Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
seine eng liegenden, bösartigen Augen
    unter dem fettigen Haar, als er nochmals mit dem Messer zustach.
    Ohne nachzudenken wuchtete Grace den schweren Koffer ihm entgegen.
    Überrascht zuckte er zurück, wobei die Tasche gegen seinen Arm knallte und
    durch den Schwung das Messer herunterfiel. Es segelte durch die Luft und fiel auf
    den Gehweg. »Mist auch«, knirschte er durch zusammengebissene Zähne, drehte
    sich um und wollte wegrennen.
    In diesem Augenblick wurde Grace von ihrer Wut überflutet. Er hatte sich noch
    nicht richtig umgedreht, als sie ihm bereits hinterher war und ihm ein Bein
    stellte. Schreiend fiel er auf den Gehweg und zog Grace mit sich auf den Boden.
    Augenblicklich waren sie in einen Faustkampf verwickelt. Grace bearbeitete mit
    ihren zu Fäusten geballten Händen seine Augen, seine Nase, seine Ohren und
    auch sonst jedes in diesem Augenblick ungeschützte Körperteil, während er sie

    abzuwehren versuchte. Sie erinnerte sich an den Tankwart und versuchte, ihm
    ein Knie zwischen die Beine zu rammen, aber er rollte von ihr weg. Zornig
    aufschreiend, griff Grace mit beiden Händen nach seinen fettigen Haaren und riss
    daran, so heftig sie konnte. Er schrie vor Schmerz auf und versetzte ihr einen
    Schlag in die Magengegend. Ihr Atem stockte, sie schien zu ersticken und war
    einen Augenblick lang wie gelähmt, gab aber dennoch nicht auf. Wieder schlug er
    zu. Eine ihrer Hände lockerte ihren Griff. Seine Faust schlug ihr ins Gesicht und
    versetzte ihr einen Kinnhaken. Tränen sprangen ihr in die Augen, und er nutzte
    ihre kurzfristige Schwäche, um sich von ihr loszumachen und auf die Beine zu
    springen. Grace rappelte sich ebenfalls auf, aber er war bereits fast
    verschwunden. Er rannte den Gehweg entlang und überholte die Fußgänger, die
    ihm jedoch keinerlei Aufmerksamkeit schenkten.
    Grace stöhnte und stand schwankend auf. Die Computertasche baumelte noch
    immer um ihren Hals. Die Wut war ebenso verflogen, wie sie gekommen war.
    Bleierne Müdigkeit überfiel sie. Eine kleine Gruppe von etwa zehn Schaulustigen
    hatte sich versammelt. Ihre Gesichter schwammen wie Ballons vor ihren Augen.
    Sie atmete mehrmals tief, tief durch.
    Das Messer des Gangsters lag immer noch auf dem Gehweg. Der schwarze Griff
    war mit Isolierband umklebt, und die Scheide war gute fünfzehn Zentimeter lang.
    Es machte einen weit gefährlicheren Eindruck als ihr Küchenmesser. Sie wankte
    darauf zu, wobei sie die blauen Flecke und Abschürfungen spürte, die sie in der
    Hitze des Gefechtes davongetragen hatte. Mühsam beugte sie sich vor, hob es
    auf und starrte erstaunt auf die blutige Klinge. Erst jetzt bemerkte sie das Blut,
    das dunkelrot von ihrem Arm auf den Gehweg tropfte, und spürte die fünf
    Zentimeter lange Schnittwunde an ihrem Unterarm.
    Die Wunde musste genäht werden, stellte sie sachlich fest und untersuchte sie
    nochmals eingehend. Pech gehabt. Sie würde nicht zwei- oder dreihundert Dollar
    ihres wertvollen Bargeldes für eine Notarztbehandlung ausgeben, wo sie
    außerdem noch von der Polizei befragt werden würde. Solange die Wunde sich
    nicht infizierte, würde sie sie selbst versorgen. Sie zuckte mit den Schultern und
    ließ das Messer in eine der Außenfächer ihrer Tasche gleiten.
    Immerhin war der Angreifer wirklich nur ein ganz gewöhnlicher Dieb gewesen.
    Vermutlich finanzierte er seinen Drogenkonsum mit dem Stehlen von Laptop-
    Computern. Wenn er einer von Parrishs Männer gewesen wäre, dann hätte er
    zuerst ihre Kehle durchgetrennt und wäre dann mit dem Computer getürmt.

    Leider jedoch hatte sie Aufmerksamkeit erregt, auch wenn keiner der
    Schaulustigen ihr behilflich gewesen war. Sie musste sich nun also schnellstens
    aus dem Staub machen. Ihr Bus bog um die Ecke und bremste quietschend ab,
    aber Grace stieg nicht ein. Der Busfahrer würde sich wahrscheinlich an den
    Fahrgast mit dem blutenden Arm erinnern können, auch an die Haltestelle, an
    der sie ausstieg. Das wiederum würde eventuelle Verfolger näher zu Harmonys
    Haus führen. Grace überquerte eilig die Straße und ging in die entgegengesetzte
    Richtung. Ihr Arm schmerzte, und das Blut tropfte auf die Computertasche.
    Entnervt legte Grace ihre rechte Hand über die Wunde. Ihr Verhalten hatte jede
    Geistesgegenwart vermissen lassen, dachte sie beim Gehen. Sie hatte sich stark
    und gut vorbereitet gefühlt, weil sie ein Küchenmesser an ihrem Gürtel trug.
    Aber ihre Erfahrungen auf der Straße waren einfach jämmerlich, sie

Weitere Kostenlose Bücher