Wie vernascht man einen Millionär?
lassen – das war mir eine wertvolle Lektion.“
„Eine Lektion in was? In Selbstaufgabe? In Folter?“ Er lachte auf. „Hätte mir ja denken können, dass Rose, die Heilige, selbst daran noch etwas Gutes findet.“
Erschrocken sah sie ihn an. „Rose, die Heilige? So denkst du also über mich?“
„So denken alle über dich. Die gute, fast vollkommene, brave und sittsame Rose Clancy.“ Im selben Moment hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Er durfte es nicht zu weit treiben. Wer wusste schon, was sonst geschah?
Wütend stapfte sie auf ihn zu, und als sie ihm nahe genug war, drückte sie ihm den Zeigefinger auf die Brust.
Jetzt sieht sie gar nicht mehr so brav und sittsam aus, schoss es ihm durch den Kopf. Ich kann von Glück sagen, dass sie nicht bewaffnet ist.
„Ich bin keine Heilige“, sagte sie und bohrte ihm bei jedem Wort den Finger in die Brust.
„Schon gut, schon gut, ich habe verstanden.“
„Und ich bin nicht mehr dieselbe Rose, die du damals gekannt hast. Von Männern lasse ich mir nichts mehr befehlen. Von keinem Mann.“ Sie schubste ihn, aber er rührte sich nicht von der Stelle. „Ich treffe meine Entscheidungen selbst und kümmere mich auch selbst um meine Fehler. Und von dir lasse ich mir schon gar nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe.“
Verärgert verschränkte er die Arme vor der Brust. „Gut, triff deine Entscheidungen selbst. Kannst ja gleich mal anfangen und mir sagen, was wir jetzt tun sollen.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie und lachte auf. Es klang fast hysterisch. „Jetzt kann man nichts mehr machen, es ist schon passiert. Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen.“
„Ja, du hast recht.“ Nachdenklich rieb er sich den Nacken und schlug vor: „Wir warten am besten erst mal ab. Falls du schwanger bist, heiraten wir und …“
„Was? Heiraten? Wie opferbereit du bist, wie gnädig! Tausend Dank, jetzt geht’s mir gleich viel besser!“ Kopfschüttelnd murmelte sie vor sich hin: „Unfassbar. Es sind keine zehn Sekunden vergangen, und schon behandelt er mich wieder wie eine Idiotin.“
„Wieso behandle ich dich wie eine Idiotin?“
„Guck dich doch nur an!“ Sie versuchte, seine Stimme nachzuäffen, was ihr aber nicht recht gelang. „Die arme, hilflose Rose. Ich habe einen Fehler gemacht und muss es wiedergutmachen. Ach ja, ich weiß: Ich muss mich opfern, dann wird alles wieder gut.“
„Was zum Teufel …“
Zornig funkelte sie ihn an. „Ich verlange kein Opfer von dir, hörst du? Wir hatten Sex. Tollen Sex, doch, wie sich jetzt herausgestellt hat, ungeschützt. Aber keine Sorge, ich komme damit schon klar. Und eins steht schon mal fest: Ich heirate nicht noch einmal einen Mann aus den verkehrten Gründen. Wir leben schließlich nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert, Lucas.“
Wie betäubt hatte er ihrer Tirade gelauscht, doch jetzt war er dran. „Vielleicht geht es ja nicht nur um dich, Rose. Hast du darüber schon mal nachgedacht?“
Er wandte sich um, las seine Jeans vom Boden auf und zog sie an. Er war nicht nur wütend auf sich, sondern auch auf die Frau, mit der er erst vor ein paar Minuten noch wilden Sex gehabt hatte. „Weißt du, wer mein Vater ist?“
„Was hat denn das damit zu tun?“
„Mein Vater ist Ben King. Falls dir das nichts sagt – er hatte nicht nur in jedem Hafen eine Frau, sondern dazu auch noch jeweils einen unehelichen Sohn. Verstehst du jetzt? Begreifst du jetzt, warum ich Verantwortung übernehmen will?“
„Nicht die Spur. Was hat dein Vater mit uns zu tun?“
Eigentlich war er wütend auf sie, aber wie sie so dastand, vom Mondlicht beleuchtet, erschien sie ihm unwirklich schön. Wie die Traumfrau eines jeden Mannes: sexy und zerzaust und bereit, Liebe zu machen.
Und genau das hätte er jetzt am liebsten mit ihr getan.
Stattdessen packte er sie energisch bei den Schultern. „Mein Vater hat so viele uneheliche Söhne gezeugt, dass ich sie noch nicht einmal alle kenne“, stellte er sachlich fest. „Schon vor Jahren habe ich mir geschworen, dass ich niemals so handeln würde. Ich wollte nie ein Kind zeugen, das nicht geplant, erwünscht, geliebt wäre.“
„Gut, das verstehe ich. Aber du hast dir nichts vorzuwerfen, Lucas. Im Gegensatz zu mir hattest du deinen Verstand nicht ausgeschaltet. Ich muss dir nämlich gestehen, dass ich keinen Gedanken an Verhütung verschwendet hätte. Du hast daran gedacht.“
„Ja, das hat uns ja auch so viel genützt“, höhnte er. „Rose,
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