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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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hab’s gewusst.«
    »Wo liegt denn das Problem?«
    »Ihr habt geheiratet, weil sie schwanger war. Und schau dir an, was dabei herausgekommen ist.«
    »Aber ich bereue es keineswegs, deine Mutter geheiratet zu haben. Und vor allem nicht, dass wir dich bekommen haben.«
    »Ich weiß, aber eure Ehe war katastrophal, oder nicht? Ohne dir zu nahe treten zu wollen.«
    »Willst du heiraten, Grace?«
    »Das Thema ist zur Sprache gekommen.«
    Er dachte nach. »Bei dir und Ty ist es vielleicht etwas anderes. Ich glaube, ihr liebt euch wirklich.«
    »Und ihr habt euch nicht geliebt?«
    »Doch, in gewisser Weise schon. Was hat deine Mom dir darüber erzählt?«
    »Äh, so gut wie nichts.«
    »Im Ernst?«
    »Ich weiß nur so viel: Ihr habt euch in New York kennengelernt. Sie war Schauspielerin und hat Modell gestanden. Sie hat zu jung geheiratet und wäre besser vorher aufs College gegangen und hätte Karriere gemacht, aber natürlich ist sie froh, dass sie mich hat. Es hat einfach nicht funktioniert. Du hattest mich gern, brauchtest aber deine Unabhängigkeit, um dich auf deine Kunst zu konzentrieren.«
    »Kannst du dich überhaupt noch an mich erinnern, aus der Zeit, als du klein warst?«
    »Du hast mich ins Bett getragen, wenn ich müde war. Und hast mir alles gemalt, was ich wollte.«
    »Und dann war ich auf einmal weg.«
    Ich nickte.
    »Dann wird es wohl Zeit, die weißen Flecken auszufüllen«, seufzte er.
    »Ja.«
    Er wirkte nicht gerade begeistert darüber, es mir erzählen zu müssen, was immer es war.
    »Nur fünf Worte, Dan.«
    »Ich bin nicht treu gewesen.« Er sah mich an. »Das wird dir sicher schon mal zu Ohren gekommen sein.«
    »Ich glaube, ich habe es irgendwo gelesen.«
    »Es tut mir so leid, Grace. Ich bin für drei Monate nach Paris gegangen, um dort zu studieren. Ihr wart eine Weile lang mit mir zusammen dort, du und deine Mutter, aber Julia hatte Heimweh, und wir haben uns öfter gestritten. Ich war sehr durcheinander. Meine Mutter war im Jahr zuvor gestorben, unmittelbar nach meinem dreißigsten Geburtstag. Meine Gemälde verkauften sich nicht. Ich war traurig und besorgt. Wütend. Ich trank zu viel und wurde manchmal aggressiv. Deshalb ist Julia früher abgereist und hat dich mitgenommen. Danach machte ich alles noch schlimmer. Ich habe große Fehler begangen und sie sehr verletzt.«
    Er seufzte. »Irgendjemand hat Julia erzählt, was ich getan habe, und da hat sie mich verlassen. Als ich nach New York zurückkehrte, war die Wohnung leer. Ich wollte nicht, dass wir auseinander gingen. Jedenfalls nicht für immer. Ich war bereit, an mir zu arbeiten und es noch einmal zu versuchen, aber sie hatte die Nase voll.« Er sah mich an. »Du weißt, sie verachtet Versager.«
    »Da muss ich dir leider recht geben«, bestätigte ich.
    »Und dann wurde ihr das Sorgerecht zugesprochen. Über mich kursierten wilde Gerüchte, und der Richter war ein konservatives altes Arschloch, der mein Umgangsrecht mit dir massiv einschränkte. Jegliche Extrazeit beruhte auf Julias Ermessen. Wenn ich beruflich unterwegs war und darum einen unserer Tage absagen musste, konnte ich den Tag nicht verschieben. Wenn ich meine Chance verpasste, musste ich einen weiteren Monat warten, bis ich dich wiedersah. Es war zum Verrücktwerden!« Er sah mich an. »Wie hast du das denn alles erlebt?«
    »Einmal, als ich dich lange nicht gesehen hatte, habe ich Julia gefragt, ob du tot wärst. Sie antwortete: ›Für mich ist er das.‹ Ich lernte, nicht von dir zu sprechen, um sie nicht zu verärgern.«
    »Das tut mir leid. Aber ich glaube, es ging dabei nicht nur um unsere Ehe. Hat sie dir von ihrem Vater erzählt?«
    »Sie hat gesagt, er sei bei einem Zugunglück gestorben und sie hätte ihn nie kennengelernt.«
    »Er ist gestorben, als sie zwei Jahre alt war. Er hat am Bahnhof Hoboken gearbeitet. Er war ein Draufgänger und Wagehals. Später stellte sich heraus, dass er wahrscheinlich manisch-depressiv war und sich gerade in einer manischen Phase befand. Offenbar hat er die Wette eines Kollegen angenommen, sich vor einen herannahenden Zug auf die Schienen zu legen und zu sehen, wer es am längsten aushielt. Beide kamen ums Leben.«
    »Mein Gott!«
    »Als Julia ein Teenager war, starb plötzlich ihre Mutter. Herzinfarkt.«
    Ich nickte.
    »Als wir uns trafen, hatte sie niemanden mehr.«
    Meine arme Mutter. So viel Schmerz hatte sie in sich verborgen. Ganz tief. »Warum hat Mom dann, als ich älter war, erlaubt, dass wir uns wesentlich öfter

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