulden zu begleichen und dafür zu sorgen,
daß du mit deinem Großvater ein angenehmes Leben führen kannst. Du wärest dann
nicht zu einer Heirat gezwungen und könntest warten, bis du den richtigen Mann
findest.«
Velvet
schenkte dem dumpfen Schmerz in ihrem Inneren keine Beachtung, dem Druck, der
sich in ihrer Brust aufbaute. Sie hatte den Richtigen gefunden. Aber der hatte
keine Heiratsabsichten. »Ehrlich gesagt, würde ich am liebsten überhaupt nicht
heiraten, wenn es nach mir ginge. Ich genieße meine Unabhängigkeit, die ich
mit einer Ehe aufgeben müßte.«
»Und was
ist mit Kindern?« fragte Jason. »Sicher möchtest du eine Familie wie alle
Frauen.«
Velvet
reagierte mit einem Achselzucken. »Darüber habe ich mir wenig Gedanken gemacht.
Ich nahm an, daß Kinder sich eben in einer Ehe einstellen. Andere Ideen dazu
habe ich nicht.« Bis heute abend. Mit Jason Kinder zu haben, wäre etwas
ganz anderes. Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als ihm einen Sohn
zu schenken.
Sie spürte
seine Hand auf ihrer Wange. »Wegen heute tut es mir leid, Herzogin, aber es tut
mir nicht leid, daß ich zu dir kam. Jetzt kenne ich die Wahrheit, und alles
wird gut – das verspreche ich.« Er streifte ihren Mund mit einem federleichten
Kuß, ihre Lippen trafen aufeinander, und der Kuß wurde inniger. »Verdammt, ich
begehre dich schon wieder.«
Ihre Wangen
glühten. Auch sie begehrte ihn.
Aber Jason
wandte sich endgültig zum Gehen. »Es wird schon bald Tag. Ich muß weg, ehe mich
jemand sieht.« Ein rascher Blick zum Fenster, dann sah er wieder Velvet an.
»Was ich sagte, war mein Ernst. Alles wird gut.«
»Jason, ich
möchte dein Geld nicht. Ich habe selbst Vermögen, nur muß ich heiraten, um es
in die Hand zu bekommen.«
Aber Jason
hörte gar nicht mehr zu. Nach einem nochmaligen heißen Kuß ging er zur
Balkontür. Ein letztes Winken, und er schwang seine langen Beine über die
Brüstung und stieg am Spalier ab, an dem er auch heraufgeklettert war. Als ein
Rosendorn ihn stach, stieß er einen unterdrückten Fluch aus, dann hörte sie
seine Stiefel auf dem Boden auftreffen, und fort war er.
Velvet ließ
sich auf die Bank vor dem Frisiertisch sinken. Die Uhr tickte in der
Finsternis, ein hohles, hallendes Geräusch. Sie rührte sich nicht. Seit sie
Jason begegnet war, hatte sie sich noch nie so allein gefühlt.
Obwohl körperlich befriedigt, schlief
Velvet den Rest der Nacht nur wenig. Jason war zu ihr gekommen, und hatte sie
in ebendiesem Raum geliebt. Die Erinnerung an seinen muskulösen Körper, der in
ihren eindrang, ließ ihren Leib schweißfeucht werden. Ihre Brustspitzen wurden
hart, wenn sie daran dachte, wie Jasons glatte Zunge darübergeglitten war und
sie in den Mund genommen hatte. Mit zitternder Hand streichelte sie sich dort,
von dem Wunsch erfüllt, er würde noch immer bei ihr sein.
Statt
dessen lag sie allein im Bett, voller Verlangen nach einem Mann, der sie zwar
begehrte, aber kein Interesse an einer Ehe hatte, zumindest nicht an einer Ehe
mit ihr.
Es war
schon spät, als sie sich aufraffte und aufstand. Sie trat ans Fenster, öffnete
es und sog tief die feuchte, neblige Luft ein.
Nachdem sie sich von Tabby in ein einfaches Musselinkleid hatte helfen lassen,
ging sie hinunter.
»Guten
Morgen, Großvater.«
»Gut ist er
allerdings, meine Liebe.« Der alte Mann am Frühstückstisch lächelte. »Sicher
hast du auch gut geschlafen. Hab' dich gar nicht hereinkommen gehört.«
Das
wunderte Velvet nicht. Er hörte sie kaum einmal, und selbst wenn, hätte er es
sofort vergessen. »Ich habe gut geschlafen,
Großvater.« Die Lüge entschlüpfte ihr ganz unbewußt. Als sie daran dachte, was
wirklich geschehen war, stieg ihr die Röte in die Wangen. »Hoffentlich hast du
nicht auf mich gewartet. Leider habe ich heute ein wenig getrödelt.«
Er nickte
und warf dann einen Blick auf die kleine Visitenkarte in seiner Hand. Er
überlegte kurz, dann erhellte sich sein faltiges Gesicht.
»Ach, das
hätte ich beinahe vergessen. Du bekommst Besuch. Der Marquis of Litchfield
möchte seine Aufwartung machen und müßte jeden Moment eintreffen.«
»Litchfield!«
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