Wie Sommerregen in der Wueste
zu hören als die Seufzer von Liebenden und die gleichmäßigen Bewegungen von Körpern. Als die Nacht einbrach, waren Amys Augen nicht mehr schläfrig. Ihr Blick, erregt jetzt, erinnerte an die Schatten der Nacht – dunkler und tiefer werdend.
Sehr langsam, als ob ein Teil von ihm wusste, dass er sich an irgendeinem kalten, einsamen Tag an diesen Augenblick erinnern würde, strich Craig ihr das Haar aus dem Gesicht. Dann betrachtete er sie einfach nur.
Mit einem kleinen, hilflosen Laut zog sie ihn näher an sich heran, fast verängstigt über dieses Ausmaß an Zärtlichkeit. Tränen traten ihr in die Augen, sie spürte einen Schmerz in der Kehle, als das unvergleichlich schöne Erlebnis sie ganz schwach machte. Wieder sagte sie nur seinen Namen, während die Empfindungen, die in ihr angeschwollen waren, aus ihr herausströmten.
Dann klammerten sie sich aneinander, wie sich vielleicht Überlebende eines heftigen Sturms aneinanderklammerten. Fest umschlungen rollten sie übers Bett. Ihre sanfte Zärtlichkeit wurde von einem überwältigenden Hunger ersetzt.
Ihre Finger waren miteinander verflochten, als Amy Craig ganz tief in sich aufnahm. Als er sie erfüllte, bog sie den Oberkörper zurück. Dieses Mal war es kein Laut der Hilflosigkeit, den sie dabei ausstieß, sondern ein glückliches Seufzen.
Im allerletzten Licht des Tages hielten sie sich umfangen und glitten hinüber in die Nacht und den Schlaf.
10. K APITEL
»Ich würde mich freuen, wenn du mitkommst.« Craig warf Amy einen Seitenblick zu, als er den Wagen vor dem Hotel anhielt, wo W. W. Barlow und seine neue Frau abgestiegen waren. »Sei nicht dumm.«
»Ich meine es ernst.« Nervös fingerte Amy an ihrer Halskette, während der Portier herbeieilte, um die Wagentür zu öffnen. »Das ist zwar mein Problem. Ein familiäres Problem.« Sie stieg aus und wartete, bis Craig neben sie trat. »Aber ich möchte dieses Dinner nicht allein durchstehen müssen.«
Ihre Unsicherheit überraschte ihn. Diese Frau, die Angst vor einem Essen mit ihrer Mutter hatte, war dieselbe, die entschlossen zwischen zwei aufgebrachte Bauarbeiter getreten war. Kopfschüttelnd nahm er sie beim Arm und führte sie in die Hotelhalle.
»Wilson, es geht hier doch nur um ein Essen mit deiner Mutter und ihrem neuen Mann.«
Unwillkürlich lachte sie auf. »Und damit habe ich genügend Erfahrung.« An der Tür zum Speisesaal blieb sie stehen. »Entschuldigung. Keine bissigen Bemerkungen, kein Sarkasmus, kein Schmollen.«
Er umfasste ihr Gesicht, amüsiert von der Art, wie sie die Schultern gestrafft und ihr Kinn vorgestreckt hatte. »In Ordnung, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte, während der Vorspeise zu schmollen.«
Sie lachte wieder, dieses Mal herzlich. »Du tust mir richtig gut.«
Er küsste sie unerwartet fest. »Rotschopf, ich bin der Beste für dich.«
»Guten Abend.« Der Kellner strahlte übers ganze Gesicht. Offenbar hatte er eine Schwäche für Romanzen. »Sie wünschen einen Tisch für zwei?«
»Nein.« Craig nahm Amys Hand. »Wir treffen uns mit den Barlows.«
»Natürlich, natürlich.« Das schien sein Interesse nur noch zu steigern. »Sie haben gerade Platz genommen. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Es war noch früh, und so war der Speisesaal fast leer. Lachsfarbene Tafeltücher und dazu passende, kunstvoll gefaltete Servietten warteten auf die Gäste, die sich in den nächsten zwei Stunden einstellen würden. In der Mitte des Raumes war ein Miniaturspringbrunnen, von Palmen umgeben, angelegt. Auf den Tischen flackerten Kerzen, obwohl durch die Fenster noch Strahlen der späten Nachmittagssonne drangen. Das frisch vermählte Brautpaar hielt Händchen. Barlow erblickte Amy und Craig zuerst und sprang auf. Amy war sich nicht sicher, doch sie glaubte, sein Lächeln sei ein wenig unsicher.
»Pünktlich auf die Minute.« Er ergriff Craigs Hand und schüttelte sie herzlich. »Schön, dass Sie mitkommen konnten.« Er zögerte einen Augenblick, bevor er sich Amy zuwandte. Er trug einen offensichtlich teuren italienischen Anzug, doch er machte trotzdem eher den Eindruck eines Lieblingsonkels. »Darf ich meiner neuen Stieftochter einen Kuss geben?«
»Natürlich darfst du.« Amy bemühte sich, bei der Anrede nicht zusammenzuzucken, und bot ihm ihre Wange. Er drückte Amy fest an sich.
»Ich wollte immer eine Tochter haben«, sagte er gerührt, als er ihr einen Stuhl zurechtrückte. »Hätte nie erwartet, in meinem Alter noch eine zu bekommen.«
Unsicher,
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