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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Dankbarkeit macht mich nicht blind«, erwiderte er
    wieder auf lateinisch. Dann verschwand er in der Dunkelheit.
    Oh, verdammt! Sie traute sich nicht, nochmals nach ihm zu rufen. Sie rannte ihm
    nach, aber ihre Beine zitterten immer noch, und sie hatte kaum noch die Kraft,
    die Treppe hochzusteigen. Als sie aus dem Verlies heraustrat, war er nirgends
    mehr zu sehen.
    Sie konnte schlecht Alarm ausrufen, denn schließlich wollte sie ihn nicht wieder
    gefangen sehen. Sie hob ihre Tasche auf und ging auf Zehenspitzen in die Küche,
    weil sie dort den leichtesten Ausweg aus dem Burggelände vermutete. Falls hier
    ein Wachposten abgestellt worden war, so hatte Niall ihn sicherlich bereits
    erledigt. Sie musste aus diesem Dreckloch entkommen und Niall wieder finden.
    Er war schließlich kein Held, verdammt, kein Ritter in glänzender Rüstung. Er war
    ganz einfach nur ein Mann, wenngleich auch größer und vitaler als die meisten.
    Er war arrogant und unhöflich - und all ihre Hoffnungen ruhten auf ihm.

    Kapitel 21

    Zu ihrer Erleichterung hatte sie tatsächlich richtig geraten. Vor der Küche fand
    sie einen Wachposten tot auf der Erde liegen. In den Pferdeställen herrschte
    Unruhe, Fackeln wurden entzündet, und Männer rannten fluchend hin und her.
    Niall hatte offenbar ein Pferd gestohlen und war durch den hinteren Ausgang der
    Burg entkommen. Sie konnte nun allerdings kein Pferd mehr stehlen, denn in die
    Leute war Leben gekommen. Sie duckte sich in eine kleine Vorratskammer,
    eigentlich nichts mehr als ein sich an das Verlies anlehnender Schuppen.
    Offenbar war sie in die Kornkammer geraten, denn der staubige Weizengeruch
    kitzelte ihr in der Nase, und sie musste ein Niesen unterdrücken.
    Sie hörte ein Rascheln im Korn und biss die Zähne zusammen. Wo Korn war,
    waren auch Ratten. Sie dachte an ihre ungeschützten Beine unter den langen
    Kleidern. Was gäbe sie alles für ihre Jeans und ihre Stiefel!
    Dennoch stand sie eisern still. Direkt vor ihrem Versteck fanden die hektisch
    suchenden Leute den Toten. Obwohl Grace die Leute nicht verstehen konnte,
    bekam sie doch deren Ärger und Wut mit. Ihr Anführer ließ sich nicht wecken,
    der Wachposten vor dem Verlies war verletzt, wenn nicht gar tot, beide
    Gefangene hatten flüchten können, obwohl nur ein Pferd fehlte. Sie konnte nur
    hoffen, dass alle sie bei Niall vermuteten, denn sonst würden sie schon bald eine
    intensive Suche nach ihr starten.
    Verfluchter Niall, schimpfte sie in sich hinein. Warum hatte er sie nicht mit sich
    genommen? Wenn er sie schon nicht mit nach Creag Dhu nehmen wollte, so
    hätte er sie doch zumindest aus Huwes Fängen befreien können. Dankbarkeit
    machte ihn nicht blind, ha!
    Schließlich legte sich die Aufregung. In der Dunkelheit konnten sie Niall nicht
    folgen, und ohne Huwe wollte niemand etwas unternehmen. Sie wartete und
    bewegte ab und zu ihre Füße, wenn die fressenden Ratten ihr zu nahe kamen.
    Das würde sie Niall niemals verzeihen. Die Sicherheitsvorkehrungen würden nun,
    da ihr Gefangener entkommen war, ohnehin nicht mehr streng gehandhabt
    werden. Von dem, was sie gesehen hatte, war die Burg der Hay ohnehin nicht
    sonderlich gut geschützt. Früher war einmal eine Mauer darum gebaut gewesen,
    aber man hatte sie nicht gut erhalten. Der Mörtel war aus den Fugen gebrochen

    und hatte Löcher hinterlassen. Auf die Pferde allerdings würde man wohl auch
    weiterhin gut Acht geben.
    Pech für den Wachposten, dachte sie, als sie schließlich aus ihrem Versteck
    heraustrat. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war und wie viel Zeit sie noch
    hatte. Die Dämmerung konnte jederzeit anbrechen und mit ihr auch die einzige
    Möglichkeit zu entkommen.
    Es nieselte leicht, kaum mehr als ein dichter Nebel. Ihr sank der Mut. Vermutlich
    war das der Grund gewesen, warum sie Niall nicht verfolgt hatten. Sie aber hatte
    leider keine Wahl, auch wenn sie nicht wusste, wo sie war. Sie hatte sich die
    Richtung, aus der sie gestern gekommen waren, gut gemerkt. Der Nebel jedoch
    erhöhte die Gefahr, dass sie sich vollkommen verirrte.
    Sie lief leise auf die Stallungen zu. Ein Wachposten schnarchte gegen einen
    Heuhaufen gelehnt, neben ihm glimmte eine von einem kleinen Dach geschützte
    Kerze. Womit sollte sie ihm nur eins überbraten? Sich umschauend entdeckte sie
    eine Mistgabel mit einem kräftigen Holzgriff. Sie hob sie hoch und schwang sie
    wie eine Keule. Das Holz traf ihn auf den Kopf, er zuckte einmal kurz und fiel
    wortlos in sich

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