Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
andere Halterung. Das schwere Gewicht fiel
    auf sie zu. Grace sprang zurück, und der Riegel landete mit einem dumpfen
    Schlag auf dem Lehmfußboden. Nun stand er mit dem einen Ende auf der Erde,
    mit dem anderen hing er in seiner Verankerung.
    Keuchend und zitternd stand sie regungslos triumphierend da. Die in ihrem

Körper aufsteigende Hitzewelle wirkte, als ob sie neben einer Feuerstelle stünde.
    Sie spürte keinerlei Schmerz in ihrer verwundeten Hand. Sie fühlte sich lebendig
    und unbesiegbar, und ihre Brüste rieben sich erregt an ihrer Kleidung.
    »Öffne die Tür«, schlug sie ganz außer Atem vor. Sie konnte einem Necken nicht
    widerstehen: »Falls es dir gelingt.«
    Ein tiefes Lachen drang an ihr Ohr. Langsam öffnete sich die dicke Holztür und
    schob den schweren Riegel beiseite.
    Grace trat etwas zurück. Ihr Blick war erwartungsvoll auf den schwarzen Spalt
    gerichtet, der sich zwischen Rahmen und Tür auftat und durch den gleich der
    Schwarze Niall in Fleisch und Blut hindurchtreten würde.
    Er trat ganz entspannt durch die geöffnete Tür, sein schwarzer Blick aber
    schweifte erst über den bewusstlosen Wachposten, dann musterte er sie
    misstrauisch. Seine Vitalität traf sie wie ein Schlag. Es war eine beinahe
    körperliche Kraft, und sie spürte, wie sie erblasste. Er war genauso, wie sie ihn
    geträumt hatte.
    Er sah genauso wie in den Träumen aus, die sie zahllose Nächte lang geplagt
    hatten. Mit ebendieser Kraft hatte er sie über die siebenhundert Jahre hinweg zu
    sich hingezogen. Langsam, wie die Hand einer Liebenden, die den Zauber durch
    die Berührung nicht zerstören will, ließ sie ihren Blick auf ihm ruhen.
    Ja, das war er. Sie kannte ihn gut, sie hatte sich aus den zahlreichen Träumen
    sein Aussehen merken können. Seine hohe, klare Stirn, die nächtlichen,
    geradezu sündhaft schwarzen Augen. Die schmale keltische Nase, die festen,
    ernsten Lippen, das energische Kinn. Er war riesig.
    Himmel, sie hatte nicht geahnt, wie riesig er war. Er war gute dreißig Zentimeter
    größer als sie, also beinahe zwei Meter groß. Sein langes schwarzes Haar hatte
    er über die Schulter geworfen, die Schultern waren breit und durch und durch
    muskulös. Zu beiden Seiten seines Gesichts hatte er sein Haar zu zwei schmalen

    Zöpfen geflochten. Sein Hemd und sein Schottenrock waren dreckig und mit
    dunklen Blutflecken beschmutzt. Im Gesicht hatte er blaue Flecken, und sein
    eines Auge war fast ganz zugeschwollen. Dennoch war er stark und vital. Die
    Kälte, deretwegen sie zitterte, schien ihm nicht das geringste auszumachen.
    Zumindest redete sie sich ein, dass sie wegen der Kälte zitterte. Er war noch
    wilder, als sie es sich ausgemalt hatte, und trotzdem entsprach er ganz und gar
    dem Bild ihrer Träume. Ihn in Wirklichkeit zu sehen traf sie wie ein Schlag, und
    sie schwankte.
    Er blickte sich mit angespanntem Gesicht um. »Bist du allein? « wiederholte er
    seine Frage noch einmal. Offenbar konnte er es nicht glauben, dass sie den
    Riegel aus eigener Kraft hatte öffnen können.
    »Ja«, flüsterte sie.
    Keine Feinde traten aus den tiefen Schatten, kein Alarm wurde ausgelöst.
    Langsam wandte er sich wieder ihr zu. Da die Fackel sie von hinten beleuchtete,
    musste ihm auffallen, wie sehr sie zitterte.
    »Zart, aber kühn«, murmelte er und trat auf sie zu.
    Unwillkürlich wollte sie ausweichen, aber er war mit der Schnelligkeit einer
    angreifenden Raubkatze auf sie zugekommen. Mit festem Griff umspannte er ihre
    Taille, womit er sie sowohl stützte als auch festhielt. »Hab keine Angst vor mir,
    meine Süße. Wer bist du? Keine Verwandte von Huwe, wage ich zu behaupten,
    jedenfalls nicht mit einem solch hübschen Gesicht - und Lateinkenntnissen.«
    »N-nein«, stammelte sie. Die Berührung mit ihm stieg ihr in den Kopf und
    machte sie schwindelig. Himmel, seine Stimme klang tief und sinnlich. Panisch
    krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie drückte mit der rechten Hand gegen
    seine Brust, wobei sich der Splitter noch tiefer in ihren Finger grub und sie von
    dem plötzlichen Schmerz zusammenzuckte.
    Sofort nahm er ihre Hand in seinen festen Griff und drehte sie um, so dass das
    Licht darauf fiel. Ihr Magen zog sich angesichts des Kontrasts von ihren Fingern
    in seiner schwieligen Hand zusammen. Genau wie bei Huwe waren auch seine
    Hände vom Kampf verdreckt, abgesehen davon allerdings hatten die beiden
    nichts gemein. Die Hand des Schwarzen Niall war schlank und kräftig, die langen
    Finger

Weitere Kostenlose Bücher