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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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ebenfalls kein Selbstzweck, wenn es in dreißig verqueren Jahren so viel mehr geschadet hat als genutzt. Wenn die Freiheit (weniger) Einzelner so viele wirtschaftliche und gesellschaftliche Kosten mit sich bringt – von Rezessionen über untragbare Einkommensgefälle und gefährliche Verschuldung bis zu schwächelndem Wachstum –, muss man auch den Mut haben, diesen Zustand ebenso rabiat zurückzusetzen, wie er einst mit Brimborium und hohen Versprechungen eingeführt wurde.
    Das wird manchen Banker zwar zu theatralischen Untergangsprophezeiungen animieren. Dafür ist die Chance groß, dass es uns anschließend besser geht. Wie so eine neue Welt ohne Finanzwahn funktionieren könnte und wie groß die Vorteile für alle Nicht-Banker (und selbst Banker) sind, lässt sich mit etwas Fantasie erahnen. Verlockende Aussichten.

    1   Als sich im Winter 2012 die Konjunkturkrise auszubreiten drohte, ließ Kanzlerin Angela Merkel flugs das Kurzarbeitergeld verlängern, das in der Rezession 2009 den Absturz abzufangen geholfen hatte.
    2   In Deutschland hat vor Jahren bereits der frühere Bundesbanker Claus Köhler ein neues flexibles Festkurssystem gefordert; Köhler hatte im Sachverständigenrat Ende der 60er Jahre vehement gegen die Aufgabe des Bretton-Woods-Systems gekämpft.
    3   Zur Erinnerung: Bei Carry Trades wertet die Währung mit der hohen Inflation sogar auf, weil die Devisenjongleure die in der Regel dann auch höheren Zinsen des Landes ausnutzen, um die Währung zu kaufen – was zur Auf- statt Abwertung der betreffenden Währung führt.
    4   Wie Keynes schon in den 30er Jahren festhielt, liegt das Grundproblem darin, dass die Überschussländer einen Hang haben, sich selbst nicht als Teil des Problems zu sehen – und daher nicht intervenieren, obwohl sie die einzigen sind, die in so einer Situation die Mittel dazu haben.
    5   Hier gäbe es eine Reihe technischer Variationen; ein zusätzlicher Referenzwert könnte nach Urteil der Liikkanen-Gruppe die Loan-to-value-Rate sein, das Verhältnis vom Kreditbetrag zum Verkehrs- oder Marktwert eines Objekts. Aus Bezemers Diagnosen ließe sich ähnliches ableiten. Danach sollten die Kredite nicht höher sein als die Wirtschaftsleistung zum jeweiligen Zeitpunkt.

5. Vom Albtraum zum Segen – Umstieg zur Klimarettung
    Gibt es für so eine historische Bankenwende, für diesen Ausstieg aus dreißig Jahren Finanzära, genügend gesellschaftliche und politische Energie? Die Antwort hängt davon ab, was die neue Zeit verspricht – und ob die Aussicht hinreichend mobilisierend wirkt. Ob es nachher spürbar mehr Gewinn(er) gibt als Verluste. Wohl wissend, dass es gefühlte und tatsächliche Verlierer schon gibt. So manches ist längst auf dem Weg.
    Bankenschrumpfen – und die wunderbare neue Welt
    Es erübrigt sich, lange zu analysieren, dass Finanzjongleure zu den Verlierern gehören. Das steckt in der Logik. Und schon jetzt vergeht kaum ein Monat, in dem nicht eine Großbank den Abbau von Stellen ankündigt. Das aufzufangen und Betroffene umzuschulen, gehört ebenso zur Wende wie die Suche nach dem Neuen. Ob deswegen gleich alle Banker Not leiden müssen, ist gar nicht gesagt. Es geht ja darum, in Sachen Bezahlung wenigstens in die Zeit vor 2000 zurückzukehren. Und da wurden Banker auch nicht so schlecht bezahlt. Nur Mondpreise und Marsboni gehen halt nicht. Mancher hat in der schönen Zeit auch den einen oder anderen Euro sicher zurückgelegt, was ihn finanziell auffängt.
    Nach Schätzungen von Thomas Philippon könnten die Bonuszahlungen bei den großen US-Banken schon 2012 derart gesunken sein, dass die Bezahlung wieder derjenigen nahe kommt, die sich aus begründbaren Faktoren wie der Qualifikation der Beschäftigten ableiten ließe. Sprich: Der irre Sonderbonus der Finanzer schwindet,wenn das auch bisher noch stark mit den unmittelbaren Folgen des Crashs zu tun hat. Wie dauerhaft der Trend ist, wird sich erst zeigen, wenn die akute Entschuldungszeit mit ihren fallenden Kursen und Gewinnen überwunden ist.
    Zu den Ausstiegsverlierern gehören (theoretisch) auch diejenigen, die Geld sparen, was aktiv mindestens die Hälfte der Bevölkerung macht, bei denen am Monatsende etwas übrig bleibt. Wenn in einer gezähmt-kontrollierten Finanzwelt die Renditen schwinden, gibt es auch für Tante Erna nicht mehr so viele (theoretische) Möglichkeiten, das Ersparte sich mehren zu lassen. Das trifft auch die, die auf die viel gepriesene »kapitalgedeckte« Rente gesetzt

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