Wie Sommerregen in der Wueste
wie sie sich verhalten sollte, beugte sich Amy vor und küsste ihre Mutter auf die Wange. »Du siehst prächtig aus. Hat dir die Reise gefallen?«
»Ja.« Jessie fingerte an der Serviette auf ihrem Schoß herum. »Ich werde mich in Dallas so wohl fühlen wie Willie. Ich hoffe – wir hoffen –, du findest einmal die Zeit, uns zu besuchen.«
»Es ist immer ein Zimmer für dich da. Du kannst dich dort einrichten, wann immer du willst.«
»Das ist sehr nett von dir.«
»Nicht nett.« Barlow fuhr sich über sein spärliches Haar. »Familie.«
»Möchten Sie vor der Bestellung etwas trinken?« Der Kellner war lautlos herangetreten und offensichtlich äußerst entzückt darüber, einen der reichsten Männer des Landes zu bedienen.
»Champagner. Dom Perignon.« Barlow legte eine Hand auf Jessies. »Wir feiern.«
Kaum war der Kellner wieder gegangen, entstand sofort ein drückendes Schweigen. Craig fielen unwillkürlich die Essen seiner Familie ein, wo jeder mit jedem über alles Mögliche sprach. Als Amy unter dem Tisch ihre Hand in seine legte, entschloss er sich, hilfreich einzuspringen. »Ich hoffe, Sie können es vor Ihrer Rückfahrt nach Dallas einrichten, auf der Baustelle vorbeizukommen.«
»Warum … ja, ja. Das habe ich vor.« Dankbar griff Barlow nach dem Strohhalm.
Craig lehnte sich zurück und steuerte das stockende Gespräch um die anfänglichen Klippen.
Obwohl selbst nervös, entging Amy nicht, wie sich jeder um den richtigen Ton, um die richtigen Worte bemühte. Sie hätten alle vier über rohe Eier gehen können, ohne eins zu zerbrechen. Jessie fingerte weiterhin mit ihrer Serviette herum, obwohl ihr gelegentlich ein gezwungenes Lächeln gelang. Barlow fuhr sich laufend unter dem Kragen über den Hals, räusperte sich oder berührte Jessies Hand oder ihren Arm.
Um ihr beizustehen, dachte Amy, wegen mir. Sie kam sich egoistisch und gemein vor.
Ein gemeinsamer Seufzer der Erleichterung schien von allen auszugehen, als der Kellner schließlich die Flasche Champagner servierte.
»Nun, dann.« Nervös lächelnd hob Barlow sein Glas mit der perlenden Flüssigkeit.
»Ich würde gern einen Toast aussprechen«, begann Craig.
»Nein, bitte.« Amy legte eine Hand auf seinen Arm. »Ich möchte das tun.« Es fielen ihr keine klugen Worte ein. Sie hatte es immer schon besser verstanden, mit Zahlen umzugehen. »Auf euer Glück«, sagte sie und wünschte, sie hätte andere Worte gefunden. Sie stieß mit ihrer Mutter und dann mit Barlow an. »Ich hoffe, du liebst meine Mutter so, wie ich sie liebe. Ich freue mich, dass ihr euch gefunden habt.«
»Danke.« Jessie nippte, kämpfte dabei um Fassung und gab es dann auf. »Ich muss mir die Nase pudern. Entschuldigt mich eine Minute.«
Sie eilte davon. Barlow zwinkerte und strahlte. »Das war nett. Wirklich nett.« Er nahm Amys Hand und drückte sie.
Amy erhob sich und legte kurz ihre Wange an seine. »Ich bin in einer Minute zurück.«
Sie nahm denselben Weg wie Jessie. Barlow sah ihr nach. »Wenn ich etwas eingebildeter wäre, würde ich mich jetzt vor Stolz aufblähen.« Er hob sein Glas und nahm einen kräftigen Schluck. »Das ist schon ein Paar.«
»Das können Sie ruhig laut sagen.«
»Ah, wo wir jetzt schon allein sind, Jessie hat mir verraten, Sie und Amy seien … nun … sich nahegekommen.«
Craig zog eine Augenbraue hoch. »Wollen Sie etwa Dad spielen, WW?«
Verlegen rutschte Barlow auf seinem Stuhl herum. »Wie ich gesagt habe, ich hatte nie eine Tochter. Ein Mann fühlt sich dann gleich als Beschützer. Ich weiß, Jessie würde das Mädchen gern glücklich sehen. Sie meint, Amys Gefühle seien ernst. Wenn es bei Ihnen nicht so …«
»Ich liebe sie.« Es war heraus. Er hatte es ausgesprochen und fühlte sich herrlich. Als wolle er die Worte noch einmal auskosten, wiederholte er sie. »Ich liebe sie. Ich will sie heiraten.« Der zweite Satz kam selbst für ihn als Überraschung. Nicht, dass er noch nicht an die Zukunft gedacht hätte. Doch eine Ehe, dieses absolute Versprechen, das kam für ihn selbst unerwartet. Er empfand es als eine angenehme Überraschung.
Zweifach hocherfreut hob Barlow sein Glas. »Haben Sie sie gefragt?«
»Nein, ich … Zum geeigneten Zeitpunkt.«
Barlow brach in schallendes Gelächter aus und schlug ihm auf den Rücken. »Nichts ist doch komischer als ein verliebter Mann – es sei denn, es handelt sich um einen alten verliebten Mann. Ich will Ihnen etwas verraten, Junge. Man stellt tausend Überlegungen an –
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