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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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umblickte.
    Er spürte Gefahr in Verzug, zwischen seinen Schulterblättern prickelte es.
    »Verteilt euch«, befahl er leise. Sim und Iver entfernten sich, so dass sie bei
    einem Angriff nicht so leicht alle drei zusammen gefangen werden würden. Auch
    konnten sie so besser die jeweils vorhandene Deckung nutzen.
    Die Erkundungsritte des Tages hatten weder Fuß- noch Hufspuren gezeigt, die in
    das von Creag Dhu kontrollierte Land eingedrungen wären. Aber wenn der Hay
    willens und schlau genug war, dann hätte er seine Leute ein oder zwei Tage vor
    dem Schnee entsenden und sie den besten Angriffsmoment abwarten lassen
    können. Wenn ihnen eine Höhle zur Verfügung stand, dann konnten die
    Hochländer gut und gerne den Schnee und die Kälte aushalten. Ihre Pferde zu
    verstecken wäre schon schwieriger, denn noch nicht einmal der Hay war so
    dumm, seine Leute zu Fuß loszuschicken. Auch würden sie Wasser haben
    müssen. »Sollten welche von den Hays unterwegs sein, dann sind sie sicherlich

    nahe am Fluss. « Niall sprach leise, aber doch so scharf, dass sowohl Sim als
    auch Iver ihn verstehen konnten. Beide nickten und blickten sich unruhig um. Ihr
    Blick ruhte kaum mehr als den Bruchteil einer Sekunde auf irgendeinem Detail.
    Trotz seiner Vorahnung einer drohenden Gefahr konnte Niall niemandem im Wald
    ausmachen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, kannte er gut, denn er hatte es
    während der vergangenen Monate oft verspürt. Manchmal war es der Blick eines
    der Männer des Hays, aber oft war es auch sie, die Frau, der Geist. Er wusste
    nicht, warum sie ihn beobachtete oder was sie von ihm wollte. Doch oft konnte
    er ihren Blick während einer Schlacht auf sich spüren. Er fühlte ihre Angst, wenn
    er in Gefahr war, und ihre Erleichterung, wenn er siegreich und unverletzt aus
    einer Auseinandersetzung hervorgegangen war. Das war mindestens genauso
    beunruhigend, wie wenn sie ihn dabei beobachtete, wie er mit einer warmen Frau
    zusammen im Bett lag - oder aber auf ihr lag. Es beunruhigte ihn immer mehr.
    Wenn er sie jemals zu fassen bekäme, dann wäre er wirklich versucht, ihr den
    Hals umzudrehen.
    Sie beobachtete ihn in den unangebrachtesten Augenblicken, jetzt aber ritt er
    ganz allein durch den Wald. Schneeflocken tanzten vom Himmel herunter und
    küssten kühl sein Gesicht. Er konnte kaum die Spuren im Schnee ausmachen.
    Cinnteachs Ohren horchten auf, und Niall hob warnend die Hand, um ihren Ritt
    zu verlangsamen. Vor ihren Augen bewegte sich nichts, aber der Wind trug ihm
    einen zwar nur leichten, aber doch eindeutigen Geruch zu. Sims Pferd trat nervös
    auf der Stelle und schlug den Kopf vor und zurück.
    Niall stieg vom Pferd hinunter. Mit der rechten Hand umfasste er den Griff seines
    Schwertes. Seine angespannten Sinne spürten einen Blick auf sich ruhen, ganz
    als ob ihn jemand berührt hätte. Er warf sich gerade noch rechtzeitig zur Seite
    und hörte das leise Zischen eines Pfeils, ehe die scharfe Metallspitze sich in seine
    linke Schulter bohrte.
    Er fiel auf die Knie und ging hinter einem großen Baum in Deckung. Sich
    umblickend bemerkte er, dass auch Sim und Iver in Deckung gegangen waren
    und aufgebracht zu ihm hinüber sahen. Er gab ihnen Zeichen, dass er wohlauf sei
    und bedeutete ihnen, ihre Position so zu verändern, dass sie sich an den
    Eindringlingen vorbei vorwärts bewegten und diese so in ihre Mitte nahmen.
    Seine Schulter brannte wie sieben Höllen. Aber er hatte vorsichtshalber ein
    seidenes Unterkleid angezogen. Auf dieser Regel bestand er bei allen seinen
    Männern. Allen Tempelbrüdern war bekannt, dass ein Pfeil Seide nicht

    durchbohren konnte. Der größte Schaden einer Pfeilverletzung entstand nicht
    beim Eindringen, sondern wenn man den Pfeil wieder herauszog. Wenn man
    jedoch Seide trug, so drang der Stoff mit in die Wunde ein, verhinderte das
    Eindringen von Schmutz und gewährleistete außerdem, dass man den Pfeil gut
    wieder herausziehen konnte, da der Stoff die Widerhaken umhüllte. Er griff sich
    ins Hemd und riss sich den Pfeil heraus. Der Pfeil löste sich aus dem Fleisch,
    allerdings nicht widerstandslos. Er biss vor Schmerz die Zähne aufeinander.
    Seide mochte die Wunde wohl etwas weniger tief werden lassen, aber angenehm
    war es dennoch nicht. Blut strömte ihm aus der Schulter und durchtränkte sein
    Hemd. Schmerz hatte ihn schon immer wütend gemacht. Seine Augen verengten
    sich zu schmalen Schlitzen, während er hinter einen Baumstamm robbte. Jede
    Bewegung wurde

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