Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
renovierten Spielzeugfabrik in Brooklyn befand. Draußen belagerte ein Pulk junger Mädchen die Eingangstür. Ich bat den Fahrer, mich eine Straße weiter rauszulassen und auf mich zu warten.
Als ich mich näherte, standen die Mädchen auf und kamen auf mich zu. Ich fragte mich, ob ich mich umdrehen und so schnell wie möglich zum Taxi zurückkehren sollte, aber da hatten sie mich schon fast erreicht.
»Grace?«, fragte eine, als sie mich zu viert umringten. Sie sahen aus, als sollten sie zu Hause sein und für ihre Abschlussprüfungen in der Schule büffeln.
Ich musste stehenbleiben, denn sie blockierten mir den Weg. Ich lächelte.
Sie starrten mich an, als wäre ich ein Fabeltier. »Du bist klein. Und hübscher, als wir dachten«, sagte dasselbe Mädchen, das zuerst das Wort ergriffen hatte.
Ein anderes Mädchen kam näher und berührte ehrfürchtig meinen Bauch.
»Irgendwie hassen wir dich«, sagte das erste Mädchen fröhlich. »Aber wir mögen dich auch! Nimm es nicht persönlich.«
»Mach ich nicht!« Ich lächelte noch breiter und zwängte mich an ihnen vorbei.
Das Gebäude war sauber, hell und minimalistisch im skandinavischen Stil gestaltet, mit glänzenden hellen Holzfußböden und verchromten schwarzen Ledermöbeln. Die Empfangsdame lächelte, als ich mich vorstellte. Sie rief jemanden an und bat, Ty Bescheid zu sagen, dass ich da war. Dann zeigte sie mir, wo sich die Aufzüge befanden.
Im Flur des dritten Stocks erwartete er mich. »Was ist los?«, fragte er mich, noch bevor ich aus dem Aufzug trat.
»Nichts. Ich würde nur gern kurz mit dir reden.«
Er sah meinen Bauch an. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja!«, lachte ich. »Keine Sorge, okay?«
Er lächelte, aber unsicher. Seine Schultern entspannten sich.
Ich sah mich um. An den Wänden hingen überall eingerahmte CDs und Albumcover, jedes von einem eigenen kleinen Deckenstrahler beleuchtet.
Ty nahm mich am Arm und führte mich den Flur hinunter zu dem Studio, in dem die Aufnahmen stattfanden. Dort stellte er mich den Toningenieuren und Musikern vor. Zwei von ihnen, der Schlagzeuger und der Bassist, hatten ihn auf der Tour begleitet. Ich hatte das Gefühl, dass er Gutes über mich erzählt hatte, denn sie begrüßten mich freundlich, als würden sie mich schon kennen. Einer von ihnen lud Tyler und mich in sein Haus auf Long Island ein, um seine Frau und seine Kinder kennenzulernen und zusammen zu grillen. Ich nahm die Einladung freudig an, zutiefst erleichtert, dass Tys Freunde mich akzeptierten.
Ty nahm mich mit in ein Büro mit einem großen Schreibtisch und einem Ledersofa, auf das wir uns setzten. »Hey, hast du nicht auch so eine?«, fragte ich und zeigte auf die eingerahmten, glänzenden CDs an der Wand.
»Ja, ich habe auch eine.«
»Besteht sie wirklich aus Platin?«
»Nein, ich glaube, sie ist aus Plastik.«
»Wo ist deine?«
»Die hängt neben dem Hirschkopf.«
Ich zuckte zusammen. Er lächelte.
Wo sollte ich anfangen? »Ich … Ich habe über das nachgedacht, was du neulich Abend gesagt hast. Und, na ja, okay. Ich glaube, es ist eine gute Idee. Lass es uns tun.«
Er starrte mich an. Vielleicht wusste er gar nicht, wovon ich redete.
»Lass uns …« Ich brachte das Wort einfach nicht heraus. »… zusammenbleiben.«
Er lehnte sich in die Sofaecke zurück und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
»Willst du das, Ty?«
Er lehnte sich langsam nach vorn, die Ellbogen auf den Knien, die Hände verschränkt. Lange Zeit starrte er auf den Fußboden. Dann sah er mich achselzuckend an. »Es ist einen Versuch wert.«
Man hätte glauben können, er experimentiere mit einem neuen Rasierschaum.
»Okay«, sagte er dann energisch und stand auf. »Entschuldige, aber ich muss jetzt wieder rein, die warten mit den Aufnahmen auf mich.«
»Okay.« Ich kam nicht so recht von dem Sofa hoch. Er packte mich unter den Achseln und hievte mich auf die Beine. »Also, äh, sollten wir vielleicht im Rathaus anrufen und einen Termin vereinbaren?«
»Wir haben schon einen«, erwiderte er. »Nächsten Donnerstag um Viertel vor vier.«
»Oh … gut. Okay. Ich glaube, das haut hin. Ich frage nur noch meine Mutter und Peg, ob sie da auch können.«
»Ich habe auch erfahren, dass wir keine Bluttests machen lassen müssen.« Er lotste mich in den Flur. »Aber wir müssen spätestens vierundzwanzig Stunden vorher im Rathaus die Genehmigung einholen.«
Seine Freunde kehrten in den Aufnahmeraum zurück.
»Ich komme!«, rief er ihnen zu. Er
Weitere Kostenlose Bücher