Wie Tau Auf Meiner Haut
unterdrückten, rauen Schrei riss er sich
los, hob sie von sich weg und legte sie auf den Rücken.
Er spreizte ihre Schenkel. »Du hast mich heute Nacht arg strapaziert«, flüsterte
er, als er in sie eindrang. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
Er hätte eigentlich die Beherrschung verlieren sollen, aber das tat er nicht. Als er
kam, hätte er jenseits aller Erregung sein sollen, aber auch das war nicht der
Fall. Die Art, wie er sie erforschte, war ebenso unglaublich gründlich, wie sie bei
ihm vorher auf Entdeckungsreise gegangen war. Seine Stöße hämmerten tief in
ihren Bauch, und sie hielt ihn fest an sich gepresst, als er sich zuckend
aufbäumte. Das Feuer brannte herunter, die Kerze ging aus. Und in der
Dunkelheit erlaubte sie ihm Dinge, von denen sie niemals geglaubt hätte, dass
sie sie einem Mann gestatten würde. Sie aber ergötzte sich an seiner
ungebremsten Wollust.
Endlich wurde es still.
Sie lag an ihn gekuschelt, ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, ihr Körper war matt
und entspannt. Seine Hand streichelte über ihre Brüste, sein Daumen rieb
beiläufig über ihre samtenen Knospen. Sie atmete seinen würzigen, einmaligen
Geruch ein. Da wurde ihr blitzartig bewusst, dass sie sich nicht mehr an Fords
Geruch erinnern konnte. Der Schmerz griff sie aus der Dunkelheit heraus an, und
sie hatte nichts, womit sie ihn hätte abwehren können. Er kam tief aus ihrem
Inneren, und wie mit scharfen Klauen schlug er sich in ihre Eingeweide. Ein
erbarmungswürdiger Schrei drang aus ihrer Kehle. Niall schlang die Arme um sie,
und sie ließ sich fallen.
Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie weinte. Es schien ohne Ende. Die
Trauer war zu lange unterdrückt worden, sie ließ sich nicht länger zurückhalten.
Sie weinte in jammervollen, krampfhaften Schluchzern. Sie weinte, bis ihr die
Lunge schmerzte und ihre Augen fast zugeschwollen waren. Sie weinte, bis ihre
Kehle rau war und sie die Geräusche eines verletzten Tieres von sich gab. Er hielt
sie fest umschlungen, auch dann noch, als sie sich ihm widersetzte, als sie ihn
trat und kratzte. Ihr rasender Zorn richtete sich gegen die beiden sinnlosen
Morde, die sie zerstört hatten, gegen die Angst und die Wut des letzten Jahres.
Sie bearbeitete Nialls Brust mit ihren Fäusten. Schließlich hielt er ihre Hände fest,
rollte sich auf sie und erstickte ihren Angriff. Sie fing an zu würgen, und er trug
sie schnell zu dem Nachttopf und stützte sie, während sie sich übergab. Dann
flößte er ihr noch etwas Wein ein, trug sie auf das Bett zurück und umarmte sie,
bis sie keine Tränen mehr übrig hatte.
Das frühe Licht des Morgengrauens drang durch das schmale Fenster. »Du hast
ihn sehr geliebt«, sagte Niall leise und strich ihr das zerzauste Haar aus dem
verschwollenen Gesicht. »Du hast bisher noch nie um ihn geweint, nicht wahr? «
»Nein«, knarzte sie mit brüchiger Stimme. Das Geräusch erschreckte sie. »Ich
konnte es nicht.«
Der Wein erwärmte ihren Bauch, ihre Gedanken wurden von Alkohol und
Müdigkeit vernebelt. Seine Hände streichelten ihren Körper, ihre Brüste und
Schenkel und Hüften, und ließen sie wissen, dass er selbst beim Trösten sie doch
ganz für sich beanspruchte. Sie war so wund von den Exzessen der Nacht, dass
sich ihr Gesicht verzerrte, als er sie noch einmal nahm. Aber sie ließ ihn
gewähren. Er drang tief in sie und blieb dort so lange, bis sich ihre Verkrampfung
gelöst hatte und sie ruhig und entspannt unter ihm lag.
Er kam nicht, er stieß noch nicht einmal zu, sondern hielt einfach nur die
Verbindung zu ihr aufrecht. Nach einer Weile rollte er sie beide auf die Seite,
umfasste ihr Hinterteil und drückte sie an sich.
Grace legte ihre Hand auf sein Gesicht. Ihre Finger fuhren die Linie seiner
Augenbrauen und die hohen Wangenknochen entlang. »Ich weiß, wer du bist«,
sagte sie wie betäubt. Jegliches Gefühl, mit Ausnahme der Wonne, ihn zu
berühren, war von ihr gewichen. »Ich weiß, dass du der Hüter bist. Ich komme
aus dem Jahr 1997, um den Schatz zu finden. Mit seiner Hilfe werde ich den
Mann umbringen, der meinen Mann und meinen Bruder ermordet hat.«
Kapitel 26
Niall saß am Tisch und sah sich schweigend die Bücher an, die Grace mitgebracht
hatte. Da sie ihn von ihrer Ehrlichkeit und Redlichkeit hatte überzeugen wollen,
hatte sie ihm das Versteck ihrer Tasche verraten. In dem Moment aber, als er sie
geholt hatte, wurde sich Grace bewusst, dass er überhaupt
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