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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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keinen Beweis mehr
    von ihr verlangte. Er betrachtete die Bücher aus Neugier, nicht weil er eine
    Bestätigung suchte.

    Zu den Veränderungen der Sprache bemerkte er: »Ich fand den Rhythmus
    deiner Sprache von Anfang an merkwürdig, obwohl du Englisch gesprochen
    hast.« Und dann: »Es gibt also doch noch Länder hinter dem Horizont. Diese
    Frage habe ich mir immer schon gestellt.« Er war weder schockiert noch
    ablehnend. Er war hochgebildet, er sprach sieben Sprachen, und er musste
    tagtäglich mit dem Übersinnlichen fertig werden. Aber er war entwaffnend ruhig,
    was wiederum ihre wenigen verbliebenen Nerven reizte.
    Schließlich blickte er auf: »Diese Dokumente, die du übersetzt hast - sagtest du
    nicht, ich hätte einen Teil von ihnen selbst geschrieben? «
    »Genau. Du hast sie datiert und mit deinem Namen unterschrieben. Das war im
    Jahr 1322.«
    »Ich habe aber überhaupt keine Papiere verfasst«, erwiderte er.
    »Aber ich habe sie doch selbst gesehen...«
    »Vielleicht bist du ja der Grund für ihre Existenz.«
    Nachdenklich nagte sie an ihrer Unterlippe. »Willst du damit sagen, dass sie gar
    nicht erst geschrieben worden wären, wenn ich nicht hierher gekommen wäre?
    Aber ich bin doch hierher gekommen, weil du sie geschrieben hast! «
    Ein bitterer Zug spielte um seine Mundwinkel. »Ich habe Gott gehasst für das,
    was er meinen Brüdern angetan hat«, erklärte er ruhig. »Aber seine Existenz
    kann ich dennoch nicht bezweifeln. Wie könnte ich es auch, da ich doch seine
    Macht auf Erden bewache? Wer weiß schon, was die Hand Gottes tut? « Er zuckte
    mit den Schultern. »Ich versuche nicht länger, ihn zu begreifen, ich tue lediglich
    meine Pflicht.«
    »Du hasst Gott? « Sie starrte ihn entsetzt an.
    »Wie sollte ich denn nicht? Ich wollte kein Ritter werden, aber man hat mich in
    den Orden gezwungen. Ich habe ein Talent zum Töten«, sagte er, seine eigenen
    Vorzüge würdigend. »Ich wurde zum besten Krieger unter uns Rittern. Ich lernte
    die Geheimnisse kennen, die zu schützen unsere Aufgabe war. Und das alles im
    Dienste Gottes! Dennoch ließ dieser Gott es zu, dass seine Diener im Namen
    ebendieser Geheimnisse abgeschlachtet wurden. Keiner der Ritter hat seinen Eid
    gebrochen, nicht einer hat das Geheimnis verraten, auch dann nicht, als die
    Flammen auf dem Scheiterhaufen bereits seine Beine verbrannten. Sie haben
    gelitten, und sie sind umgekommen, und Gott hat es zugelassen. Vielleicht waren
    diese Dinge ja auch von Gott geplant, um diejenigen auszulöschen, die Bescheid
    wussten. Nur ich bin noch übrig. Und Dummkopf, der ich bin, bin ich die ganzen

    Jahre meinem Eid gegenüber treu geblieben. Denn meinen Eid habe ich nicht
    Gott gegenüber geschworen, sondern den Freunden, die für ihn in den Tod
    gegangen sind.«
    Seine Stimme war ruhig, sein Blick abwesend. Grace wäre gerne zu ihm
    gegangen, aber er schien zu weit entfernt. »Sieh mich an«, sagte er. »Ich bin
    neununddreißig Jahre alt, ich sollte langsam alt werden, aber mein Haar bleibt
    schwarz und auch meine Zähne fallen nicht aus. Ich bin niemals krank, und wenn
    ich verwundet bin, so heilt es schnell. Er hat mich dazu verflucht, dass ich seinen
    verdammten Schatz auch dann noch beschütze, wenn ich schon gestorben bin.«
    »Nein«, erwiderte sie leise. »Du bist nur ein gesunder Mann.« Darin konnte sie
    ihn tatsächlich bestätigen, denn sie war sich seines Menschseins und seiner
    Sterblichkeit nur zu bewusst. »In meiner Zeit erreichen die Menschen leicht ihre
    siebzig oder achtzig Jahre, gelegentlich werden sie sogar hundert Jahre alt. Ich
    selbst bin einunddreißig.«
    Erstaunt hob er die Brauen. Er musterte sie eingehend, bemerkte ihre glatte,
    klare Haut und ihr glänzendes Haar. »Du siehst aber noch aus wie ein Mädchen.«
    Sie wollte lieber nicht an ihr Aussehen denken, denn ihre Augen waren vom
    Weinen geschwollen, ihre Gesichtszüge von der langen, ausschweifenden Nacht
    erschöpft. Sie setzte sich dicht neben ihn auf die Bank.
    »Erzähle mir etwas über diese Stiftung«, sagte er.
    Sie erzählte ihm alles, was sie wusste. Den Grund und die Umstände von Fords
    und Bryants Tod hatte sie ihm bereits vorher schluchzend erläutert. Seine Finger
    trommelten beim Zuhören auf der Tischplatte.
    »Ich frage mich, wie sie die Existenz des Schatzes überhaupt entdeckt haben«,
    grübelte er.
    »Vermutlich ein archäologischer Fund«, erwiderte Grace. Sie zögerte. »Die Macht
    - was ist das eigentlich genau? «
    »Es ist

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