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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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Verlusten, nur keine bessere Informationsverarbeitung. Sprich: Trotz der viel beschworenen Liquidität und Größe und Computerschnelligkeit liegen Investoren nicht seltener daneben als vor 50 Jahren, als nur ein Bruchteil gehandelt wurde.
    Philippon fand dabei noch ein Indiz für die begrenzte Effizienz dessen, was Händler an den Finanzmärkten so Tag für Tag tun. In einer Analyse dazu, wie sich die Kosten für die Vermittlung von Finanzgeschäften in den vergangenen 130 Jahren in den USA entwickelt haben, kam heraus: Was die Branche an Gebühren abrechnet, bewegt sich mit erstaunlicher Konstanz um zwei Prozent der jeweiligen Vermögenswerte der Banken. Und: Diese Stückkosten sind in der Tendenz in den 30 Jahren der Finanzglobalisierung, wenn überhaupt, gestiegen. Das widerspreche der ökonomischen Logik, so Philippon. Wenn die Stückkosten zulegen, heiße das, dass die Effizienz nachgelassen hat.
    Dabei hätten die Kosten je umgesetzter Einheit sinken müssen, weil es durch Computer einfacher geworden ist, Geschäfte schneller abzuwickeln. Und weil bei steigenden Umsatzvolumen auch sogenannte Skaleneffekte eintreten müssten, so wie das bei industrieller Massenproduktion der Fall ist oder bei einem Supermarkt, der die Milch nicht in wenigen Flaschen, sondern gleich palettenweise einkauft.
    Eine Erklärung des Phänomens wäre, dass die Konkurrenz in der Branche nicht funktioniert – weil womöglich alle stets der Herde hinterherlaufen und bei derart prozyklischer Entwicklung die Gewinne mit zunehmendem Einsatz zulegen. In einer Finanzblase steigen die Gewinne, weil die Kursaufschläge immer stärker zunehmen. Dann ist die Konstanz der Kosten im Grunde nur ein anderer Ausdruck der tückischen Prozyklik der Märkte.
    Eine andere Erklärung vermutet Philippon darin, dass die Händler zwar heute mehr Geld bewegen, dadurch aber auch viel Zeit mit»fancy trading« verbringen, also mit Quatsch. Etwa mit dem Versuch, über sekundenschnelles Kaufen und Verkaufen Minimargen zu machen. Was womöglich den einen oder anderen Gewinn bringt, für das Unternehmen aber wenig. Ökonomisch ausgedrückt hieße das, dass die Jongleure in dieser Zeit nicht sonderlich produktiv sind. Was wiederum miterklären könnte, warum die Kosten pro Umsatzeinheit nicht gesunken sind.
    Sollte trotz gigantischer Volumen die Effizienz der Preisfindung nicht gestiegen sein, führt allein das einen gewichtigen Teil der Argumente ad absurdum, die einst für die Finanzglobalisierung genannt wurden.
    Das Märchen vom Kapital als Entwicklungshelfer
    Als eine der größten Errungenschaften der neuen Ära galt unter Ökonomen lange, dass Geld nun weltweit dahin steuern kann, wo es am meisten nutzt und die größte Rendite bringt: in Länder, die wirtschaftlich aufholen und mangels eigenen Altreichtums auf Geld von außen angewiesen sind. »Optimale Ressourcenverteilung« heißt das bei Ökonomen. Und die Sache schien ja irgendwie zu funktionieren. Zumindest fällt die Zeit der Finanzliberalisierung mit der Phase zusammen, in der Chinesen, Inder, Russen und Brasilianer ihren (Wieder-)Aufstieg erlebten.
    Gravierende Zweifel kamen auf, als 1997 gerade jene Schwellenländer in tiefe Krisen stürzten, die vorher besonders viel von dem schnellen Geld aus den reichen Ländern bekommen hatten – und es jetzt noch schneller wieder los waren. Mitte 1998 erschien in der US-Zeitschrift Foreign Affairs ein Beitrag des renommierten Columbia-Ökonomen und Vordenkers der Globalisierung, Jagdish Bhagwati. Darin scholt der überzeugte Marktwirtschaftler die »Ideologie des mobilen Kapitals«. Kein Ökonom habe bislang ernsthafte Belege dafür liefern können, dass die freien Kapitalströme große Vorteile mit sich brächten, so wie das beim Warenhandel der Fall sei, für dessen Wohlstandswirkung es ja etliche empirische Schätzungen gebe. Das saß.
    Es sei halt ein Unterschied, ob man mit Dingen handle oder mit Dollar, so Bhagwati. Wer vom freien Kapitalverkehr schwärme, dürfe nicht die Kehrseite der Medaille verschweigen: die Möglichkeit tiefer Krisen, die zu jahrelangen Wohlstandseinbußen führen könnten wie in Japan nach dem Immobiliencrash – oder auch zum Verlust politischer Unabhängigkeit, wenn Märkte die Krisenpolitik bestimmen. So etwas gibt es beim Handel mit Dingen nicht. Da gibt es nicht alle paar Jahre Exzesse und anschließende Crashs. Die Exporte krachten erst, als 2008 die Finanzkrise zum Systemschock führte.
    Kapitalströme seien halt anfällig

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