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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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Krise, die 2009 ausbrach, sogar verhindern können. Wenn es möglich gewesen wäre, über national differenzierte Eigenkapitalanforderungen das Hochschnellen von Immobilien- oder anderen Vermögenspreisen zu stoppen, hätte es in den heutigen Krisenländern auch keine derartigen Blasen und keine so gefährlichen konjunkturellen Überhitzungen samt entsprechend hohen Lohnzuwächsen gegeben. Dann wäre die Euro-Zone nicht so stark auseinander gedriftet, und die EZB hätte ihre Zinsen für damalige deutsche Verhältnisse nicht so hoch halten müssen. Umgekehrt könnten in Deutschland bald entsprechende Bremsmechanismen am Häusermarkt greifen, sollten die Preise zunehmend beschleunigt steigen – die EZB müsste dafür nicht die Zinsen anheben, was für andere Länder, die mitten in tiefer struktureller Anpassung stecken, absurd wäre und enorme Rückschlagrisiken bergen würde.
    Damit wäre ein Kernproblem der Euro-Zone behoben: das konjunkturelle Auseinanderdriften. Im neuen Währungssystem ließen sich auch weltweit gefährliche Ungleichgewichte verhindern – bei automatischen Anpassungen der Wechselkurse gäbe es weniger Potenzial, dass die einen hohe Überschüsse und die anderen große Defizite im internationalen Geschäft erwirtschaften. Was unter Ökonomen als eine der tieferen Ursachen der Großen Finanzkrise von 2007 gilt. Dann würde dort, wo wegen überhöhter Preissteigerunghohe Defizite zu entstehen drohen, die Währungen gleich abwerten – und umgekehrt aufwerten, wo allzu hohe Überschüsse existieren.
    ***
    Den größten Gewinn könnte die neue Zeit bescheidener Banken mit sich bringen, indem Mittel und Ressourcen frei werden, die drei Jahrzehnte in der Finanzbranche gebunden waren. Ohne Kapriolen an den Devisen- und Rohstoffmärkten ließe sich in den Unternehmen eine Menge Geld sparen, das bislang aufgewandt wurde, um Exportoder andere Geschäfte im Ausland gegen Kursschwankungen abzusichern. In einem Festkurssystem, in dem die Wechselkurse sich mit der tatsächlichen Kaufkraft entwickeln, wären Unternehmen gegen böse Preisüberraschungen systemimmanent geschützt. Was wiederum auch den Bedarf an manchem Finanzinstrument schwinden ließe, das zu eben solcher Absicherung diente; da darf ein Teil der Finanzinstrumente getrost verschwinden, die nur zum Schutz gegen Finanzinstrumente und Kursturbulenzen da waren.
    Ähnliches Sparpotenzial gibt es in Sachen Rohstoffbedarf, wenn es dort Mechanismen gäbe, die bei krassen Kursausschlägen einsetzten und den Markt stabilisierten. Bei Währungen wie Rohstoffen kämen da schon einige Milliarden zusammen, die bislang in die Kassen der Finanzwelt gingen und sinnvoller genutzt werden können.
    Es spricht einiges dafür, dass nicht nur der Wegfall der Kosten wirken würde, sondern auch, dass durch die neue Stabilität das eine oder andere Geschäft kalkulierbarer wird. Was ebenfalls dazu führt, dass als Pendant zur Finanzschrumpfung in der realen Welt mehr investiert werden würde. Immerhin haben deutsche Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten ja etliches im Ausland investiert, um sich durch Verlagerung vor Währungsrisiken zu schützen. Das waren Investitionen, die anderswo gemacht wurden, weil der (Währungs-)Markt nicht (stabil) funktioniert. Will umgekehrt heißen: Bei stabilerem Währungssystem würde manches Geld und mancher Arbeitsplatz auch in Deutschland bleiben.
    Wenn Thomas Philippons Schätzungen stimmen, müssen Unternehmen und Verbraucher in den USA jährlich Geld in Höhe vonrund 2 Prozent aller Bankaktiva dafür ausgeben, dass Banken ihre Geschäfte und Konten abwickeln – wie seit Jahrzehnten. Obwohl schon die Einführung immer leistungsfähigerer Computer zu sinkenden Stückkosten hätte führen müssen. Auch hier steckt Potenzial in der Bankenwende. Ließen sich die Kosten bei vernünftigem Wettbewerb und schwindender Preismacht der Banker nur um einen halben Prozentpunkt senken, hätte die Kundschaft der Geldhäuser allein in den USA locker 80 Milliarden Dollar mehr Geld, um es sinnvoller auszugeben. Das würde schon lohnen.
    Dazu käme noch ein indirekter Effekt des Ausstiegs aus der Finanzstratosphäre: Je stärker Bezahlung und Renditen der Banker schwinden, desto weniger lohnt es, dort zu arbeiten oder Geld arbeiten zu lassen; desto lohnenswerter wirken im direkten Vergleich die Möglichkeiten im realen Rest der Wirtschaft. Selbst wenn sich dort an Gehältern und Renditen nichts ändern sollte. Dann gäbe es auch gute Chancen, die

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