Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)
man mit den vorgestellten Empfehlungen wenig bis gar nichts erreichen können.
Auch dürften einige der angeführten Maßnahmen ungeeignet für Diabet i ker oder Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion sein. In diesem Fall sollten sie – wenn überhaupt – nur unter ärztlicher Aufsicht durchg e führt werden.
Dennoch bin ich mir relativ sicher, dass sehr viele Übergewichtige und Noch-Schlanke von den vorgestellten Maßnahmen profitieren können, und zwar primär aufgrund des epidemischen Charakters der globalen Überg e wichtswelle. Für diese Entwicklung muss es schließlich einen Grund geben.
Die bisherigen, von der Medizin und den Ernährungswissenschaften geäußerten Erklärungen für die weltweite Zunahme von Übergewicht und Adipositas überzeugen jedenfalls nicht. Genetische Gründe können von vornherein ausgeschlossen werden, denn Gene ändern sich so schnell und vor allem weltweit nicht.
Am Fettkonsum kann es ebenfalls nicht liegen, denn der Anteil der Übe r gewichtigen nimmt auch in Ländern zu, in denen der Anteil des Fetts an der täglichen Kalorienaufnahme seit Jahrzehnten rückläufig ist.
Schließlich ist auch das Argument, dass wir zu viel essen und uns zu wenig bewegen, nicht wirklich stimmig. Denn eine Frage bleibt auch dabei unbeantwortet: Warum hören wir nicht einfach auf zu essen, wenn wir bereits etliche Kilogramm Fett zu viel auf dem Leib tragen ?
Warum etwa stehen hochgradig übergewichtige Menschen oftmals mitten in der Nacht auf, um sich weitere Kalorien einzuverleiben? Warum ve r braucht ihr Körper nicht stattdessen zunächst die Kalorien, die er bereits in überreichlichen Mengen selbst besitzt? Ein auf einem ganzen Berg g e sammelter Eicheln schlafendes Eichhörnchen würde jedenfalls nicht mitten in der Nacht aufstehen, um panisch weitere Eicheln zu sammeln.
Die evolutionär-systemische Analyse des vorliegenden Textes liefert auf die gestellte Frage eine meiner Ansicht nach äußerst plausible Antwort: Das Gehirn von Übergewichtigen hat keine Verwendung für die zahlre i chen Kalorien der körperlichen Fettdepots, denn es ist ausschließlich an Glukose als Energieträger interessiert. Glukose kann jedoch nur zu einem ganz geringen Anteil aus den Triglyceriden der Fettzellen produziert werden.
Auch legen die Analysen nahe, dass sich die Übergewichtsepidemie unter den aktuell gültigen off iziellen Ernährungsempfehlungen [85] eher noch weiter verschärfen könnte, da solche Diäten die alleinige Ausrichtung des Gehirns auf den Betriebsstoff Glukose gewissermaßen zementieren. Dies gilt umso mehr, als die meisten Menschen – wie im Kapitel Expensive-Tissue-Ketosis-Hypothese herausgearbeitet wurde – die von der Ernä h rungsberatung empfohlenen ballaststoffreichen Lebensmittel aus evoluti o nären Gründen überhaupt nicht vertragen. Es wurde deshalb die These (These 2 im entsprechenden Kapitel) aufgestellt, dass a llgemeine Ernä h rungsempfehlungen für kohlenhydratreiche Diäten einen erhöhten Konsum an Zucker und Weißmehl in der Bevölkerung zur Folge haben werden . Aufgrund der allgemeinen Entwicklung des Ernährungsverhaltens der Bevölkerungen von Industrienationen in den letzten Jahrzehnten kann die These praktisch als verifiziert gelten.
Bei der langjährige n durchgehenden Anwendung einer kohlenhydratre i che n Ernährung verliert das Gehirn der meisten Menschen die Fähig keit, spontan Ketonkörper zu metabolisieren. Es ist dann nicht länger verzög e rungsfrei ketolysefähig. Die Medizin sieht das zwar überwiegend als unproblematisch an, in Wirklichkeit handelt es sich dabei jedoch um ein gravierendes körperliches Defizit mit erheblichen negativen gesundheitl i chen Folgewirkungen, da der Körper dann nicht länger in der Lage ist, mittels Eigensteuerung für eine ausgeglichene Energiebilanz zu sorgen. Man muss so etwas dann selbst erledigen, beispielsweise durch Hungern und/oder Sport. Gelingt einem das nicht, hat man gute Chancen, dauerhaft übergewichtig zu werden.
Im Folgenden wird es also vor allem darum gehen, Ihre Fitness zu steigern. Nun werden Sie vielleicht sagen: „Ausreichend fit bin ich bereits, denn ich jogge dreimal pro Woche eine Strecke von zehn Kilometern, und vier Stockwerke schaffe ich ebenfalls zu Fuß, ohne nennenswert außer Atem zu geraten.“ Die Frage ist jedoch: Können Sie auch einen ganzen Tag auf Kohlenhydrate oder vielleicht sogar auf alle kalorienhaltigen Speisen und Getränke verzichten, ohne dabei einen
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