Wie Viel Bank Braucht der Mensch?
sogar wachsen, heißt es beim Bankenverband – nicht ganz zu Unrecht. Wenn die Bankgeschäfte getrenntwürden, laufe dies sehr wahrscheinlich darauf hinaus, dass auch jenes Investmentgeschäft, das bislang noch die Universalbanken machen, von den großen Investmenthäusern übernommen werde – mit dem Ergebnis, dass die Machtkonzentration in der Branche noch größer wird. Und dass Regierungen im Krisenfall noch mehr als ohnehin schon dazu genötigt sein könnten, diese Häuser mit Steuergeldern zu retten, weil sie »too big to fail« sind, zu groß zum Scheitern. Weil die Kollateralschäden einfach viel größer sind als bei kleineren Einheiten. Am Hang zu Übertreibungen dürfte auch das wenig ändern.
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Es ließe sich darüber streiten, ob die Idee eines Trennbankensystems überhaupt mehr zur Lösung des Problems beiträgt als manches, was wir im vorangegangenen Kapitel als eher sinnlos eingestuft haben. Der Übergang ist natürlich fließend. Es spricht aber viel dafür, dass es schon weit mehr bringen würde, die Bankgeschäfte aufzuteilen, als etwa Grenzen für Boni festzulegen, die eher Symptom der Krise sind.
Wer als Reformer begrenzte Energie hat, sollte auf alle Reformen verzichten, die sich getrost als »unsinnig« einstufen lassen. Wenn es gelingt, es den Banken künftig unmöglich zu machen, über Kredit und Blasen irre Vermögenswerte zu generieren, erübrigt sich die Frage, ob Boni staatlich zu begrenzen sind. Dann wird bei den Banken das Geld für große Boni einfach nicht mehr da sein.
Für alle Reformen aus der Kategorie »hilfreich« gilt, dass sie schon nah an den Kern dessen kommen, was die Debakel der Finanzära ausgelöst hat. Eine Herabstufung der Bedeutung von Ratingagenturen würde helfen, den einen oder anderen Herdentrieb zu bremsen. Wenn immer weniger Institutionen sich an deren Einstufungen binden, würde das in kritischer Lage auch eben diesen Verstärkereffekt reduzieren. Dann wäre das Risiko nicht mehr so groß, dass sich Angstspiralen verselbständigen. Strengere Regeln für den Eigenhandel und neblige Derivatgeschäfte könnten ebenfalls helfen, das schiere Volumen der Finanzströme zu reduzieren. Ähnlich wie ein mehr oder weniger striktes Trennbankensystem.
All das würde helfen, die Ausschläge an den Finanzmärkten zu dämpfen und die Folgeschäden von Crashs zu begrenzen. Allerdings wäre die Wirkung nach aller Wahrscheinlichkeit eben nur begrenzt. Die bislang angesprochenen Reformen würden die gefährliche prozyklische Krisenlogik nur abschwächen, nicht umkehren.
Auch bliebe damit ein weiteres Ziel verfehlt: die reale Wirtschaft zu stärken, wenigstens indirekt. Es schafft ja noch keine Investitionen in, sagen wir, den Klimaschutz, wenn Ratingagenturen nicht mehr so wichtig genommen werden.
Für eine wirkliche Wende, einen richtigen Ausstieg aus der Bankenwelt der vergangenen Rauschjahrzehnte braucht es mehr.
Die 5+ Säulen für eine neue Finanzwelt
Vieles spricht dafür, dass es nach drei Jahrzehnten Finanzglobalisierung um mehr geht als um einen vorübergehenden Schnupfen. Ganz offenbar entspringen die fortwährenden Krisen der fatalen Grundlogik des Systems. Da gilt es, Anreize ganz neu zu setzen, Strukturen zu brechen. Da gilt es, systematisch abzuklopfen, auf welchen der großen Finanzmärkte es noch wie sinnvoll ist, die angeblich heilenden Kräfte des Markts wirken zu lassen.
Daher sollte jede Reform daraufhin gecheckt werden, wie gut sie die folgenden Ziele erfüllt. Die Reformen sollten:
A. die Ausschläge des Herdentriebs spürbar dämpfen;
B. den Kräften der gefährlichen Prozyklik entgegenwirken und sie umkehren;
C. das unverhältnismäßig hohe Renditepotenzial von Finanzanlagen senken, um die Geldströme so in die Realwelt umzuleiten;
D. die enormen Gefälle bei Einkommen und Vermögen abbauen helfen – was zu soliderem Wachstum führt;
E. und Mittel für die Realwirtschaft frei machen, die bisher in der Sphäre der Finanzzauberei gebunden waren.
Daraus lassen sich fünf Säulen und eine Bonusreform bauen, die maximalen Erfolg beim Bankenausstieg versprechen:
1. Eine Finanztransaktionssteuer als Grundausstattung, um Wogen und Treiben an den Märkten zu bremsen.
2. Ein neues Weltwährungssystem , das die guten wie schlechten Erfahrungen der Nachkriegszeit berücksichtigt.
3. Ein Stoppmechanismus für Exzesse beim Handel mit Staatsanleihen – nach dem Leitmotto: Mit Demokratie spielt man nicht.
4. Ein
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