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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Fesseln sichtbar, wie
er stirnrunzelnd bemerkte.
    »Ich folge
in einem gewissen Abstand«, sagte er finster dreinblickend, »um sicherzugehen,
daß du gut ans Ziel kommst. Eine Stunde später treffen wir uns dann.«
    »Gut.« Sie
trug einen braunen Wollrock und eine Bluse aus ungebleichtem Musselin. Ihr
brünettes Haar verschwand fast ganz unter einem gerüschten Häubchen.
    Jason
erfaßte die Zügel ihres Pferdes, als sie losreiten wollte. »Verdammt, es paßt
mir gar nicht, daß du in die Sache verwickelt wirst. Bist du sicher, daß du
das durchstehen kannst?«
    Velvet sah
ihn mit keckem Lächeln an. »Versteht sich, mein Bester. Kann es kaum erwarten
hinzukommen.«
    Jason
runzelte die Stirn. »Meide vor allem die Schankstube. Für die
Männer, die dort herumhocken, stellt ein Mädchen, das allein unterwegs ist,
eine zu große Versuchung dar.«
    »Recht haben Sie, mein Herr.«
    Er schmunzelte
wider Willen. »Und so aufreizend, wie du in dieser Aufmachung aussiehst, könnte
es sein, daß dies auch auf mich zutrifft.«
    Velvets
Wangen färbten sich rosig, und sie lächelte. »Viel Glück, Jason«, sagte sie
wieder ernst, warf ihm einen Kuß zu und wendete den knochigen alten Gaul.
    Jason sah
ihr mit einer Mischung aus Unbehagen und Bewunderung nach. Sie hatte mehr Mumm
als zwei Männer zusammen, auf sie und ihre Entschlossenheit war Verlaß. Wäre
er der Mann gewesen, der er vor acht Jahren war, hätte er sich glücklich
gepriesen, sie zur Frau zu haben. Aber in seiner großen Naivität wollte er
damals Celia Rollins heiraten. Er hatte zu sehr auf seinen Unterleib gehört,
als sein Hirn in Bewegung zu setzen.
    Mit einer
Verwünschung auf den Lippen rollte Jason in seinem Phaeton Velvet hinterher,
um dann im Schutz eines Waldstückes zu warten, bis eine Stunde vergangen war
und er ihr zum Wirtshaus folgen konnte.
    Als er
schließlich ankam, sah er, daß ihr Gaul friedlich im Stall stand. Er warf dem
Stallburschen eine Münze zu, damit er sich um Pferd und Wagen kümmerte, und
ging dann über den Hof zum Hauseingang. Efeu überwucherte die dicken Mauern und
hing tief über die niedrige Holztür. Er zog den Kopf ein und betrat den breiten
Flur mit dem Steinboden.
    Zuerst sah
er sie nicht. Erst als er an der Küchentür vorüber ging, erspähte er ihre
grazile Gestalt hinter einer über dem Herd hängenden Dunstwolke. Er war nicht
wenig verwundert, daß sie hier arbeitete. Offenbar hatte sie eine Übernachtung
gegen einen Tag Arbeit eingehandelt.
    Aber
eigentlich hätte es ihn nicht wundern sollen.
    Jason mußte
wider Willen lächeln. Wenigstens wußte er, wo sie war und was sie machte. Er
hoffte, sie würde damit sämtlichen Schwierigkeiten entgehen.
    Er betrat
die Schankstube, einen niedrigen Raum mit dicken Deckenbalken. Alles war alt
und abgenutzt, doch der Steinboden war sauber gefegt, die Wände seit seinem
letzten Besuch frisch getüncht. Er wußte noch, daß der Eigentümer immer sein
Bestes getan hatte, um alles in Ordnung zu halten. Daran hatte sich offenbar
nichts geändert.
    Er setzte
sich an einen Ecktisch, von dem aus er das Kommen und Gehen gut im Auge
behalten konnte, lehnte sich zurück und rief nach der Schankmaid, um sich einen
Krug Bier zu bestellen. Den Rest des Tages und den größten Teil des Abends
verbrachte er entweder an seinem Tisch oder ging im Haus umher. Er sprach mit
dem Mann an der Theke und der Kellnerin, plauderte mit ein paar Stammgästen,
hielt sich aber insgesamt mit seinen Fragen zurück, weil er damit noch warten
und Velvet Gelegenheit geben wollte, sich beim Personal umzuhören, ehe er
selbst seine Nachforschungen intensiver gestaltete.
    Sich an die
Wand lehnend, zog er seine goldene Taschenuhr heraus, ließ den Deckel
aufklappen und sah nach, wie spät es war. Viertel vor elf. Zeit für sein
Stelldichein mit Velvet im Stall.
    Da er
wußte, daß sich der Stallbursche bereits in seine Schlafkammer über der Remise
verzogen hatte und sie ungestört bleiben würden, verließ Jason das Haus durch
eine kleine Tür im rückwärtigen Teil des Ausschankes und ging über den Hof zum
Stall. Eine schmale Mondsichel erhellte die Nacht mit spärlichen Strahlen, die
immer wieder hinter bizarr geformten Wolken verschwanden.
    Er bewegte
sich mit weit ausholenden Schritten durch die Finsternis, voller Neugierde, was
Velvet erfahren haben mochte. Er wollte sich außerdem überzeugen, daß sie in Sicherheit
war und einen anständigen Schlafplatz hatte. Falls sich nichts ergeben hatte,
würde er es

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