Wie verführt man einen Prinzen?
Soviel zu ihrem Anspruch, immer die Wahrheit zu sagen.
„Als ich den Laptop herausgeholt habe, um Clara die Ausbreitung der Lava auf Ducal zu zeigen.“
Sie verdrehte die Augen; sie konnte nichts dagegen machen. Das war einfach zu viel. „Stimmt genau“, sagte sie. „‚Eine tolle Art, eine Frau herumzukriegen, Adam‘ habe ich gesagt. Nicht zu glauben! Die Ausbreitung der Lava!“
Er musterte sie kühl.
Sie hatte die unsichtbare Grenze, die sie trennte, längst überschritten. Sie konnte ihm nur noch zeigen, dass sie recht hatte. „Komm schon, Adam! Du warst doch nicht immer so ein Langweiler!“ Sie hatte ihn schon als Jungen gekannt. Später hatte sie hier und da wenigstens einen Moment lang diesen Adam gesehen, einen, der vergessen hatte, welche Rolle er spielen sollte, und sich so verhielt, wie er eigentlich war.
Seine dunklen Brauen schossen nach oben. Aber es war zu spät. Danni war nicht mehr aufzuhalten.
„Welche Frau möchte sich bei einer Verabredung schon über Lava und Felsformationen unterhalten?“
„Nun, Clara ist eine Fulbright-Studentin. Ihr Hauptfach ist Geologie. Es hat sie interessiert.“
„Ja, vielleicht. Aber sie könnte ebenso gut ein Buch darüber lesen. Das Thema ist sicher toll, wenn ihr gemeinsame Vortragsabende plant, aber romantisch ist es wohl kaum. Von Poesie und Magie keine Spur! Du hast sie nicht einmal angesehen, sondern auf den Bildschirm gestarrt. Hast du sie im Hotel eigentlich überhaupt geküsst?“
„Ich bin mir zwar sicher, dass dich das nichts angeht. Aber bitte: Ja, ich habe sie geküsst.“
Sie war fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Ein Kuss. Aha.“
„Und du bist neuerdings eine Expertin in Sachen Küssen und Romantik? Was würdest du vorschlagen? Über die Besonderheiten eines Bentleys zu debattieren?“
Danni trat einen Schritt zurück, als könne sie das vor der Kränkung schützen. Sie mochte Autos. Sie konnte es nicht ändern. Sie wollte es auch nicht ändern, auch wenn Adam – der im Übrigen Autos ebenfalls mochte – das für unweiblich hielt. „Richtig. Ich bin keine Expertin, wenn es um Romantik geht. Aber ich bin eine Frau.“
„Bist du sicher?“
Dieses Mal versuchte sie gar nicht erst, ihre Bestürzung zu verbergen. Sie trat einen weiteren Schritt zurück. Ihr Herz klopfte schnell, als wolle es ihr aus der Brust springen. Sie schloss den Mund, der sich vor Schreck unwillkürlich geöffnet hatte.
Ihre Uniform – eine dunkle Jacke und eine Hose aus gleichem Stoff – war für Männer entworfen und für sie – die einzige Frau unter den Fahrern – abgeändert worden. Sie war gut geschnitten, weiblich war sie allerdings nicht. Sie sollte auch nicht weiblich wirken. Natürlich war ihre Uniform nicht mit Claras hellrosa Kleid zu vergleichen, das eine Menge Haut gezeigt und ihre üppigen Kurven umspielt hatte. Danni war schon immer eher burschikos gewesen. Sie mochte praktische, bequeme Kleidung. Aber sie hatte Gefühle und Stolz. Beides hatte Adam gerade verletzt. Was er über sie dachte, sollte sie eigentlich nicht kümmern. Aber es kümmerte sie.
Adam sah plötzlich betroffen aus, betroffen und voller Reue. Er streckte die Hand nach ihr aus – und zog sie wieder zurück. „Danni. So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte damit sagen, dass ich dich immer noch als Kind betrachte. Ich bin regelrecht erstaunt darüber, dass du einen Führerschein hast.“
Sie kämpfte gegen die Kränkung an und straffte die Schultern. „Ich habe meinen Führerschein vor über zehn Jahren gemacht. Und du bist nicht viel älter als ich.“
„Ich weiß. Aber manchmal kommt es mir so vor.“
„Stimmt.“ Es war schon immer so gewesen. Adam hatte schon immer älter gewirkt. Fern. Unerreichbar.
Er seufzte und schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sagte er: „Ich bin sicher, du bist eine großartige Frau. Dennoch berechtigt es dich nicht, mir zu sagen, wie ich mich verhalten soll. Ich hatte ausreichend Verabredungen.“
„Das glaube ich sofort“, sagte sie leise. In der letzten Zeit hatte es eine Menge Frauen in seinem Leben gegeben. Alle waren schön, intelligent und weltgewandt gewesen. Sie brachten alles mit, was eine künftige Prinzessin mitbringen sollte. Trotzdem verabredete er sich selten ein zweites Mal mit ihnen. Soweit sie wusste, niemals ein drittes Mal. Es war nicht so, dass sie Adams Suche nach einer passenden Frau bewusst verfolgte. Es reichte, jeden Tag die Zeitung aufzuschlagen. Es reichte
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