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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Hysterie, »bitte, Sie müssen mir helfen. Ich bin außer
mir vor Angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Es war das erste Mal, daß sie
ihn beim Vornamen nannte, und es verriet ihm, daß sie der Panik nahe sein
mußte.
    In ihm
regte sich Besorgnis. »Schon gut, meine Liebe.« Eine Hand um ihre Schulter
legend, führte er sie in den Salon.
    Wie dessen
Name verriet, war es ein ganz in Weiß und Gold dekorierter
Raum, von den üppigen elfenbeinfarbenen Seidendraperien angefangen bis zu den
Goldrahmen der Gemälde an den
Wänden. »Sobald Sie mir verraten haben, was Sie dermaßen aus der Fassung
gebracht hat, können wir alles in Ruhe besprechen.«
    Er nahm
ihren nebelfeuchten Umhang und warf ihn über einen Sessel, dann führte er sie
zu einem Sofa mit Goldfransen.
    Mary
verschränkte die Hände im Schoß. Sie sah dünn und blaß aus, und er sah, daß sie
zitterte. »Ich weiß, daß es eine große
Zumutung ist, aber ich mußte kommen. Ich wußte nicht, wohin ich gehen, an wen
ich mich wenden sollte.«
    »Wo ist Ihr Vater?« fragte er gütig und in dem
Bewußtsein, daß sie einander schon länger nahestanden.
    Ihre blauen
Augen verdunkelten sich vor Schmerz. Sie waren total glanzlos, jedes Leben
schien aus ihnen gewichen. Mein Vater ist tot.«
    Christians
Züge erstarrten. »Das tut mir leid, Mary.« Er drückte ihre Hand. »Bleiben Sie
hier sitzen, meine Liebe. Ich komme gleich wieder.« Er ging an ein Sideboard
und schenkte ein Glas Sherry ein. »Hier, trinken Sie«, sagte er und reichte es
ihr. Er kniete nieder und drückte ihr den Stiel des Glases in
die Hand. »Ein Schluck oder zwei, und Sie werden sich besser fühlen.« Nachdem
sie das Glas in Empfang genommen hatte, setzte er sich auf das Sofa neben sie.
    Das Glas
bebte zwischen ihren schlanken Fingern. Sie nahm einen Schluck und stellte es
ab. »Er fehlt mir«, sagte Mary gebrochen. »Schon jetzt fehlt er mir so sehr.«
    »Mary, mein
aufrichtiges Beileid. Wie ist es geschehen?«
    »Ein Unfall
... die Kutsche kam von der Straße ab und landete in einem Weiher. Mein Vater
ertrank.« Verweinte Augen sahen ihn an. »Er hat es getan. Ich weiß es.
Irgendwie. Avery hat meinen
Vater getötet.«
    Er schwieg
betroffen, während ihm ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »Mary, sicher
irren Sie sich. Die Nachricht vom Tod Ihres Vaters ist ein grauenvoller
Schock. Verständlich, daß Sie außer sich sind. Sicher würde der Herzog nicht ...«
    Ihre Finger
gruben sich in seinen Arm. »Sie kennen ihn nicht, wie ich ihn kennengelernt
habe. Sie wissen nicht, wie erbarmungslos, wie grausam er sein kann. Ich
glaube, mein Vater war im Begriff, ihn zu durchschauen, und befürchtete
zunehmend, daß er mit Avery eine schlechte Wahl getroffen hatte.«
    Christian
blickte auf. Ihre letzten Worte berührten ihn noch stärker als ihre unerwarteten
Anschuldigungen. »Ihr Vater war also die treibende Kraft? Sie selbst wollten
den Herzog gar
nicht heiraten?«
    Offene Qual
verzerrte ihr Gesicht. Sie schloß die Augen, als sie ihren Tränen freien Lauf
ließ. »Ich wollte ihm den Gefallen tun. Er war alt, und ich wollte ihn
glücklich machen.« Sie lehnte sich an Christian, ihr verängstigter Blick hing
an seinem Gesicht. »Ich hätte Sie geheiratet, Mylord. Ich war in Sie
verliebt.«
    Christians
Brust wurde eng. »Mary ...« Er nahm sie sanft in die Arme, flüsterte ihr leise
Trostworte zu und ließ zu, daß sie sich an seiner Schulter ausweinte. Er hielt
sie fest, und sein Herz war schwer Marys wegen. Und seinetwegen.
    »Am Tage
der Gesellschaft bei Briarwoods«, setzte sie stockend an, »lockte er mich von
dort fort. Er brachte mich in ein Gasthaus auf dem Land. Ich dachte, mein Vater
wäre dort, aber das war gelogen.« Ein herzzerreißendes Schluchzen entrang sich
ihr. »Avery riß mir die Kleider vom Leib. Er tat ... gewalttätige, schreckliche
Dinge. O Gott, es war grauenhaft und schlecht.« Sie schüttelte den Kopf und
neue Tränen stürzten aus ihren Augen. »Und ich dachte immer, es würde schön
sein.«
    Wut
durchzuckte ihn wie ein Messerstich, und wildes Bedauern brandete in ihm auf.
Wie schön hätte es sein können, dachte Christian erbittert, wenn ich der Mann
gewesen wäre, der die sanfte Mary die Liebe gelehrt hätte.
    Nun rückte
sie von ihm ab und sah ihm ins Gesicht. »Ich kann keinen Augenblick länger bei
ihm bleiben, Mylord. Ich kann ihm nicht gegenübertreten in dem Wissen, was er
getan hat.«
    »Mary, Sie
können nicht sicher sein, daß der Herzog am Tod Ihres

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