Wie verführt man einen Prinzen?
Skimütze und Skibrille verdeckten den größten Teil seines Gesichts. „Hab ich nicht.“
„Doch, hast du. Du hältst mich für verweichlicht, verwöhnt und arrogant. Außerdem für langweilig und verklemmt.“
„Das habe ich nie behauptet.“ Sie versuchte, sich an das zu erinnern, was sie in den vergangenen Wochen über ihn gesagt hatte.
Er lachte laut. „Aber du denkst es.“
Sein Lachen war befreiend. „Du bist schließlich ein Prinz, Adam. Abgesehen von ein paar Jahren beim Militär bist du ausgesprochen privilegiert aufgewachsen.“
„Du bist auch auf dem Schlossgelände groß geworden, hast also auch einige dieser Privilegien genossen. Allerdings ohne im Gegenzug Verantwortung übernehmen zu müssen.“
Danni sagte nichts dazu. Irgendwie hatte er recht.
„Das passt dir ganz gut, nicht wahr?“, fragte er.
„Was passt mir?“
„Es passt dir, mich nicht als normalen Mann zu betrachten. Aber ich bin ganz normal, und daher muss ich Abstand wahren.“
Ihr Lachen klang gekünstelt. „Du bist alles andere als normal.“ Sie wollte seine Erklärungen nicht hören. „Du würdest Normalität nicht mal erkennen, wenn sie dich anspringen und in den … Allerwertesten beißen würde.“
„Siehst du! Du benutzt mir gegenüber sogar Wörter, die du sonst bestimmt nicht benutzt. Früher warst du nicht so. Ich weiß, dass es an mir liegt. Ich weiß nur nicht, wie ich es wieder in Ordnung bringen kann. Also: Wohin soll ich gebissen werden, Danni? Sag’s schon!“
Er forderte sie heraus, sie konnte einfach nicht widerstehen: „In deinen königlichen Arsch!“
Er lächelte. „Vielen Dank für deine Offenheit!“
Plötzlich musste sie lachen. „Genauso hast du damals reagiert, als Rafe und ich dich aufgezogen haben. Total kühl und unbeeindruckt. Wir sind sogar von einem Dach gesprungen, um dir eine Reaktion zu entlocken, aber du hast nicht mal mit der Wimper gezuckt.“
„Das hat Rafe wahnsinnig gemacht.“
„Ich fühle mit ihm.“
„Das hast du immer getan.“
Irgendetwas in seinem Tonfall irritierte sie. „Was meinst du damit?“
„Nichts Besonderes. Ihr beide wart einfach ein Team.“
„Vereint, um dich zu peinigen.“
Er nickte.
„Wir haben dir damit einen Gefallen getan. Wir haben dafür gesorgt, dass du mit beiden Beinen auf dem Boden bleibst und dass du deinen Kopf noch mit etwas anderem beschäftigt hast außer mit all dem Wissenszeug.“
„Du meinst mein Lernpensum? Sprachen zum Beispiel.“
Sie nickte. „Latein.“
„Du wolltest doch damals sogar, dass ich dich darin unterrichte.“
„Da war ich jung und leicht zu beeindrucken.“
„Es ist zwar eine tote Sprache, aber sie lebt in vielen modernen Sprachen fort und ist die Grundlage für …“
Er sah ihr Grinsen und musste ebenfalls lächeln, bevor er zur Seite blickte und den Kopf schüttelte.
„Siehst du, du kannst gar nicht anders, als …“ Sie quietschte, als sie unversehens in eine Schneewehe trat und bis zur Hüfte darin versank. Adam sah ihr zu, wie sie sich zu befreien versuchte. Schließlich streckte sie die Hand nach ihm aus.
Er stellte seine Skier ab, trat ein paar Schritte näher, betrachtete ihren ausgestreckten Arm und bemerkte schelmisch: „Ach so, jetzt darf ich dir also helfen. Obwohl ich langweilig bin und auf den markierten Wegen gegangen wäre. Aber nutzlos bin ich offensichtlich nicht.“
„Das hoffe ich zumindest. Aber was ich jetzt brauche, hast du nicht im Lateinunterricht gelernt.“
„Adsisto.“ Er prüfte den Schnee, machte einen Schritt und nahm ihre Hand.
„Gratia“ , erwiderte sie. Er zog sie hoch und zu sich heran. Mit zwei Schritten stand sie vor ihm, ihr Körper dicht an seinem. Sofort war die Erregung wieder da. Die Zeit stand still. Er sah sie an, blinzelte und trat schließlich einen Schritt zurück.
„Fährst du oft Ski?“, fragte er einige Minuten später, als die Abfahrt in Sicht kam. Sie hatten den ganzen Weg über geschwiegen. „Ich hätte dich schon früher fragen sollen. Ich habe es einfach angenommen.“
„Du hast recht gehabt.“ Ihr Herz klopfte nun fast wieder in normalem Takt. „Ich versuche, jede Gelegenheit dazu zu nutzen.“ Sogar ihre Stimme klang wieder normal. Nicht mehr so atemlos, wie sie sich gefühlt hatte, als ihr Körper sich voller Vorfreude und Erwartung an seinen gedrückt hatte. „Ich fahre gerne Ski. Ich mag das Gefühl von Freiheit, und ich mag die Geschwindigkeit.“ Sie hatte ihn unbedingt küssen wollen, sie hatte seine
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