Wie Tau Auf Meiner Haut
Noch nie hatte
eine Frau so heftig reagiert, wie sie es getan hatte, so vollständig und
rückhaltlos. Ihr Körper hatte sich an ihn gedrängt, als ob sie einzig für ihn
gemacht worden sei. Sie hatte sich wie ein zärtliches Feuer angefühlt, und er
wollte dieses Feuer wieder spüren. Er wollte mehr. Er wollte tief in sie eindringen
und dort verharren, während sie ihn mit Armen und Beinen umschlang und ihre
Hüften gegen ihn aufbäumte. Er stöhnte. Das hatte er alles bereits in seinen
Träumen, ihren gemeinsamen Träumen, mit ihr gemacht. Als er dann aber
endlich hätte Hand an sie legen können, hatte er sie dummerweise
zurückgelassen. Er war so wütend darüber gewesen, sie bei den Kerlen des
Hayclans zu finden, dass er sofort geglaubt hatte, sie sei mit ihnen verbandelt
und würde ihn ausspionieren wollen. Das Gefühl, betrogen worden zu sein, hatte
ihn rasend gemacht.
Als er später seine Männer gefunden und weit genug von dem Hayclan entfernt
gewesen war, hatte sich seine Vernunft wieder gemeldet. Sie war keine Hay, ein
einziger Blick bestätigte ihm das. Er hätte den Grund ihres Auftauchens und wo
sie herkam herausfinden sollen. Sie hatte ihm gesagt, sie hieße Grace St. John.
Es war ein Name, den er nicht gerne wiederholte, schien er sich doch über den
Verlust seines Glaubens geradezu zu mokieren. Ihre Kleidung war ungewöhnlich
fein und ihr Akzent merkwürdig gewesen. Sie sprach Latein. Allein diese Tatsache
löste Alarm bei ihm aus. Warum sollte eine Frau die Sprache der Kirche
beherrschen?
Es war spät geworden, während er unten gesessen hatte. Er hatte vergeblich
versucht, sich für eine der Frauen dort zu begeistern. Er rannte in seiner Kammer
auf und ab und dachte an ihre klaren blauen Augen und die Masse dunkel
glänzender Haare. Ihr Duft war so süß wie im Traum gewesen, und ihr Mund... er
schloss die Augen und flüsterte etwas Belangloses, während er sich der
Vorstellung nicht erwehren konnte, wie ihr Mund seinen Körper nach unten glitt
und sich über seinen Schaft senkte. Sein Körper reagierte augenblicklich.
Wütend riss er sich die Kleider vom Leib. Seine Erektion war schmerzlich groß. Er
brauchte nur die Tür zu öffnen und eine oder auch zwei der Frauen zu rufen, und
er könnte sich erleichtern. Aber er öffnete nicht die Tür, sondern rannte weiter
auf und ab und fragte sich, was mit ihr geschehen war. Immerhin hatte sie ihm
zur Flucht verholfen.
Hatte irgend jemand sie dabei beobachtet? Ursprünglich hatte er seine Befreiung
als eine Falle betrachtet, obwohl das widersinnig war, denn Huwe hätte ihn
ohnehin jederzeit umbringen können. Möglicherweise hatte er etwas übersehen.
Aber dann war ihm nichts geschehen, und er hatte schon bald seine Männer
gefunden. Was war mit ihr passiert? Huwe benahm sich bereits unter normalen
Umständen Frauen gegenüber nicht gerade zuvorkommend. Wenn er jedoch
erführe, dass sie Niall befreit hatte, würde er sie umbringen.
Selbst wenn niemand sie bei der Befreiung beobachtet hätte, so hätte Huwe sie
mittlerweile in sein Bett gezerrt und sie hart rangenommen. Niall knirschte mit
den Zähnen. Die Vorstellung, wie dieser zarte Körper unter Huwe lag, machte ihn
rasend. Er würde seine Männer nehmen und zur Burg der Hays reiten, er würde
sie aus diesem Schweinestall befreien und für sie sorgen, er würde ihr Vertrauen
langsam zurückgewinnen, sie würde sich ihm gegenüber wieder öffnen...
Leise knarrend öffnete sich die Tür. Niall wirbelte herum und zückte automatisch
sein Schwert. Die Frau hatte er augenblicklich verdrängt, als er sich auf seinen
bloßen Füßen austarierte und das tödliche Schwert schwang. Klare blaue Augen
blickten durch den Türschlitz. Sie riss sie weit auf, als sie den nackten, sein
Schwert schwingenden Kämpfer auf sich zurasen sah, aber sie schrie nicht. Statt
dessen duckte sie sich ab und ließ sich auf den Boden fallen. In der allerletzten
Sekunde verpasste Niall sein Ziel, und die Klinge fraß sich tief in die Türkante,
wo eben noch ihr Kopf gewesen war.
Niall fluchte in jeder Sprache, die er beherrschte, während er die Klinge befreite,
sich bückte, ihren Arm ergriff und sie hinter sich in die Kammer zog. Ihr stockte
der Atem, dann drehte sie sich in seinem Griff und stieß die Beine gerade heraus.
Einer ihrer zarten Füße trat gegen sein Fußgelenk, der andere traf sein Knie, und
er fiel auf den Rücken. Sein Körper reagierte jedoch noch, bevor
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