Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
sahen?«
»Ich habe nie aufgehört, um mehr Zeit mit dir zu bitten. Ich habe angerufen, Briefe geschickt. Ich habe ihr mehr Geld als den vereinbarten Unterhalt angeboten. Jahrelang hat sie mich ignoriert. Dann hat sie sich eines Tages mit mir in Verbindung gesetzt, weil sie sich Sorgen um dich machte. Du warst so still und traurig, und sie befürchtete, einen Fehler begangen zu haben. Sie fragte, ob du mich einmal länger besuchen könntest. Das war in dem Sommer, bevor du dreizehn wurdest, weißt du noch?«
»Natürlich. Ich war nicht besonders nett zu dir.«
Dan zuckte mit den Schultern. »Ich dachte mir, dass du mich in dem Alter sowieso hassen würdest, auch wenn ich immer da gewesen wäre.«
»Ich habe dich nicht gehasst. Aber Julia hat dich in all den Jahren immer so mit Verachtung gestraft. Doch je mehr Zeit ich mit dir verbrachte, desto mehr mochte ich dich. Es war sehr verwirrend. Ich hatte Angst, du würdest wieder von der Bildfläche verschwinden.«
Er reichte mir eine Serviette und strich mir über die Schulter.
»Weißt du, Dan, das Komische ist, dass sie an die Ehe glaubt wie an den Heiligen Gral. Was mich angeht, jedenfalls.«
»Vielleicht erhofft sie sich für dich die große Liebe.«
Ich lachte und putzte mir die Nase. »Ich glaube, ich werde mich mit einer etwas angeschlagenen Liebe zufrieden geben müssen.«
»Ich bin der letzte Mensch, der dir hinsichtlich einer Heirat Ratschläge erteilen sollte, Grace. Ich habe ja ziemlich versagt. Doch ob du nun heiratest oder nicht, das eine möchte ich dir ans Herz legen: Lass deinen Sohn so oft wie möglich mit seinem Vater zusammen sein. Es ist wichtig, für beide.«
Ich lud Julia für einen Samstag ein, an dem Ty im Aufnahmestudio und Peg bei ihrer Matinee war. Ich tischte alle ihre Lieblingsspeisen auf: Thunfischsalat mit Äpfeln, Gurken und Walnüssen, dazu Salz-Essig-Chips und ein großes Glas zuckerfreies Ingwerbier.
»Du verwöhnst mich«, sagte sie, als sie sich an den Tisch setzte. »Womit habe ich das verdient?«
Typisch Julia. Immer gleich auf den Punkt.
»Weil ich dich lieb habe, Mom.«
Sie lächelte.
»Und auch … weil ich mit dir reden muss. Über die Ehe.«
»Grace, überlegst du etwa zu heiraten?«
»Tja … wir haben darüber geredet.«
Sie klatschte in die Hände und grinste. Es fehlte nicht viel, und sie hätte »jippieh!« gerufen.
»Warum freust du dich so darüber?«
»Weil eine feste Bindung etwas Wunderbares sein kann. Und du hast wirklich den Richtigen erwischt, zweifellos.«
»Woher weißt du, dass er der Richtige ist?«
»Schau dir doch mal an, wie er dich vergöttert!«
Moment. Sie hatte Ty doch erst einmal gesehen, als er geholfen hatte, das Bettchen hochzutragen, und dabei hatte er ziemlich cool und unpersönlich gewirkt. »Woraus schließt du das, Mom?«
Sie setzte zu einer Erklärung an, klappte aber plötzlich zu wie eine Auster. Lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und starrte ihr Sandwich an. Nahm es und aß einen Bissen. Es war, als sähe ich einen Film und hätte einige Schlüsselszenen verpasst.
»Hm, ist der Thunfischsalat lecker!«
»Julia!«
»Ja?« Sie biss in ihren Gurkenspieß.
»Warum meinst du, dass ihm viel an mir liegt? Wie kommst du darauf?«
»Ach, das sieht man einfach.« Sie hielt ihr Glas Ingwerbier gegen das Licht und sah hinein, als wolle sie den Jahrgang beurteilen. »Welche Marke ist das? Barq’s?«
»A&W.«
»Hmm!«
Mir wurde klar, warum das mit ihrer Schauspielerkarriere nicht geklappt hatte.
Offenbar war niemand bereit, mir einen vernünftigen Rat zu erteilen. Ich würde die Entscheidung ganz allein treffen müssen.
Susannah Grace, 2.0
Ich legte eine Liste an.
Ty heiraten, pro und contra
Pro (egoistisch, in willkürlicher Reihenfolge)
Wann immer ich will, kann ich: ihn ansehen. An ihm schnuppern. Ihn berühren. Mich von ihm berühren lassen. Mit ihm reden. Ihn hören. Ihn besitzen. Neben ihm schlafen.
seine Augen
das Lächeln
wir lachen über dieselben Dinge
die Musik
Unterstützung mit dem Baby
Ich mag seine Mutter
Außerdem:
Hilfe beim: Gläser öffnen/schwere Sachen tragen/Blumen arrangieren
Pro (selbstlos)
Mein Sohn wird mit seinem Vater aufwachsen.
Wir werden eine Familie sein.
Contra (in unterschiedlichem Maße)
sein Hang zum Feiern
seine gruselige Schwester
unheimliche Fans/die »Beobachter«
die Panikattacken, weil ich ihn so sehr liebe
(was ist das nur?)
Am Nachmittag nahm ich ein Taxi zu seinem Studio, das sich in einer
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