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Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Titel: Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Skidelsky , Edward Skidelsky
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zu machen, nicht Autos, wie GM-CEO Thomas Murphy einmal meinte,sollten sich qualitätsbewusste Autofahrer vielleicht lieber bei anderen Herstellern umschauen.
    Aristoteles’ zweite Sorge betrifft die Unersättlichkeit. Gebrauchswerte haben, wie gesehen, ein begrenzendes Ziel: ein gutes Leben. Ihnen über diesen Punkt hinaus nachzujagen, ist sinnlos. Beim Geld dagegen gibt es kein Schranken setzendes Ziel. Als ein in sich leeres Allzweckinstrument sind seine Verwendungsmöglichkeiten so vielfältig wie die Wünsche der Menschen selbst und ebenso grenzenlos. Wenn es gute Gründe dafür gibt, sein Vermögen von 1000 Pfund auf 10.000 Pfund zu erhöhen, dann gibt es ebenso gute Gründe, es von 10.000 auf 100.000 Pfund zu vermehren. Natürlich kann man auch reale Güter ohne Ende akkumulieren, aber ein solches Verhalten ist entweder eindeutig irrational (siehe Imelda Marcos) oder aber ein Zeichen dafür, dass die fraglichen Güter als Wertaufbewahrungsmittel behandelt werden. Geld ist die eine Sache, von der es niemals genug gibt, aus dem einfachen Grund, dass das Konzept »genug« im Zusammenhang mit Geld keine logische Anwendung findet. Vollkommene Gesundheit und absolute Glückseligkeit kann es geben, vollkommenen Reichtum nicht.
    Aristoteles’ Befürchtungen hinsichtlich der Unersättlichkeit wurden im alten Griechenland weithin geteilt. »Reichtum hat keine Grenze, die greifbar den Menschen gesetzt ist«, verkündete der Dichter und Gesetzgeber Solon. Dem legendären König Midas wurde die Gabe verliehen, alles, was er berührt, in Gold zu verwandeln, mit dem Ergebnis, dass er inmitten sagenhaften Reichtums verhungerte – ein schlagendes Bild für den Verzicht auf den Gebrauchs- zugunsten des Tauschwerts. Mit demselben Thema setzt sich Aristophanes in seinem Stück
Plutos
auseinander. »So kann sich dein keiner auch ersättigen«, sagt Chremylos zum Plutos, dem Gott des Geldes:
    Denn alles andre kriegt man doch am Ende satt. / Satt Liebe ja. / Brot. / Schöne Künste. / Naschereien. / Satt Ehrgier. / Kuchen. / Männeradel. / Feigen. / Satt Gewalt und Ansehn. / Brei. / Feldherrschaft. / Linsenmus. / Nur deiner satt war nun und nimmer noch ein Mensch. / Vielmehr hatwer dreizehn Talente, lüstets ihn / Nur um so mehr nach sechzehn, und hat er die / Herbeigeschafft, nach vierzig giert er plötzlich jetzt. / Wie, sagt er, ist das Leben sonst des Lebens wert.[ 8 ]
    Das Misstrauen gegenüber dem Grenzenlosen und Unendlichen war charakteristisch für das griechische Denken im Allgemeinen, die Astronomie und die Mathematik eingeschlossen. Nach Aristoteles’ Überzeugung mussten die Sterne, als perfekte Körper, eine zirkuläre, sprich eine finite Bewegung beschreiben. Pythagoras verabscheute die irrationalen Zahlen so sehr, dass er, so heißt es, ihren unglückseligen Entdecker umbrachte. Die Griechen wussten noch nichts von der Zauberkraft der niemals endenden Aufgaben und grenzenlosen Sehnsüchte, die im modernen Kapitalismus nur eine besonders bemerkenswerte Manifestation finden. Sie waren ein zutiefst »unfaustisches« Volk.
    Alle antiken griechischen Philosophen teilten Aristoteles’ Beharrlichkeit darin, das Begehren auf die Bedürfnisse zu begrenzen, auch wenn sie sich in ihren Auslegungen, was denn diese Bedürfnisse seien, stark unterschieden. Am einen Extrem finden wir Diogenes von Sinope, den Kyniker aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, der in einer Tonne wohnte und seine Trinkschale wegwarf, nachdem er ein Kind Wasser aus der hohlen Hand trinken sah. (Gefragt von Alexander dem Großen, ob er etwas für ihn tun könne, soll Diogenes geantwortet haben: »Geh mir aus der Sonne.«) Ein deutlich liebenswürdigerer Asket war Diogenes’ Zeitgenosse Epikur. Dieser, Vegetarier und strikter Abstinenzler und keineswegs der »Epikureer« der weit verbreiteten Legende, lehrte, dass das Vergnügen weniger in der Befriedigung eines Wunsches liege, als vielmehr in dessen Reduzierung auf das absolute Minimum. Seine Anhänger versammelten sich in einem Garten fern des hektischen Getriebes der Agora, wo sie die Zeit mit Konversationen und Unterweisungen verbrachten.
    Die philosophische Geringschätzung des Reichtums wanderte vom antiken Griechenland ins alte Rom, wo es mit der im letzten Kapitel erwähnten republikanischen Austerität verschmolz. Das Anprangern von
avaritia
(Habgier) und
luxuria
(Luxus) gehörte neben der Unterstellung sexueller Ausschweifungen zum Standardarsenal der römischen Satire. »[Weder] heiße

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