Wie Sommerregen in der Wueste
hatte“, erläuterte Sara. „Sobald der Ring an meinem Finger steckte, hat Kazim von mir quasi verlangt, dass ich den ganzen Tag herumliege und Bonbons lutsche.“
Kazim zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich hat da noch der ganze traditionelle Mist in meinem Kopf herumgespukt. Da kann ein Mann so fortschrittlich sein, wie er will. Erst als ich Sara deswegen fast verloren hätte, bin ich aufgewacht.“
„Glücklicherweise“, sagte Sara lächelnd. „Denn ich hätte ihn vermisst.“ Sie zwinkerte Kazim zu. „Außerdem gäbe es Hannah dann nicht.“ Liebevoll betrachtete sie das Baby, das auf Kazims Schoß saß und am Daumen lutschte.
„Tja, mit uns Al-Mansur-Männern hat man es nicht immer leicht, aber wir sind es wert, dass man sich um uns bemüht“, meinte Kazim leichthin.
Celia blickte zwischen ihm und Salim hin und her. Sie fragte sich, ob Kazims Worte an sie gerichtet waren. Aber Salim hatte seinem Bruder bestimmt nichts von ihrer lang zurückliegenden Beziehung erzählt. Worauf spielte Kazim also an?
Seiner Körperhaltung nach fühlte Salim sich nicht besonders wohl.
„Sara und ich gehen heute Abend mit einem meiner Klienten essen“, verkündete Kazim unvermittelt und schnippte eine Fliege vom Arm seiner kleinen Tochter. „Ich hoffe, du hast fürs Dinner nicht mit uns gerechnet.“
„Wolltest du nicht diesen großen Fisch essen, den du heute Morgen im Hafen gefangen hast?“, fragte Salim stirnrunzelnd. „Frisch ist er am besten.“
„Oh, den großen Gelben hatte ich ganz vergessen.“ Er warf Celia ein Lächeln zu. „Ich habe einen Gelbflossen-Thunfisch gefangen. Vielleicht wollt ihr beiden ihn heute Abend essen?“
Celia schluckte. Was für ein Spiel trieb Salims Bruder?
„Ich … ich glaube nicht, dass …“, wehrte sie schnell ab, weil sie Salims grimmigen Blick auffing. „Ich bin sicher, dass Salim sehr viel zu tun hat, nachdem er so lange auf Reisen gewesen ist. Auf der Baustelle ist seither einiges geschehen.“
„Ich möchte sie mir noch heute Nachmittag anschauen“, erklärte Salim und fuhr in ausdruckslosem Tonfall fort: „Vielleicht möchtest du mitkommen, um mir den Stand der Bauarbeiten zu erläutern?“
„Gern. Das würde mich freuen“, erwiderte sie ebenso unbeteiligt wie er, doch anscheinend ließ Kazim sich nicht täuschen, denn er grinste breit.
Wenn der wüsste … dachte Celia. Er konnte ja nicht wissen, dass er gerade versuchte, Salim mit einer Frau zu verkuppeln, die bereits ein Kind von ihm hatte.
Sie biss sich auf die Lippe. Der Ausflug zur Baustelle bot eine gute Gelegenheit, endlich mit der Wahrheit herauszurücken. Celia konnte nicht tagein, tagaus mit Salim zusammenarbeiten, wenn das Geheimnis sie immer stärker belastete. Sie musste es endlich hinter sich bringen.
Diesmal wählte Salim einen Wagen mit Chauffeur, um zur Baustelle zu fahren. Damit niemand auf falsche Gedanken kommen konnte, was ihn und Celia betraf. Wieso bildete Kazim sich bloß ein, dass sich zwischen ihm und Celia irgendetwas anbahnte? Seine damalige Beziehung zu ihr war ein gut gehütetes Geheimnis geblieben. Und jetzt hatte Salim nicht den Eindruck, dass sein Verhalten zu solchen Spekulationen Anlass gab. Er wollte Celia endgültig aus seinem Herzen verbannen und sich nicht erneut auf sie einlassen!
Als sie die Baustelle erreicht hatten, stieg Celia rasch aus. Prompt fielen Salim ihre langen, schlanken Beine auf, die die enge Jeans betonte. Verstohlen sah er zum Fahrer, doch der hatte sich schicklicherweise abgewandt.
„Führe mich herum“, ordnete Salim an und musste sich räuspern, als Celia an ihm vorbeiging. Ihr knappes rosa T-Shirt verbarg keine ihrer sexy Rundungen.
Konnte eine erwachsene Frau sich bei einem geschäftlichen Termin nicht etwas unaufdringlicher kleiden? Da war es doch kein Wunder, dass er ständig erotische Fantasien hatte, in denen sie eine verdammt große Rolle spielte. Salim fand es ärgerlich, dass sein Körper so empfänglich für derartige Reize war.
Celias derbe Bauarbeiterstiefel bildeten einen starken Kontrast zu ihrer weiblichen Figur. Aber wenn er zurückdachte, dann hatte sie sich um Kleiderordnungen bisher nie geschert.
Allerdings war nicht zu leugnen, dass die Stiefel hier auf der Baustelle vorteilhaft waren. Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg durch das steinige Gelände, bis sie einen Bereich erreichten, wo sich neue Mauern aus getrockneten Ziegeln und fein behauenem Naturstein erhoben.
„Dies hier wird der Haupteingang“,
Weitere Kostenlose Bücher