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Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)

Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)

Titel: Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Verstimmungen, aber auch Aggressivität
            sexuelle Unlust
            Konzentrationsschwierigkeiten
            Sprachstörungen
            Sehstörungen
            Krämpfe
            Bewusstseinsstörungen, bis hin zur Bewusstlosigkeit
            Migräne, epileptische Anfälle
    Es bilden sich also Symptome aus, die auch von anderen Suchterkranku n gen (Alkohol, Tabak, Heroin etc.) als „Entzugssymptome“ bekannt sind, und die maßgeblich etwas mit der verstärkten Ausschüttung von Stres s hormonen in „Mangelsituationen“ zu tun haben. Und in der Tat befindet sich das Gehirn längst in einer gefährlichen Energiemangelsituation, denn einerseits ist es von Glukose als dem einzigen nutzbaren Energieträger abhängig, andererseits signalisieren ihm die inneren körperlichen Überw a chungsmechanismen, dass sich die Glukosevorräte in der Leber dem Ende zuneigen.
    Als normale Gegenreaktionen stehen in dieser Situation zwei Maßnahmen zur Verfügung:
            Als körperliche Maßnahme: Glukoneogenese zwecks Verzuckerung von Körpersubstanz zur energetischen Versorgung des Gehirns mit Glukose. Dabei isst sich der Körper gewissermaßen selbst auf.
            Als individuelle Maßnahme: Essen/Trinken, insbesondere von kohle n hydratreichen Speisen und Getränken, die für eine schnelle Glukoseb e reitstellung sorgen.
    Dies erklärt vielleicht, warum Diätwillige manchmal mitten in der Nacht aufstehen und sich trotz aller Vorsätze und Schwüre über den Inhalt des Kühlschranks hermachen. Ihr Verhalten ähnelt in vielen Punkten dem anderer Suchterkrankten (zum Beispiel dem von Rauchern).
    Ist in der Situation, in der man sich gerade befindet, Essbares nicht leicht greifbar, bleibt im Wesentlichen nur noch die Glukoneogenese als rettende Maßnahme. Sie geht – wie beschrieben – mit einem Ausschütten von Stresshormonen einher. Die Auswirkungen auf das eigene Befinden können dramatisch sein.
    Viele moderne Menschen nehmen heute täglich U nmenge n an leicht resorbierbaren Kohlenhydraten – zum Teil auch in Form von Softdrinks – und Stärkeprodukten zu sich . Sie bef inden sich hierdurch gewissermaßen permanent im „ Netzbetrieb “, wobei ihr Gehirn praktisch ausschließlich von Glukose lebt.
    Längere Nahrungspausen sind für sie kaum mehr verkraftbar. Schon nach wenige n Stunden ohne Nahrungszufuhr geraten sie unweigerlich in eine Krise: Sie werden nervös, müde, unkonzentriert, aggressiv, unruhig usw. und zeigen eine Vielzahl der weiter oben aufgeführten Symptome. Ein inneres Umstellen des Gehirnstoffwechsels auf den Energieträger Fett, der in reichlichen Mengen in ihrem Körper vorhanden ist, unterbleibt jedoch . Stattdessen wird schnell ein weiterer Snack oder ein Softdrink zu sich genommen .
    Migräne-Ärzte geben ihren Patienten oft den Rat : „ Führen Sie ein rege l mäßiges Leben, lassen Sie keine Mahlzeiten aus, schlafen Sie regelmäßig, nicht zu lang und nicht zu kurz. Essen Sie eher fünfmal am Tag. Bevorz u gen Sie kohlenhydratreiche Speisen, schließlich wandelt das Gehirn ausschließlich Glukose in Energie um. Stehen Sie möglichst immer zur gleichen Zeit auf, auch am Wochenende. Frühstücken Sie selbst sonntags zur gewohnten Zeit. Danach können Sie sich, sofern Sie wollen, wieder ins Bett legen.“ [75] .
    Dieser Rat mag zwar als erste Notfallmaßnahme für Schwerstbetroffene durchaus seine Berechtigung besitzen , leider verschleiert er vollständig , dass die Anforderung an die Regelmäßigkeit nicht naturgegeben ist [76] , sondern durch die moderne kohlenhydratreiche Ernährungsweise und die zivilisatorischen Lebensumstände erst hervorgerufen wird . Das anzustr e bende Ziel sollte deshalb auf lange Sicht weniger ein regelmäßiges Leben sein , als viel mehr eine Lebensweise, die von den natürlichen Mechani s men und Fähigkeiten des menschlichen Stoffwechsels und des Gehirns Gebrauch macht. Dazu gehört insbesondere die Fähigkeit des Gehirns, Ketonkörper (das heißt, Fettabbauprodukte) in Energie umzuwandeln. Bei der mit der M igräne eng verwandten Epilepsie [77] gehört dies längst zum etablierten Wissen der Neurologie [78] [79] . Es darf deshalb verwundern, wenn Neurologen auf der einen Seite schwere Epileptiker, bei denen die üblichen Medikamente keine ausreichende Wirkung zeigen, mit kohlenhydratarmen, ketogenen Diäten behandeln, Migränikern auf der anderen Seite jedoch kohlenhydratreiche

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