Wie Tau Auf Meiner Haut
einen
entlegenen Ort zurückgezogen. Aber sie alle waren keine Ordensritter mehr
gewesen, nur er stand immer noch im Dienst des Ordens. So war es jetzt bereits
seit vierzehn Jahren, aber solange Artair noch lebte, hatte er die Verbundenheit
gespürt. Jetzt aber war niemand mehr in Creag Dhu, der ihn auch nur
ansatzweise begreifen konnte. »Tearlach lebt noch«, sagte Sim und presste seine
breiten Finger tief in dessen verwundeten Nacken. Er begutachtete die
Blutmenge auf dem Schnee und schüttelte seinen schütteren Kopf. »Er ist schon
fast verblutet. Er wird den Morgen nicht mehr erleben. «
Niall stand auf und hob Artairs Körper auf die Schulter. »Möglich«, sagte er.
»Aber wenn er stirbt, so wird es wenigstens unter Freunden sein. «
Nachts saß er schlaflos in seiner Kammer und ließ brennenden Whiskey seine
Kehle hinunter rinnen. Er war bereits betrunken, aber das Bier hatte seine Laune
nicht bessern können. In seiner Schulter pulsierte der Schmerz. Die Wunde hatte
man mit ebendiesem Bier gereinigt und sie mit einer Schlammpackung bedeckt,
die ihr eventuell auftretenden Eiter sofort entziehen würde. Er war vom Fieber
erhitzt, aber davor hatte er keine Angst. Er hatte nach jeder seiner
Verwundungen umgehend Fieber gehabt. Ihm war es nicht entgangen, dass er
schneller zu heilen schien als diejenigen seiner Männer, bei denen das Fieber erst
später einsetzte. Die Wunde war sauber gewesen, das Bier hatte gebrannt, und
in zwei Tagen würde er kaum noch etwas von der Schulterverletzung spüren.
Die Glut des Feuers wärmte ihm die entblößten Schultern und den Rücken. Er
hatte sich seine Karodecke um die Hüften geschlungen, aber abgesehen davon
hatte er nichts an.
Er starrte mit steinernem Gesichtsausdruck ins Leere. Verdammt sollte er sein,
dieser Hayclan. Und wenn er den ganzen Clan auslöschen und das schottische
Hochland von ihrer widerlichen Gegenwart befreien müsste, er würde sich für
Artair rächen. Schon bald würde ihnen der Winter seine eisigen Krallen von den
Bergen herunter entgegenstrecken.
Jetzt aber war er betrunken und fiebernd mit seinen Gedanken ganz allein.
Niemand beobachtete ihn, und keiner war in seiner Nähe, wenn er ihrer
Gegenwart bedurfte. Er schloss die Augen und spürte den Schmerz der
Einsamkeit. Sein ganzes Leben lang hatte er Teile seiner Persönlichkeit vor der
Welt verheimlichen müssen. Seine Verwandtschaft mit dem Bruce wurde bereits
lange vor dessen Ernennung zum König verheimlicht. Später bei den Rittern
hatte er seine Natur verheimlichen müssen, obwohl er jeden Abend brennend vor
Verlangen ins Bett gegangen war. Jetzt konnte er seiner Lust freien Lauf lassen,
aber er musste seine ritterliche Vergangenheit verheimlichen, obwohl die acht
Jahre im Orden ihn in vielerlei Hinsicht zu dem Mann gemacht hatten, der er
heute war. Selbst Robert, dem all diese Dinge bekannt waren, wusste nicht, dass
er mit der Rolle des Schatzhüters betraut war, noch wusste er von dem elenden
Fluch, der Nialls Leben bestimmte.
Nur ihr gegenüber hatte er nichts zu verbergen. Wer auch immer sie sein
mochte, er spürte, dass sie ihn kannte, wie es noch kein Mensch vor ihr getan
hatte. Sie kannte ihn selbst im Schlaf durch und durch. Wenn sie in der
nächtlichen Stille zu ihm kam und er seine Arme um sie legte, kannte sie den
ganzen Mann. Dennoch presste sie sich an ihn und bot ihm ihren Körper und ihre
Seele. Niall atmete scharf ein, als die Lust ihn überkam. Er verlangte nach ihr,
aber nicht im Traum. Er wollte sie tatsächlich bei sich haben, wollte sie mit
seinen Händen wärmen, wollte ihren frischen Duft einatmen und Besitz von ihr
ergreifen.
Er konnte sie beinahe spüren, so heftig war sein Verlangen. Seine Hände ballten
sich zu Fäusten, als er sich das Gefühl ihrer seidigen Haut vorstellte. Fieber, Bier
und Verlangen vermischten sich, und plötzlich war sie da und glitt mit ihren
Händen über seine entblößten Schultern. Er spürte ihre Sorge, als sie die
verbundene Schulter berührte, aber ihre Sorge war es nicht, wonach er
verlangte. Er riss sie heftig an sich und zog sie auf seinen Schoss, während er ihr
gleichzeitig die wenigen Kleidungsstücke vom Leib riss. Er konnte ihr Gesicht
nicht so recht erkennen, aber sie war bei ihm, und das genügte ihm. Er legte
seine Hand auf ihren kühlen Bauch und wärmte ihn mit seinen Liebkosungen. Er
fühlte, wie sich die Muskeln unter seiner Hand zusammenzogen und sie
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