Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
sie wenigstens hübsch! Auf diesem Bauchfoto kann man das nicht erkennen. Sie bedeckt ihr Gesicht. Ich habe nach einem Bild von ihr gegoogelt, aber nichts gefunden.
TyGal85: wundert mich nicht. sie ist eine art irimitin. ist sie hübsch, ja, irgendwie schon. könnte aber mehr aus sich machen.
»Okay, das reicht jetzt«, beschloss Ty.
»Ich rege mich nicht auf.« Ich war beeindruckt von mir selbst. Nur diesen Post von TyGal85 hätte ich gerne ein bisschen in der Luft zerrissen. Vielleicht, weil ihre peinliche Unfähigkeit, Hippie, bisschen und Eremitin richtig zu schreiben oder einen Satz mit korrekter Groß- und Kleinschreibung sowie Interpunktion zu bilden, ihr im Leben fast genauso sehr schaden würde wie ich, wenn ich herausfände, wo sie wohnte und ihr mit einem Hockeyschläger die Kniescheibe zertrümmerte.
Ty klickte auf den Link Ty spärlich bekleidet . Es gab Fotos von ihm barfuß bei einem Auftritt. Mit freiem Oberkörper. Eines zeigte ihn backstage, den halben Hintern in die Kamera gereckt.
»Sehr würdevoll«, bemerkte ich.
»Im Scheinwerferlicht wird einem heiß. Vielleicht hatte ich auch schon ein paar Bier intus.«
»Ach, wirklich?«
Ich ging in die Küche, bereitete das Abendessen zu und spähte ab und zu ins Wohnzimmer, wo er weiter im Forum schmökerte. Ein, zwei Mal lief er rot an. Lachte. Runzelte die Stirn. »So eine idiotische Scheiße!«, murmelte er einmal.
Ich rief ihn zum Essen.
Er stand auf und stellte den Laptop weg. »Das Leben wird immer merkwürdiger, Gracie.«
Es war nach dem Abendessen, und wir schauten Andy Griffith. Eine der besten Folgen. Die, in der Tante Bee ihre schrecklichen selbstgemachten sauren Gurken auf dem ländlichen Jahrmarkt anbieten will. Andy und Barney nennen sie »Kerosingurken«.
Ich liebe Tante Bee. Einmal, nach besonders tollem Sex mit Ty, zitierte ich sie begeistert: »So etwas habe ich seit meiner Taufe nicht mehr erlebt!«
Das gefiel ihm.
Also, wir sahen gerade fern.
In der Werbepause fragte Ty: »Könntest du dir am Donnerstag in einer Woche vielleicht den Nachmittag frei nehmen?«
»Ja, vielleicht. Warum?«
»Weil ich im Rathaus einen Termin für uns vereinbaren möchte. Vielleicht solltest du dir sogar besser den ganzen Tag freinehmen, falls wir erst einen Bluttest machen müssen. Ich rufe an und erkundige mich.«
Bluttest. Es erschreckte und verletzte mich, dass er überhaupt daran dachte. »Aber du bist der Vater, Ty!«
Er schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher aus. »Für eine Frau mit einem Mordsverstand bist du manchmal so dumm wie drei Reihen Feldsalat. Ich rede nicht von einem Vaterschaftstest. Ich rede vom Heiraten.«
Ich wich zurück, als hätte er nicht nur ein großes Silberkreuz, sondern auch noch einen Zopf Knoblauch und einen angespitzten Holzpfahl auf mich geworfen. »Bist du verrückt geworden?«
»Scheint so«, erwiderte er trocken.
Ich stand auf und trat hinter die Couch. »Ich … Ich finde nur nicht, dass wir unbedingt heiraten müssen.«
»Ich aber.«
»Das wäre ein schrecklicher Fehler! Mit der Zeit würden wir uns hassen und uns gegenseitig Vorwürfe machen.«
»Tja«, sagte er in demselben trockenen Tonfall. »Und ich dachte im Gegenteil, dass es dadurch besser würde.«
»Besser für wen?«
Er seufzte. »Grace. Leg die Stillwurst wieder hin.«
Ich blickte an mir herunter. Ich presste das Kissen an die Brust wie eine aufblasbare Schwimmhilfe, als säße ich in einem Flugzeug, das in den Michigansee stürzte.
Kopfschüttelnd sagte er: »Wir können ja später noch einmal darüber reden.« Dann nahm er die Fernbedienung und schaltete den Fernseher wieder ein.
Als er ins Bett kam, gab ich vor zu schlafen, aus Angst, er würde das Thema wieder zur Sprache bringen. Ich versuchte zu analysieren, warum ich so in Panik geriet. Ich liebte ihn. Ich konnte mir nicht nur vorstellen , den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen, ich wollte es auch. Nur die Art, wie er mir einen Antrag gemacht hatte, machte mich traurig. Tat er es bloß aus Pflichtgefühl oder Verantwortungsbewusstsein? Für wen tat er es? Für das Baby? War er dafür bereit, sein Leben so drastisch zu ändern? Hatte er sich das auch gut überlegt?
Ich ging meinen Vater besuchen.
Er bereitete Käsetoasts zu, und wir aßen sie draußen auf seiner Dachterrasse, während wir zusahen, wie Regenwolken von Uptown her aufzogen.
»Dan, warum habt ihr damals geheiratet, Julia und du?«
»Deinetwegen natürlich.«
»Mist«, stöhnte ich. »Ich
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