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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hatte noch
    nicht einmal daran gedacht, das Messer auch zu benutzen. Schau dich doch mal
    an, dachte sie wütend. Du läufst in aller Öffentlichkeit mit einem blutenden Arm
    eine belebte Straße entlang! Sicherlich würde sie gleich mit einem Polizisten
    zusammenstoßen, und das war nur die unmittelbarste aller Gefahren. Einige der
    Leute wurden auf sie aufmerksam. Parrish brauchte nur eine kleine Armee die
    Straßen absuchen zu lassen, um sie zu finden. Die Suche würde sich mittlerweile
    auf ihr wahrscheinlichstes Versteck, Chicago nämlich, konzentriert haben.
    Erschwerend kam hinzu, dass sie wegen ihrer knappen Geldvorräte arbeiten
    gehen musste. Sie musste vom Schlimmsten ausgehen. Also musste sie
    augenblicklich von der Straße weg und ihr Aussehen verändern.
    Direkt vor ihr betraten ein Mann und eine Frau ein gut besuchtes Restaurant.
    Grace verlangsamte kaum ihren Gang, als sie hinter ihnen kurz vor dem
    Schließen der Tür hineinschlüpfte. Sie stand so dicht hinter ihnen, dass der
    Körper des Mannes ihren blutenden Arm vor den Blicken der Platzanweiserin
    schützte. »Raucher oder Nichtraucher? « fragte die Frau und zog drei
    Speisekarten hervor.
    »Nichtraucher«, erwiderte der Mann. Die Platzanweiserin machte einen Haken
    auf ihrer Tischanordnung, dann führte sie sie durch den Wirrwarr der belegten
    Tische und Nischen. Grace entdeckte den Wegweiser zu den Toiletten, die in
    einem engen Gang lagen.
    Die Damentoilette war klein, dunkel und leer. Die Ausstattung war nicht dazu
    geeignet, Menschen zum Verweilen einzuladen. Das ohnehin nur schwache Licht
    wurde durch die dunklen Kacheln des Bodens und der Wände noch weiter

    gedämpft. Eine rosalila Neonröhre beleuchtete den Spiegel und verlieh jedem
    einen äußerst unnatürlichen Farbton, der hier sein Make-up erneuern oder aber
    sich im Spiegel bewundern wollte. Grace tat weder das eine noch das andere. Sie
    zog gleich mehrere Papierhandtücher aus dem Vorratsbehälter und wusch sich
    damit die Hände und ihren Arm. Neues Blut sickerte ebenso schnell aus der
    Wunde wieder hervor, wie sie es abzuwaschen versuchte. »Verflucht, verflucht,
    verflucht«, flüsterte sie. Im Spiegel bemerkte sie die Schieflage ihrer blonden
    Perücke. Hastig zog sie mit einer Hand die Nadeln heraus, die die Perücke immer
    noch halbwegs an ihrem Platz hielten, und riss sie sich vom Kopf. Ihr langes,
    zerdrücktes Haar fiel ihren Rücken hinunter.
    Einen kurzen Moment lang musste sie beide Hände benutzen. Sie drückte eines
    der braunen Papierhandtücher so fest auf die blutende Wunde, dass es auf ihrem
    Arm kleben blieb. Der rote Fleck vergrößerte sich augenblicklich, aber immerhin
    tropfte er nicht. Sie stopfte die Perücke in ihre Computertasche, band ihre Haare
    auf ihrem Kopf zu einem Knoten und steckte ihn fest. Sie zerrte ihre
    Baseballmütze hervor, stülpte sie sich über und zog sie sich bis tief über die
    Augen herunter.
    Ihren Arm zu bewegen tat höllisch weh. Der provisorische Verband war bereits
    völlig blutig und begann sich zu lösen. Sie zog ihn herunter und warf ihn in den
    Abfall, dann drückte sie wieder ein Papierhandtuch auf die Wunde. Vor Schmerz
    die Zähne zusammenbeißend, starrte sie ihr kränkliches, blasses Spiegelbild an.
    Eigentlich war die Wunde nicht weiter schlimm, sie würde daran nicht verbluten,
    außerdem konnte sie ihren Arm immer noch benutzen. Niall hätte wegen einer
    solch lächerlich geringen Verletzung nicht einmal innegehalten, er hätte
    weitergekämpft.
    Genau das hatte auch sie getan, bemerkte Grace überrascht.
    Zugegebenermaßen war ihr Gegenangriff nicht besonders gut durchdacht
    gewesen, die Schnittwunde aber hatte sie überhaupt erst hinterher zur Kenntnis
    genommen. Wenn Nialls irrsinnige Wut über ihre Verletzung abgeebbt wäre,
    wäre er wahnsinnig stolz auf sie gewesen...
    »Ich muss wohl verrückt geworden sein«, sagte Grace laut und blinzelte. Sie
    musste mehr Blut verloren haben, als ihr bewusst war, dass sie an Niall wie an
    jemanden dachte, den sie tatsächlich kannte, und nicht als einen
    bemerkenswerten Ritter des Mittelalters, der bereits vor mehreren Jahrhunderten

    gestorben war. Sie sollte lieber einmal darüber nachdenken, wie und womit sie
    ihren Arm bandagieren konnte.
    Sie hatte auch gleich einen Einfall. Mit der rechten Hand drückte sie die
    Papierhandtücher fest und benutzte die linke, um sich ihren Schuh aufzubinden.
    Sie zog erst ihren Schuh, dann ihren Socken aus, ehe sie mit ihrem

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