Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
Fummelgeräusche, dann ein Lachen. Er hatte etwas getrunken. »Hey. Sorry. Ich habe das Handy fallen lassen. Hey.« Er senkte die Stimme. »Was hast du an? Nein, war nur ein Scherz. Das ist ja nur der AB … Grace. Susannah Grace. Barnum. Du schmeckst wie … warmer … Karamell. Kann ich zu dir kommen? Wenn du noch wach bist und mich hörst, ruf mich bitte zurück.«
Am Montagmorgen musste Lakshmi zum Zahnarzt, und ich übernahm ihren Kurs mit Dreizehnjährigen in der Bronx. Ich stoppte die Zeit, die sie brauchten, um kichernd mit verbundenen Augen ein Kondom über eine Banane zu ziehen, und fühlte mich als Heuchlerin.
Nach dem Kurs, auf dem Weg zur U-Bahn, checkte ich meine Nachrichten.
»Hey, ich weiß, du bist bei der Arbeit.« Er klang brüsk, aber besorgt. Im Hintergrund redeten Leute. »Können wir uns heute Abend treffen? Ich muss morgen ganz früh los. Ruf mich an.«
Es wäre so einfach gewesen. Ich hatte seine Nummer auf Kurzwahl gespeichert. Doch ich war in einer Abwärtsspirale des Liebeskummers gefangen, und meine Finger ließen mich im Stich.
Kurz nach Mitternacht hinterließ er eine letzte Nachricht.
»Ich fahre in ein paar Stunden. Der Bus geht um vier. Ich wollte dich sehen. Scheiße , Gracie, warum tust du mir das an?«
Ich wollte ihn nicht anrufen, aus Angst, meine Stimme würde versagen, aber ich konnte ihn auch nicht so fortgehen lassen. Ich schickte ihm eine SMS.
Am liebsten hätte ich ihm geschrieben: Ich liebe dich. Ich werde dich vermissen.
Doch stattdessen schrieb ich:
Ich wünsche dir eine erfolgreiche Tour, Ty. Pass auf dich auf.
xo Grace
Wie üblich hatte ich einen Plan. In ein paar Wochen würde ich ihn kurz und munter anrufen, sobald ich mein Leben wieder im Griff hatte.
Doch es gibt einen Spruch von John Lennon über das Schmieden von Plänen, und der passte haargenau auf meine Situation.
Life happened, instead. Das Leben durchkreuzte all meine Pläne.
Mein Engel kehrt zurück
Als ich zum dritten Mal im Ethel J. Merman Retirement Village in Flushing, Queens, unterrichtete, veranstalteten wir eine Party. Es gab sogar kleine Kuchen in Form von Penissen und Vaginas, bestellt vom Workshop-Veranstalter Mr Shapiro, meinem glühendsten Verehrer unter den älteren Leuten. Er war gerade mal einen Zentimeter größer als ich, und ihm wuchsen dicke Haarbüschel aus Nase und Ohren. Schon längst nannte er mich Gracie, und er liebte es, schockierende Dinge auszusprechen.
»Gracie, wann kommen Sie wieder und sprechen mit uns über Analsex?« Wir standen an der Punschschüssel im Aufenthaltsraum, wo der Workshop stattgefunden hatte. Mr Shapiro hatte einen dünnen rosafarbenen Schnurrbart von dem Muffin, an dem er geziert geknabbert hatte.
»Ich habe Ihnen schon alles erzählt, was Sie von mir über dieses Thema hören werden. Tragen Sie ein Kondom und benutzen Sie viel Gleitgel. Gehen Sie langsam vor und hören Sie sofort auf, wenn Partner oder Partnerin es verlangen.«
»Lieber als ein Vortrag wäre mir eine Demonstration.«
»Aber Sie haben hier doch einen Internetzugang, oder?«, fragte ich mit einem Blick hinüber zum Computerraum.
»Ja, aber meine Zugriffsrechte wurden beschränkt.«
»Sie Armer«, sagte ich und tätschelte ihm den Rücken. Ich hatte meinen Schokoladenschniedel mit braunem Buttercremeüberzug aufgegessen und war im Aufbruch begriffen. »Auf Wiedersehen, Mr Shapiro, auf Wiedersehen, ihr alle!«
Sie versammelten sich, um mich zu umarmen. Mr Shapiro, der bis zuletzt gewartet hatte, nahm meine Hände und fragte: »Und Sie möchten ganz sicher nicht ein bisschen Cunnilingus?«
»Nein, ganz sicher nicht. Aber vielleicht fragen Sie mal Mrs Benson? Mir ist aufgefallen, dass Sie sie angesehen hat.«
Er winkte ab. »Die habe ich schon gehabt.«
Dann umarmte er mich fest. So fest, dass er meinen Busen quetschte. Ich schnappte nach Luft, wich zurück und schlug automatisch die Arme vor die Brust.
»Was habe ich getan? Bitte, entschuldigen Sie!«
»Nein! Ist schon gut, Mr Shapiro.«
»Habe ich Ihnen wehgetan?«
»Nein, nichts passiert.«
Als ich nach Hause kam, berührte ich vorsichtig meine Brüste. Sie waren unglaublich empfindlich, wie meine übliche PMS-Spannung hoch zehn. Vielleicht war die plötzliche, hohe Progestin-Dosis in der Empfängnisverhütungspille daran schuld.
An diesem Abend ging ich früh zu Bett. Als ich am nächsten Morgen erwachte, fand ich eine Nachricht von Ty vor. Er hatte sie um 01:47 Uhr hinterlassen.
»Hey, Grace. Wir
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