Wie Sommerregen in der Wueste
trug.
Etwas verwirrt über seinen Blick, versuchte Amy ein Lächeln. »Ich war heute Abend zwar sehr mit mir beschäftigt, aber mir ist aufgefallen, wie still du geworden bist. Etwas Schlimmes?«
»Schlimm? Nein. Mir gehen einige Sachen durch den Kopf. Das ist alles.«
»Das Projekt? Liegt dort das Problem?«
»Es ist nicht das Projekt.« Die Hände in den Taschen vergraben, trat er zu ihr. »Und ich weiß auch nicht, ob es ein Problem ist.«
Ihre Hände wurden plötzlich kalt. Seine Augen waren sehr dunkel, sein Blick sehr eindringlich, sehr ernst. Er will Schluss machen, dachte sie mit klopfendem Herzen. Sie wappnete sich dagegen. Sie hatte sich selbst versprochen, stark zu sein, wenn dieser Augenblick eintrat. Doch sie fühlte sich sterbenselend.
»Willst du darüber reden?«
Er sah sich um. Ihre Wohnung war wie immer ein Chaos. Es gab kein Kerzenlicht und keine stimmungsvolle Musik. Er hatte keine Rose oder einen Ring, den er ihr schenken konnte. Und er war nicht der Typ, der in die Knie ging und die Hand aufs Herz legte. »Ja. Ich denke, wir sollten …«
Das Läuten des Telefons unterbrach ihn. Er fluchte, während Amy wie benommen den Hörer abnahm. »Hallo. Oh, ja. Er ist hier.« Mit ausdrucksloser Miene reichte sie Craig den Hörer. »Deine Mutter.«
Amy wandte sich ab. Sie hörte Bruchstücke des Gesprächs, doch sie nahm sie nicht wahr. Wenn er Schluss machen wollte, musste sie stark sein und es akzeptieren.
Nein, es stimmte alles nicht. Die ganze Idee war falsch. Sie liebte Craig. Warum sollte sie da akzeptieren, dass er Schluss machen wollte? Und warum nahm sie überhaupt gleich an, er wolle Schluss machen? Entnervt schloss sie die Augen. Warum musste sie dem einzigen Menschen, der wirklich zählte, so unsicher gegenüber sein?
»Amy?«
»Ja?« Verzweifelt nach Fassung ringend drehte sie sich um. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja. Ich habe meiner Familie unsere beiden Telefonnummern gegeben.«
»Das ist schon in Ordnung.« Ihr Lächeln war gezwungen.
»Mein Vater hatte vor ein paar Monaten Probleme mit dem Herzen. Es war nicht ganz ungefährlich.«
Mitgefühl ließ die Frustration vergessen. »Oh, das tut mir leid. Ist er jetzt wieder auf dem Damm?«
»Offensichtlich. Die letzten Untersuchungen haben gute Ergebnisse erbracht. Meine Mutter wollte mir das nur mitteilen.«
»Das freut mich. Vor ein paar Monaten, hast du gesagt? War das etwa die Zeit, als wir die Vorbesprechungen hatten?«
»Richtig.«
Amy sah sich deutlich wieder im Bauwagen an jenem ersten Tag, als sie ihm Vorwürfe darüber gemacht hatte, dass er sich bei den Vorgesprächen nicht hatte blicken lassen.
»Du hättest mir das Bier über den Kopf gießen sollen.«
Er kam zu ihr und zog sie neckend am Haar. »Ich habe daran gedacht.«
»Du hättest es mir sagen sollen.«
»Es ging dich nichts an – damals.« Er hob ihre Hand an die Lippen. »Die Zeiten ändern sich, Amy.«
Das erneute Telefonläuten ließ ihn die Stirn runzeln. »Willst du nicht das verdammte Ding aus der Wand reißen?«
Sie lachte auf und nahm den Hörer ab. »Hallo. Ja, Amy Wilson. Mrs Mendez? Ja, wie geht es Ihrem Mann? Gut. Nein, es hat uns keine Mühe gemacht, wir waren froh, helfen zu können.« Sie nahm den Hörer ans andere Ohr, als Craig hinter sie trat und ihren Nacken liebkoste. »Heute Abend? Eigentlich … Nein, nein, natürlich nicht, wenn es wichtig ist. Wir können in zwanzig Minuten da sein. In Ordnung.« Überrascht legte Amy auf. »Das war Carmen Mendez.«
»Das habe ich mitbekommen. Wo können wir in zwanzig Minuten sein?«
»Im Krankenhaus. Sie klang merkwürdig, sehr nervös, obwohl sie erzählte, dass Mendez nicht mehr auf der Intensivstation liegt und es ihm gut geht. Sie sagte, er müsse sofort mit uns reden.«
Da sie sich schon die Schuhe anzog, erkannte Craig, dass sie sich entschlossen hatte zu gehen. »Unter einer Bedingung.«
»Die wäre?«
»Wenn wir später zurückkommen, gehen wir nicht mehr ans Telefon.«
Als Amy und Craig etwas später im Krankenhaus in Mendez’ Zimmer traten, saß seine Frau neben seinem Bett und hielt seine Hand.
»Gut, dass Sie gekommen sind.«
»Ich freue mich, dass es Ihnen besser geht.« Amy legte eine Hand auf Carmens Schulter und drückte sie leicht, während sie den Mann im Bett betrachtete. Er war jung, zu jung für diese Schmerzens- und Sorgenfalten um die Augen. »Brauchen Sie etwas? Können wir etwas für Sie tun?« Sie brach überrascht ab, als sie es in seinen Augen
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