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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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keuchend nach unten und
    versuchte, eine Ohnmacht abzuwehren. Sie musste dringend etwas essen.
    Vielleicht war es ihre Bemerkung, dass sie keine Engländerin war, jedenfalls
    wurde sie plötzlich gestützt und zu einer Bank geführt. Die stämmige Frau
    drückte ihr einen Brotkanten in die zitternde Hand und goss ihr in eine flache
    Schale ein wenig Bier ein. Langsam kaute Grace an dem Brotkanten, der von viel
    besserer Qualität als bei dem Hayclan war. Sie nippte nur wenige Schlucke von
    dem Bier, da sie nach so langer Zeit ohne Essen sich nicht mehr zumuten wollte.
    Die anderen fuhren mit ihrer Arbeit fort, die stämmige Frau allerdings musterte
    sie. Vielleicht beobachtete sie auch nur, wie wieder Farbe in Graces Gesicht
    zurückkehrte. Als sie das Brot gegessen hatte, stellte man ihr noch ein Stück

    Brot, etwas Käse und ein paar Scheiben kaltes Schweinefleisch hin. Da sie jetzt
    wieder bei Kräften war, aß Grace so gierig, wie es gute Manieren gerade noch
    zuließen, und trank von dem Bier.
    Die Köchin schnalzte anerkennend mit der Zunge und stellte ihr noch mehr Brot
    und Fleisch hin. »Du bist ja dünn wie eine Bohnenstange, Mädchen. Iss noch
    etwas. Du wirst heute Abend etwas Kraft brauchen können.«
    Grace wollte noch mehr essen, aber sie war wirklich satt. Sie seufzte zufrieden
    und lächelte die Frau an. »Vielen Dank. Ich war wirklich sehr hungrig.«
    »Keine Ursache. Und nun ab mit dir.« Nach ihrer wohltätigen Handlung
    verscheuchte die Frau sie mit ihrem Tuch. Grace stand auf und ging.
    Zunächst einmal wollte sie ein sicheres Versteck finden, jedenfalls so lange, bis
    sie sich über ihre Pläne im klaren war. Als alle mit irgend etwas beschäftigt
    schienen, duckte sie sich in eine von einem Vorhang abgetrennte Nische, setzte
    sich auf den Boden und war bereit zu warten.
    Sie lehnte ihren Kopf gegen die kalte Steinwand. Auf was hatte sie sich da nur
    eingelassen? Hierher zu kommen war ihr sinnvoll erschienen, als sie noch in ihrer
    eigenen Zeit gelebt hatte. Aber seit ihrer Ankunft vor drei Tagen war sie ihrem
    Ziel nicht einen Deut näher gekommen. Was ihr zunächst als ganz einfach
    erschienen war, nämlich den Schatz zu finden und wieder in ihre eigene Zeit
    zurückzukehren, hatte nun riesige Ausmaße angenommen. Jetzt, wo sie die
    Größe der Burg gesehen hatte, wusste sie, dass sie Tage, wenn nicht Wochen
    benötigen würde, um sie gründlich zu durchsuchen. Während dieser Zeit konnte
    sie sich unmöglich ständig versteckt halten. Entweder sie würde sich auf Nialls
    Hilfe verlassen - kein sehr aussichtsreiches Unterfangen -, oder sie brauchte
    irgendeinen Vorwand für ihre Anwesenheit auf der Burg. Und dafür brauchte sie
    wiederum Nialls Genehmigung. Sie musste Niall noch einmal sehen. Über diese
    Aussicht war sie zwar nicht glücklich, aber sie hatte während des letzten Jahres
    schon ganz andere Dinge bewältigen müssen. Was war schon eine Demütigung
    gegenüber der Tatsache, dass sie der Ermordung sowohl ihres Mannes als auch
    ihres Bruders hatte zusehen müssen und dann selbst wie ein Tier gejagt worden
    war?
    Sie war unendlich müde. Jetzt, wo sie etwas gegessen hatte, war sie so müde,
    dass sie die Augen nicht mehr offen halten konnte. Sie schob sich die schwere
    Rupfentasche in ihren Nacken und machte es sich bequem. Innerhalb weniger
    Augenblicke war sie eingeschlafen.

    Nachdem er die Aufmerksamkeiten von sowohl Jean als auch Fenella, einem
    wollüstigen Serviermädchen, abgewehrt hatte, stieg Niall die Treppen auf der
    Außenseite des Turms zu seiner Kammer hoch. Er war äußerst schlechter Laune.
    Er sehnte sich nach einer Frau, allerdings nicht nach einer, die wie Fenella ihre
    weiblichen Reize überbetonte. Noch nicht einmal Jean konnte ihn reizen, obwohl
    sie die letzten Monate seine liebste, wenn auch nicht alleinige Bettgenossin
    geworden war.
    »Verdammt soll sie sein, die Hexe! « Wild fluchend schlug er die Kammertür
    hinter sich zu. Er ging auf den Tisch zu, hob die Flasche Wein an, dann knallte er
    sie ungeöffnet wieder auf die Tischplatte. Er wollte keinen Wein, er hatte bereits
    zum Essen Wein getrunken. Das, wonach ihm wirklich verlangte, hatte er Huwes
    brutaler Aufmerksamkeit überlassen.
    Ob nun Hexe oder Spionin, er hätte sie mitnehmen sollen. Dann würde er jetzt
    wenigstens nicht diesen nagenden Zweifel verspüren, diese heftige Lust, die sich
    mit anderen Frauen nicht stillen ließ.
    Er spürte sie immer noch in seinen Armen und an seinem Körper.

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