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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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sagte: »Abgemacht.« Sie blickte sie
    erwartungsvoll an, und Grace stieg erleichtert vom Pferd. Ihre Rückseite tat ihr
    nach zwei Tagen reiten so weh, dass sie ohnehin viel lieber zu Fuß ging. Sie band
    ihre Tasche vom Sattel ab und übergab die Zügel dem Rotschopf, die sich
    triumphierend unter ihren Freundinnen umblickte.

    Als sie gemeinsam um eine Ecke bogen und die Burg vor ihnen auftauchte, fragte
    der Rotschopf: »Wie heißt du? «
    »Grace.«
    »Ich bin Wynda.« Sie nickte in Richtung der anderen Frauen: »Nairne, Coira, Sile
    und Eilidh.« Nachdem sie der Form Genüge getan hatten, trotteten sie weiter
    voran. Beide Wachposten traten mit breitem Grinsen auf sie zu, um sie zu
    begrüßen. Sie gackerten und zwickten die Mädchen in den Hintern, dann blickten
    sie fragend auf Grace. Offenbar waren die anderen fünf den Männern
    wohlbekannt.
    »Grace«, beantwortete Wynda seine Frage.
    Der Wachposten nahm Graces Tasche und versenkte seine große Hand darin. Er
    durchsuchte die Kleidungsstücke und zog verwirrt ein Buch hervor. Grace war so
    müde und hungrig, dass sie einfach nur daneben stand. Wynda wiederholte ihre
    Geschichte, dass sie von ihrem Mann verlassen worden sei. Vielleicht war es
    diese Erklärung oder dass Grace teilnahmslos daneben stand oder die Tatsache,
    dass in der Tasche keine Waffen waren, jedenfalls zuckte der Wachposten mit
    den Schultern und gab ihr die Tasche zurück. Er rief den anderen Wachposten
    hinter dem zweiten Tor etwas zu, und die sechs Frauen betraten die Burg.
    Sie hatte es geschafft hereinzukommen. Ihr Herz begann aufgeregt zu schlagen,
    das hochschießende Adrenalin verscheuchte ihre Müdigkeit.
    Wynda führte stolz ihr Pferd zu den Ställen, während die anderen auf die
    Baracken zugingen. Grace ging etwas langsamer, bis die anderen ein gutes Stück
    vorausgegangen waren. Die Frauen kicherten und quatschten und schenkten ihr
    keinerlei Aufmerksamkeit. Beiläufig wechselte sie die Richtung und blickte sich
    interessiert um.
    Im Hof ging es sehr geschäftig zu. Linkerseits waren die Stallungen und die
    Baracken, zur Rechten ein Übungsfeld, auf dem Männer mit freiem Oberkörper
    sich im Schwertkampf übten. Sie erkannte einen grandios geschnittenen Kopf mit
    langem, schwarzem Haar, der über all den anderen ragte, und senkte schnell den
    Blick, als ob er sie sonst bemerken könnte.
    Der Schwarze Niall war dort auf dem Platz, deshalb wollte sie eine andere
    Richtung einschlagen. Jetzt konnte sie sehen, dass, abgesehen von den vier
    großen Ecktürmen, sich an beiden Enden der großen Halle jeweils ein kleinerer
    Turm befand. Die Burg war riesig, sie hätte nicht sagen können, wie viele
    Zimmer sie wohl haben mochte. Sie betrat die große Halle, und Schwindel

    überkam sie. Die Halle sah genauso aus, wie sie sie in ihren Träumen gesehen
    hatte. Sie wusste, wo Niall sitzen würde und wo sich die Küchen befanden.
    Bratengeruch lag in der Luft, und sie fragte sich, ob ihr nicht angesichts ihres
    Hungers so schwindelig geworden war.
    Männer und Frauen musterten sie gleichermaßen misstrauisch. Sie duckte sich
    etwas und lief eilig zu den Küchen. Vielleicht konnte sie sich ein Stück Brot
    erbetteln. Und wenn ihr das nicht gelang, konnte sie es vielleicht stehlen. Ein
    Pferd hatte sie ja bereits gestohlen, warum sollte sie sich dann Gedanken wegen
    eines Stückchen Brotes machen? Sicherlich war weder das eine noch das andere
    eine so große Sache wie die, dass sie mehrmals jemandem den Kopf
    eingeschlagen hatte.
    Ihr Erscheinen in der Küche fiel zunächst niemandem auf, vielleicht weil alle mit
    Schneiden, Rühren und Mahlen beschäftigt waren. Ein kleiner Junge drehte
    langsam an einem Spieß, an dem ein ganzes Schwein hing. Fett tropfte zischend
    in die Flammen. Es duftete wunderbar nach Braten und nach frisch gebackenem
    Brot.
    Schließlich wurde sie von einer stämmigen Frau bemerkt, die ihr etwas auf
    gälisch zurief. »Ich bin einen weiten Weg gekommen«, erwiderte Grace. »Ich
    habe bereits seit zwei Tagen nichts mehr gegessen...«
    »Sassenach! « spie der Koch angeekelt das schottische Wort für Engländerin
    hervor und machte mit seinem Tuch eine verscheuchende Handbewegung.
    Offenbar war Engländerin zu sein viel schlimmer als eine Hure. Grace schüttelte
    den Kopf und sagte: »Französin.« Plötzlich wich ihr Blut aus dem Gesicht, ihr
    wurde schwindelig, und sie hielt sich schwankend an der Wand fest.
    Der Schwindel war nur zu echt. Grace beugte sich

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