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Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition)

Titel: Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Skidelsky , Edward Skidelsky
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wäre die korrekte Temperatur für »eine Gaia«?) Gaias Gesundheit zu fördern, ist eine sinnlose Aufgabe – und das ist gut so, denn sonst könnte es bedeuten, dass wir gezwungen wären, kollektiven Selbstmord zu verüben.
    Was ist schiefgegangen? Die Tiefenökologen betonen ganz zu Recht den intrinsischen, nichtinstrumentellen Wert der Natur; ihr Fehler besteht darin, zu folgern,
der Wert sei unabhängig von unserem Standpunkt.
Das folgt nicht daraus, und es stimmt nicht. Jeder Wert, ob instrumentell oder intrinsisch, hängt vom menschlichen Standpunkt ab, aus dem einfachen Grund, weil wir das einzige Tier sind, das wertet. Andere Tiere haben gute Dinge, aber begreifen sie nicht als erstrebenswert. Sie handeln nicht moralisch. »Anthropozentrismus« ist kein Vorurteil, sondern eine schlichte Begleiterscheinung dieser Tatsache. Wie Bernard Williams in seiner Erörterung des Themas schrieb, »gehört es zum menschlichen Leben, sich um die Belange nichtmenschlicher Geschöpfe zu kümmern, aber wir können diese Fähigkeit nur durch unser Selbstverständnis erwerben, fortbilden und lehren«.[ 34 ]
    Es mag seltsam klingen, wenn wir sagen, der Wert der Natur sei sowohl anthropozentrisch
als auch
intrinsisch. Wie kann beides zutreffen? Aber wir alle kennen ein zweites Objekt, das zugleich anthropozentrischen und intrinsischen Wert besitzt: die Kunst. »Es wird eines Tages das letzte Bildnis Rembrandts und der letzte Takt Mozart’scher Musik aufgehört haben zu sein«, schrieb Oswald Spengler, »obwohl eine bemalte Leinwand und ein Notenblatt vielleicht übrig sind, weil das letzte Auge und Ohr verschwand, das ihrer Formensprache zugänglich war.«[ 35 ] Die Kunst hat, mit anderen Worten, Wert nur für Wesen, die unsere Gefühle und Interessen teilen. Aber daraus folgt nicht, dass der Wert der Kunst nur instrumentell ist – dass wir sie nur als Quelle der Lust schätzen, als kulturelles Kapital oder etwas anderes dieser Art. Der wahre Wert der Kunst ist intrinsisch, obwohl er nur durch das Fenster unserer Wahrnehmungen in die Welt kommt. Und wenn das für die Kunst gilt, warum sollte es dann nicht auch für die Natur gelten?
    Wir können das Argument, dass der Wert der Natur sowohl anthropozentrisch wie intrinsisch ist, auch anders ausdrücken:
Harmonie mit der Natur gehört zu einem guten menschlichen Leben.
Diese Formulierung erfasst beide Seiten des Bildes. Sie macht klar, dass der Wert der Natur intrinsisch ist (in Harmonie mit etwas zu leben, bedeutet, dass man es nicht für die eigenen Ziele manipuliert) und zugleich anthropozentrisch (Harmonie mit der Natur ist etwas Gutes für
uns).
Die Formulierung bewahrt, was an der tiefen und der seichten Position wahr ist, und rangiert aus, was falsch ist.
    Gartenarbeit bietet eine praktische Illustration, was »Harmonie mit der Natur« bedeutet. Ein guter Gärtner kennt und respektiert die Möglichkeiten der Natur. Er betrachtet Bäume und Büsche nicht als reines »Material« (außer er ist Franzose), das man nach Belieben in jede Form trimmen kann. Trotzdem sind seine Eingriffe nicht vollkommen interesselos. Er gibt manchen Pflanzen Wasser, andere gräbt er aus. Er stutzt Bäume, wenn sie zu groß werden. Er legt Gift gegen Schnecken aus. Kurzum, er kanalisiert die inhärenten Tendenzen der Natur entsprechend einem menschlichen Ideal von Bequemlichkeit und Schönheit.Sein Verhältnis zur Natur ist weder primitiv instrumentell noch verbissen aufopferungsvoll. Es eine harmonische Beziehung.[ 36 ]
    Weil Gartenarbeit so besonders eindrücklich klarmacht, was es heißt, in Harmonie mit der Natur zu leben, spielt sie weltweit in allen Beschreibungen eines gutes Lebens eine ganz besondere Rolle. In der Bibel leben Adam und Eva in einem Garten. Der Koran verspricht dem Gläubigen einen »Garten der Wonne«, in dem beständig Wasser fließt und Früchte wachsen. Chinesische Philosophen werden bevorzugt dargestellt, wie sie zwischen Bergen oder Bambushainen wandeln, weit weg vom Getriebe der Stadt. »Wenn du einen Garten hast und dazu noch eine Bibliothek«, schrieb Cicero, »wird es dir an nichts fehlen.« Dass solche Bilder weltweit in unterschiedlichen Kulturen wiederkehren, spricht dafür, dass Harmonie mit der Natur ein universelles Bedürfnis der Seele ist – ein »Basisgut«, wie wir es im nächsten Kapitel nennen.
    Wenn das so ist, warum kommt dann die Idee der Harmonie mit der Natur nur so selten in der modernen Literatur zum Umweltschutz vor? Die Antwort lautet

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