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Wie Sommerregen in der Wueste

Wie Sommerregen in der Wueste

Titel: Wie Sommerregen in der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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unterdrückte den Wunsch, ihr Haar zu berühren, da er wusste, es wäre ein Fehler. Sie machte schon jetzt den Eindruck, als ob sie bei der kleinsten Annäherung aus der Haut fahren würde. »Möchtest du ein Bier?«
    Sie zögerte nur kurz. Es schien, als wollte Craig es ihr doch leichter machen. »Gern.«
    »Die Hälfte vom Sandwich?«
    Sie entspannte sich und lächelte wieder. »Na gut.«
    Ein Waffenstillstand, unausgesprochen, aber klar, war eingetreten. Auf Craigs Terrasse teilten sie sich das kühle Bier und das würzige Frikadellen-Sandwich. Rote, schwer duftende Blüten zogen sich über die Wände der Terrasse, die Amy und Craig von der übrigen Welt abschlossen. Die Luft hatte sich angenehm abgekühlt.
    »Komfort wie zu Hause«, meinte Amy und nahm einen Schluck Bier.
    Craig dachte an sein Zuhause, wo ihm alles vertraut und wo noch so viel unfertig war. »Nicht ganz, aber fast.«
    Amy streckte ihre Füße zu der kleinen, plätschernden Quelle vor ihnen aus. Wie gern würde sie sich jetzt ganz entspannt ins Wasser legen und die Augen schließen. Mit einem bedauernden Seufzer schob sie die Vorstellung von sich. »Du musst viel reisen?«
    »Genug. Und du?«
    »Hin und wieder muss ich los. Manchmal nach Utah. Aber ich mag Hotels.«
    »Wirklich?«
    Sie war entspannt genug, um sein Lächeln ignorieren zu können. »Ich mag es, zu duschen, wegzugehen und frische Handtücher vorzufinden, wenn ich zurückkomme. Den Zimmerservice anzurufen und im Bett zu essen. Solche Sachen. Du musst es auch mögen. Du machst auf mich nicht den Eindruck, als würdest du etwas tun, was dir gegen den Strich geht.«
    »Ich bin gern unterwegs.« Die Pommes frites waren fettig und versalzen. Perfekt. Er nahm zwei. »Aber trotzdem brauche ich einen Ort, der mir sicher ist und an den ich wieder zurückkehren kann.«
    Das verstand sie sehr gut, obwohl sie dieses Bedürfnis bei ihm überraschte. »Hast du schon immer in Florida gelebt?«
    »Ja. Ich kann nicht gerade behaupten, dass mir das Schneeschipp- und Fingereinfrierwetter im November zusagt. Ich liebe die Sonne.«
    »Ich auch.« Sie fischte sich einige Pommes frites aus der Packung. »Hier regnet es vielleicht fünfmal im Jahr. Regen ist ein richtiges Ereignis.« Sie schluckte den letzten Bissen ihres halben Sandwiches hinunter. Mein bestes Essen seit Wochen, musste sie sich eingestehen. Es war schwer zu glauben, aber Craigs Gesellschaft war nicht die erwartete Nervenbelastung. Bequem lehnte sich Amy mit ihrem Bier zurück. »Aber ich würde trotzdem gern den Ozean sehen.«
    »Welchen?«
    »Irgendeinen.«
    In diesem Licht waren ihre Augen grau. Grau und etwas schläfrig. »Es ist nur ein kurzer Flug zur Westküste.«
    »Ich weiß.« Sie bewegte die Schulter und beobachtete weiter den sich verdunkelnden Himmel. »Wahrscheinlich brauche ich einen besonderen Grund, um die Reise zu machen.«
    »Urlaub?«
    »Die letzten Jahre habe ich ganz schön ranklotzen müssen. Wir mögen im Zeitalter der Frauenemanzipation leben, aber wenn man als Ingenieur zufällig eine Frau ist, muss man noch Mauern einreißen.«
    »Warum bist du Ingenieurin?«
    Beide griffen nach den Pommes frites, und ihre Finger berührten sich leicht. »Ich habe mir schon immer gern vorgestellt, wie man Dinge in die Realität umsetzt. Ich kann mit Zahlen umgehen. Ich mag ihre Logik. Wenn man die richtige Formel anwendet, bekommt man immer die richtige Antwort.«
    »Die richtige Antwort ist nicht immer die beste Antwort.«
    Sie wandte den Kopf, um sein Gesicht im Dämmerlicht zu mustern. »So denken Künstler. Das ist der Grund, warum ein Architekt einen guten Ingenieur braucht: damit er auf dem Boden bleibt.«
    Lächelnd nahm er einen Schluck Bier. »Tust du das, Rotschopf? Mich auf dem Boden halten?«
    »Es ist nicht leicht. Nimm den Entwurf für das Gesundheitszentrum.«
    »Ich dachte, du hättest dich damit abgefunden.«
    Besänftigt vom entspannten Essen, überhörte sie seinen Sarkasmus. »Und der Wasserfall an der Ostseite. Der wird sich noch als unpraktikables Hirngespinst erweisen.«
    »Hast du etwas gegen Wasserfälle?«
    »Wir sind hier in der Wüste, Johnson.«
    »Schon einmal etwas von einer Oase gehört?«
    Sie seufzte, immer noch entschlossen, geduldig zu sein. Es war ein angenehmer Abend und Craigs Gesellschaft erfreulicher als erwartet. »Du bekommst deine kleine Verrücktheit – das heißt, solltest du sie an der Westseite haben wollen …«
    »Im Westen geht es nicht«, warf er ein. »Dort müssen Fenster sein

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