Wie verführt man einen Prinzen?
Krawatte lösen, ihm das Jackett von den breiten Schultern streifen und ihn in ihr Zimmer ziehen, ihre Lippen auf seinen, mit ihren Fingern durch sein dunkles Haar und über seine perfekt geformte Brust fahren … Moment mal! Danni zog innerlich die Handbremse. Sie war selbst fassungslos, wie rasch ihre Gedanken bei einem halb nackten Adam gelandet waren.
Sie war auf dem fürstlichen Grund und Boden aufgewachsen. Daher hatte sie hin und wieder mit Adam gespielt, ebenso wie alle anderen Kinder, die auf dem Palastareal lebten. Der Altersunterschied von fünf Jahren hatte keine Rolle gespielt. Es hatte eine Zeit gegeben, da war Adam fast so etwas wie ein Freund gewesen. Auf jeden Fall ein Verbündeter und Beschützer. Daher fiel es ihr schwer, ihn nur als Mitglied der Fürstenfamilie zu sehen. Andererseits würde er eines Tages das Fürstentum regieren. Sie wusste, dass es sich nicht gehörte, sich den Thronfolger ohne Hemd vorzustellen. Außerdem ahnte sie, dass sie ihm in Gedanken mehr als nur das Hemd ausziehen würde, wenn sie jetzt nicht sofort mit dem Fantasieren aufhörte.
Zwar hatte sie keinerlei Knistern zwischen dem Paar gespürt, aber was wusste sie schon? Vielleicht tickten wohlerzogene, kultivierte Leute einfach anders. Vielleicht konnten sie ihre brodelnde Leidenschaft füreinander mühelos verstecken.
Sie rutschte ein Stück tiefer in ihren Sitz, drehte die Stereoanlage auf und zog die Mütze über die Augen, um die Hotellichter auszuschließen. Wer Mitglieder der fürstlichen Familie herumkutschierte, genoss ein Vorrecht: Niemand würde ihr sagen, sie solle weiterfahren.
Als sie das Geräusch der Wagentür hörte, richtete sie sich auf. „Ach, du heilige …“ Minuten. Er war nur einige Minuten lang im Hotel gewesen. Sie drückte den Off-Knopf der Stereoanlage. Der Ton erstarb, als Adam auf den Rücksitz glitt.
Vollkommen gefasst. Alle Jackenknöpfe geschlossen, jedes Haar an seinem Platz. Keine Spur von Lippenstift. Kein gerötetes Gesicht. Jeder Zentimeter von Adam sah so seriös aus wie immer. Nichts Weiches in seinen Zügen. Selbst der kleine Höcker auf der Nase, der sein makelloses Aussehen eigentlich beeinträchtigen sollte, machte ihn noch attraktiver.
Hatten sie sich überhaupt geküsst?
Danni schüttelte den Kopf und lenkte den Wagen vom Hotel weg. Sie sollte nicht darüber nachdenken. Es ging sie nichts an.
Zu jedem anderen Passagier hätte sie jetzt etwas wie „Hatten sie einen angenehmen Abend, Sir?“ gesagt. Im Grunde war ein Chauffeur ein Butler auf Rädern. Aber Adam war kein gewöhnlicher Passagier. Außerdem hatte er sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Offenbar war ihm nicht nach Small Talk zumute. Hoffentlich blieb das so! In fünfzehn Minuten würden sie den Palast erreichen, dann hätte sie ihren Auftrag ohne Zwischenfälle erledigt. Morgen würde ihr Vater wieder da sein. Niemand würde etwas bemerken. Puh!
Eine Viertelstunde später öffneten sich die inneren Palasttore geräuschlos vor der Limousine. Kurz darauf bremste sie den Wagen sanft vor dem Eingang zu Adams Wohnflügel ab. Die Räder knirschten leise über den Kies. Sie hatte dieses behutsame Abstoppen des Wagens lange geübt. Inzwischen war sie perfekt darin. Die hintere Wagentür stand exakt parallel zur Eingangstür. Danni war mächtig stolz, dass sie das konnte.
Ihr zufriedenes Lächeln erstarb auf ihrem Gesicht, als keiner der Diener, die für das Öffnen des Wagenschlags zuständig waren, erschien. Sie erinnerte sich daran, dass ihr Vater sich neulich über die laxen Sitten in Adams Privatgemächern empört hatte. Danni fand das normalerweise weniger schlimm. Außer jetzt gerade. Adam schlief offenbar und konnte sich kaum selbst die Türe öffnen.
Es gab daher nur eine Möglichkeit. Sie stieg aus, ging um den Wagen herum, schaute sich um und öffnete Adams Tür. Dann trat sie zurück und drehte den Kopf zur Seite. Sie hoffte, dass er von alleine aufwachen würde. Als er nach einigen Sekunden noch nicht ausgestiegen war, beugte sie sich vor, um in das Wageninnere zu schauen.
Ihr Herz machte einen Sprung. Adams Augen waren geschlossen. Er sah weder ernst noch unerreichbar aus, sondern sanft und verletzlich. Seine Wimpern waren so dicht und dunkel, dass es unfair war. Er roch göttlich. Sie beugte sich weiter vor, um diesen Duft einzuatmen.
„Adam?“, fragte sie leise. Gerade jetzt hätte sie ihn lieber mit „Sir“ oder „Eure Hoheit“ angesprochen. Ein bisschen Distanz würde ihr
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