Wie Sommerregen in der Wueste
Gesichtszüge betonte, die Lippen presste er arrogant aufeinander.
Leider fand Celia ihn immer noch so attraktiv wie bei ihrer letzten Begegnung vor fast vier Jahren.
„Celia.“ Er stand auf und kam auf sie zu.
Plötzlich hatte sie das Gefühl zu schwanken. Ihr Herz raste, das Blut schoss ihr in die Wangen.
„Hallo“, erwiderte sie und reichte ihm die Hand. Sofort wünschte Celia, sie hätte es nicht getan. Denn sobald sie einander berührten, erschauerte sie warm. So war es immer gewesen, nichts hatte sich geändert.
Aber das machte die Tatsache nicht wett, dass Salim Al Mansur sie zweimal eiskalt abserviert hatte.
War sie deshalb hierhergekommen? Weil sie endlich die Gelegenheit bekam, zu sehen, wie er lebte? Weil sie mit eigenen Augen und allen Sinnen erfahren wollte, was er ihr nie hatte zeigen wollen? Seine Heimat, seinen Besitz, sein Volk?
Sein Blick verriet nicht, was er bei diesem höflichen Händedruck empfand, der ihm doch ebenso seltsam vorkommen musste wie ihr. Immerhin waren sie einander einst ganz nah gewesen, oder nicht?
Abrupt entzog ihm Celia ihre Hand. Ihre Haut kribbelte.
Salim sah so unverschämt gut aus, dass es sie sowohl anzog als auch einschüchterte. Und sie erinnerte sich leider nur zu gut daran, wie sich sein Körper auf ihrem anfühlte, dessen Muskeln der maßgeschneiderte Anzug nicht verbarg.
„Danke, dass du gekommen bist.“ Er lächelte und lud sie mit einer Handbewegung dazu ein, Platz zu nehmen. „Dir ist bereits mitgeteilt worden, dass es um die Sanierung eines ehemaligen Ölfeldes geht. Soweit ich informiert wurde, bist du Spezialistin für umweltverträgliche Landschaftsplanung.“
Sie begriff, dass er offenbar kein Interesse daran hatte, über ihr letztes Zusammentreffen und die gemeinsame Nacht zu reden. Also konzentrierte Celia sich aufs Geschäftliche. „Ich habe an mehreren Projekten in Wüstengegenden gearbeitet. Unter anderem ist unter meiner Leitung ein Ölfeld in West-Texas in die ursprüngliche Prärielandschaft zurückverwandelt worden. Das heißt, ich bin mit den Anforderungen vertraut und …“
„Ja, ich habe mir deine Website angeschaut“, unterbrach er sie, wandte sich um und ging ein paar Schritte.
Sie gestand sich ein, dass seine breiten Schultern und die schmale Hüfte, die der Anzug bestens zur Geltung brachte, sie immer noch beeindruckten. Auf der Veranstaltung vor vier Jahren, zu der sie zufällig beide gegangen waren, hatte er ihren Vortrag versäumt. Wahrscheinlich hatte er Wichtigeres zu tun gehabt.
Schweigend sah sie sich im Zimmer um. Es gab keine Bilder an den Wänden, keinerlei Ziergegenstände standen auf den Regalen. Nur ein arabischer Dolch in einer vergoldeten Scheide schmückte eine Wand.
Unwillkürlich stellte Celia sich vor, wie Salim damit Konkurrenten aus dem Weg räumte. Wie rücksichtslos er sein konnte, hatte sie am eigenen Leib erfahren, als er sie stehen gelassen hatte, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Zweimal war ihr das passiert. Und ihr war klar, dass sie selbst daran schuld gewesen war. Zumindest bei ihrer letzten Begegnung. Da hatte sie ihre Collegeliebe für längst überwunden gehalten, und trotzdem war Celia bei der erstbesten Gelegenheit wieder in Salims Bett gelandet. Ohne nachzudenken, war sie in ihr Unglück gerannt. Wie dumm und naiv!
„Der Ort liegt draußen in der Wüste.“ Seine tiefe Stimme riss sie aus den Gedanken.
Er ging zum Fenster und blieb stehen, eine hohe Silhouette vor dem Urlaubspanorama, das sich den Blicken darbot. „Das Gebiet gehörte den Vorfahren meiner Mutter. In den siebziger Jahren ist dort Öl entdeckt und dann auch gefördert worden. Irgendwann ist die Quelle versiegt, und man ließ das Land in dem Zustand zurück.“
„Ist das Gebiet kontaminiert?“, fragte Celia im vollen Bewusstsein, dass diese Frage Landbesitzern am unangenehmsten war.
„Kann sein.“ Salim sah sie kühl an, als er sich zu ihr umwandte.
Im Gegensatz dazu war Celia ein einziges Nervenbündel, geschüttelt von ihren widerstreitenden Gefühlen.
Ich muss es ihm ja nicht sagen, dachte sie wieder und wieder.
Ihre Freunde hielten sie für verrückt, weil sie sich überhaupt in Salims Nähe wagte. Wäre Celia deren Ratschlägen gefolgt, dann hätte sie einen Schlussstrich unter das Ganze gezogen und vor allem ihr Geheimnis für sich behalten.
Salims Blick ruhte auf ihr. „Ich möchte, dass du dir den Ort ansiehst.“
„Gern.“ Sie holte ihren Blackberry aus der Tasche und versuchte, nicht daran
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