Wie Sommerregen in der Wueste
Lebenswerk Ihres Vaters ist.«
Mit dem Whisky in der Hand drehte sich Tim um. Es war angenehm kühl im Raum, doch über Tims Oberlippe hatten sich einige Schweißperlen gebildet. »Ich habe keine Ahnung, was das soll, doch ich finde es alles andere als angenehm, illegaler Praktiken angeklagt zu werden.« Er kippte den Whisky hinunter und goss sich einen weiteren ein. »Ich weiß, mein Vater schätzte Sie, Amy, und Sie haben ein gewisses persönliches Interesse an der Firma. Aber das entschuldigt nichts. Solche Angriffe lasse ich mir in meinem eigenen Haus nicht bieten.«
Craig baute sich vor der Tür auf, bevor Tim hinausstürmen konnte. »Sie bleiben jetzt schön hier. Das Spiel ist aus. Wir wissen alles über die Materialien, den geschmierten Prüfer und die Arbeiter, die dafür bezahlt wurden, den Mund zu halten. Komische Sache, Tim, einige von den Männern haben Gewissensbisse.«
»Lächerlich. Sollte jemand mit den Materialien gepfuscht haben, dann werde ich das herausfinden. Ich werde eine Untersuchung in Gang setzen, da können Sie sicher sein.«
»Wunderbar.« Amy legte eine Hand auf seinen Arm und sah ihm fest in die Augen. »Rufen Sie sofort den Leiter der Baubehörde an.«
»Genau das werde ich tun.«
»Tun Sie es jetzt.« Amy verstärkte ihren Griff, als er seinen Arm wegziehen wollte. »Sie haben sicher seine Privatnummer. Wir können gleich heute Abend eine nette kleine Unterredung führen.«
Tim griff wieder nach seinem Glas. »Nein, das werde ich nicht, denn ich habe nicht die Absicht, ihn an einem Samstagabend zu Hause zu stören.«
»Ich glaube, er wäre sehr interessiert.« Amy hatte jetzt deutlich die Angst in Tims Blick gesehen und stieß gleich noch einmal nach. »Wenn Sie schon dabei sind, können Sie gleich auch Tunney anrufen. Aus irgendeinem Grunde glaube ich nicht, dass Tunney der Mann ist, der allein untergehen will.«
Wortlos ließ sich Tim auf einen Stuhl sinken. Er trank wieder, jetzt in kleinen Schlucken, bis das Glas leer war. »Wir können das klären.« Er stützte die Hände auf die Knie. »So ist das eben in der Branche. Ich habe einige Einsparungen vorgenommen. Nichts, was von Bedeutung ist.«
»Warum? Warum haben Sie alles für ein paar Extradollars aufs Spiel gesetzt?«
»Ein paar?« Mit einem bitteren Lachen griff er wieder nach der Flasche und goss sich noch einen Whisky ein. Er hatte schon viel zu schnell und viel zu viel getrunken, aber er brauchte einfach noch mehr. »Es ging in die Tausende. Ich brauchte sie. Schon allein wegen Marci.« Er blickte hoch. »Sie ist schön, und sie hat Ansprüche. Je mehr ich ihr gebe, desto mehr will sie. Ich könnte es nicht ertragen, sie zu verlieren.« Er bedeckte mit den Händen das Gesicht. »Bei diesem Projekt habe ich ein viel zu geringes Angebot gemacht, ich habe viel zu knapp kalkuliert. Ich dachte, ich könnte es irgendwo ausgleichen. Ich musste einfach. Ich habe Schulden bei den falschen Leuten. Seit ich die Firma übernommen habe, laufen die Geschäfte schlecht. Allein beim letzten Auftrag habe ich fünfzigtausend verloren.« Er blickte auf, als Amy nichts sagte. »Es war nicht das erste Mal. Während der letzten Monate ist die Firma in die roten Zahlen geraten. Ich musste da raus. Und bei diesem Projekt bot sich die beste Möglichkeit. Hier etwas feilen, dort etwas beschönigen. Wenn ich dieses Projekt unterhalb des Budgets und termingerecht fertigstelle, bin ich wieder in den schwarzen Zahlen.«
»Und wenn es einen Kabelbrand gegeben hätte?«, warf Craig ein. »Oder die Träger zusammengebrochen wären? Was dann?«
»Ich musste die Chance ergreifen. Marci erwartet einen gewissen Lebensstil. Soll ich ihr vielleicht sagen, wir können nicht nach Europa reisen, weil es geschäftliche Probleme gibt?«
Amy empfand plötzlich nur noch Mitleid mit ihm. »Ja. Und jetzt werden Sie ihr noch eine Menge mehr sagen müssen.«
»Am Montag wird nicht weitergearbeitet, Tim.« Craig wartete, bis Tim den Kopf wieder gehoben hatte. »Es wird erst wieder gearbeitet, wenn das ganze Bauprojekt gründlich untersucht worden ist. Sie haben sich das eingebrockt, jetzt müssen Sie es auch auslöffeln.«
Tim wurde merklich betrunken. »Sie haben mit niemandem darüber gesprochen?«
»Noch nicht«, antwortete Amy. »Sie hatten recht, ich fühlte mich Ihrem Vater verbunden und der Firma gegenüber verantwortlich. Ich wollte Ihnen die Chance geben, diese Sache selbst auszubügeln.«
Ausbügeln, dachte Tim verzweifelt. Wie sollte er das
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