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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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zurück: Selbst
    wenn es ihr gelang, in die Burg hineinzukommen, so brauchte sie doch Nialls
    Zustimmung, zu bleiben.
    Sie entschied sich, die Probleme eines nach dem anderen zu lösen: Wie also
    sollte sie überhaupt in die Burg gelangen?
    Sie ging langsam zu ihrem Pferd zurück, stolperte über einen Stein, blieb mit
    ihren Kleidern im Gestrüpp hängen und riss sich wieder los. Die langen Kleider
    hatte sie mehr und mehr satt. Um die Wahrheit zu sagen, sie hatte mehr oder
    weniger alles satt, aber ihre humorvolle Art lenkte sie von der Peinlichkeit ab, die
    ihr mit Niall unterlaufen war.
    Als sie das Pferd endlich erreicht hatte, war sie von dem beschwerlichen Weg
    durch das Gestrüpp vollkommen verschwitzt. Das wollene Überkleid, das sich in
    kalten Nächten angenehm trug, schien sie jetzt zu ersticken. Ungeduldig streifte
    sie es ab und schmiss es über den Sattel. Als die Luft durch ihren leichten
    Baumwollkittel filterte, seufzte sie erleichtert auf. Sie lockerte die Bänder um
    Hals und Handgelenke, zog die Halsöffnung ganz auf und schob die Ärmel bis
    zum Ellenbogen hoch. Unter ihrem Tuch war ihr Haar schweißgebadet. Sie riss
    sich den Schal ab, band ihren Knoten auf und ließ ihre Finger durch das Haar
    gleiten, damit frische Luft an den Haarboden gelangen konnte. Sie hatte in
    Schottland fälschlicherweise einen durchwegs kühlen Mai erwartet. Nie und
    nimmer würde sie das schwere Wollkleid wieder überziehen, und ihr Samtkleid
    wäre genauso warm. Grace blickte an sich hinunter, um den Kittel auf seine
    Anständigkeit hin zu überprüfen. Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass er
    dieser in keiner Weise entsprach, wenn es ihr nicht gleichgültig wäre, dass man
    sowohl ihre Brustknospen als auch den Schatten ihres Schamhaars sehen
    konnte. Sie schüttelte den langen Schal aus und band ihn strategisch über
    Rücken und Taille. Dann bauschte sie den Kittel etwas auf, so dass sie oben
    mehr Bewegungsfreiheit hatte. Zufrieden stopfte sie das dreckige Überkleid in die
    Tasche und stieg wieder auf das Pferd. Sie hatte zwar keines der anstehenden
    Probleme gelöst, aber immerhin fühlte sie sich jetzt bequemer angezogen.
    Als sie wenig später fünf Frauen auf der zerklüfteten Straße auf Creag Dhu
    zugehen sah, kam ihr eine Idee. Das Geschäft der Frauen war deutlich zu
    erkennen. Ihre Röcke waren kürzer als die der anderen Frauen, und ihre Blusen
    ausgeschnitten. Sie trugen keine hochgeschlossenen, langärmeligen Kleider,

    sondern hatten solche mit kurzen Ärmeln und weitem Schnitt. Auch trugen sie
    keine Tücher auf dem Kopf. Obwohl ihr Haar ungepflegt wirkte, arrangierten sie
    mit den Fingern ihre Locken, so dass diese einladend um ihre Brüste spielten. Sie
    kniffen sich in die Wangen und bissen sich auf die Lippen. Außerdem kicherten
    sie wie närrisch und machten anzügliche Bemerkungen.
    Es waren Huren auf dem Weg in die Burg, wo sie sich eine Nacht lang vergnügen
    oder auch Geschäfte tätigen wollten, vermutlich beides. Grace sah ihnen jetzt mit
    ihrer losen Kleidung und dem offenen Haar auffallend ähnlich. Sie zügelte das
    Pferd und ritt auf die Gruppe zu.
    »Guten Tag«, sagte sie freundlich, als sie ihnen näher gekommen war. Sie
    versuchte, ihre Sprache dem hiesigen Dialekt anzugleichen. Aber sie würde
    dennoch Altenglisch, das dem Gälischen nah verwandt war, sprechen müssen,
    um sich verständlich zu machen.
    Die Huren beobachteten sie misstrauisch und blickten sie abweisend an.
    »Mein Mann hat mich verlassen«, sagte Grace geradeheraus. »Ich habe weder
    Münzen noch Essen, noch habe ich einen Unterschlupf, wo ich übernachten
    kann.«
    Ein aufgetakelter Rotschopf, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, musterte
    sie kritisch.
    »So? « erwiderte sie schnippisch und meinte wohl eher: »Na und? «
    »Falls ihr in die Burg geht, könnte ich mit euch mitkommen? Eine Nacht Arbeit
    würde mir ein paar Münzen einbringen oder zumindest einen vollen Magen.«
    »Du hast ein Pferd«, verwies sie der Rotschopf und nickte in Richtung des Tiers.
    Ein Pferd war ein teures Tier, es war mehr wert als all ihre Besitztümer
    zusammengenommen. Sie würden wohl wenig Mitgefühl mit ihr zeigen, solange
    sie noch das Pferd besaß.
    Grace kam zu einem schnellen Entschluss. »Wenn ihr mich mitnehmt, dann
    könnt ihr es haben«, versprach sie. Die fünf Frauen steckten ihre Köpfe
    zusammen und schnatterten hektisch auf gälisch. Schließlich streckte der
    Rotschopf Grace die Hand entgegen und

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