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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Schwarz
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mit sehr viel Stress hatte ich dann endlich nach zwei Jahren mein Diplom in der Hand. Trotz der einen Vier auf dem Zeugnis war mein Durchschnitt dann doch noch 2,2. Ich war so stolz auf mich und meine Kinder, die mir in dieser Zeit zur Seite standen.
    Nach dieser großartigen Leistung von mir und meinen Kindern war ich noch einen Monat zu Hause, es war der August 1994. Ich konnte vieles, was liegen geblieben war, noch erledigen, bevor ich mich in das Arbeitsleben stürzen würde. Dieser freie Monat tat mir und meinen Kindern gut, ob er meinem Mann gutgetan hatte, das weiß ich nicht.
     
     
     

Ausflug meines Mannes
     
     
    In dieser Umschulungszeit, an einem Wochenende im Frühjahr, ist mein Mann, ohne mir ein Wort zu sagen, nach Hamburg gefahren. Er hat sich einfach wieder schön und schick gemacht und ist, ohne Rücksicht auf mich zu nehmen, ohne zu sagen, wo er hinfährt, weggefahren. Ich stand in der Tür, habe geweint und gebettelt, dass er mir sagt, wo er hinwill. Aber er hat mich nur ausgelacht. Er hat sich immer wieder eine Auszeit von mir und den Kindern genommen. „Wenn er die Schnauze von uns voll hatte, ist er einfach abgehauen“, und das tat er regelmäßig.
    Die Kinder haben es auch wieder mitbekommen, aber es war mir auch egal. Als die Kinder nach dem Abendbrot noch etwas gespielt hatten, sind sie ins Bett. Ich bin danach vor den Fernseher, er stand unten in einem Zimmer im Keller, das nicht ausgebaut war, wie viele andere Zimmer in unserem Haus auch. Ich saß da und habe geheult und auf ihn bis halb vier Uhr morgens gewartet. Irgendwann bin ich dann doch ins Bett gefallen, geschlafen habe ich aber sehr schlecht.
    Um halb zehn morgens stand sein Cousin bei uns vor der Tür und sagte zu mir, dass Viktor nach Hamburg zu seinem Freund gefahren sei. Sein Freund Peter wohnte mit der Frau und dem Kind auf der Reeperbahn in Hamburg.
    Sehr spät abends war dann Viktor von seinem Ausflug zu Hause.
    Später noch hatte ich dann erfahren, dass Viktor sich mit seinem Freund nachts auf der Reeperbahn rumgetrieben hat. Für mich stand es so ziemlich schnell fest, dass er mich in der Zeit betrogen hatte.
    Ach ja, Peters Vater hat mal zu meinem Mann gesagt, ob er mich nicht mal ordentlich verprügeln könnte, um mir zu zeigen, wer denn der Herr des Hauses wäre, und mich so nebenbei erziehen könnte.
     
     
     

Meine Arbeit als Altenpflegerin
     
     
    Bevor ich jetzt als Nachtwache anfangen sollte zu arbeiten, wurde unser kleiner Matthias eingeschult. Es passte so wunderbar zusammen, ich wurde fertig mit meiner Umschulung und unser Kleiner ging jetzt erst los. Ich war so froh, dass ich am Tage zu Hause sein würde, wenn die Kinder von der Schule nach Hause kamen und nicht ohne Aufsicht bleiben mussten.
     
    Am 1. September 1994 fing ich als examinierte Nachtwache in einem Heim mit achtundsiebzig Bewohnern zu arbeiten an. Zu der Zeit kam das Gesetz raus, dass alle Senioreneinrichtungen in allen Schichten eine examinierte Kraft vorweisen mussten. So kam ich in die Schicht von meiner Kollegin, die sehr lange in diesem Haus als Nachtwache gearbeitet hatte, aber nur als Altenpflegehelferin ohne Examen. Sie verfügte über sehr viel Erfahrung, ich aber nicht, und das hat sie mich spüren lassen. Sie ließ mich regelrecht ins offene Messer laufen. In der ersten Woche, wo wir zusammengearbeitet haben, eskalierte es so sehr, dass wir getrennt wurden.
    Nach dieser Erfahrung und Trennung konnte ich meine Schicht selbst leiten. Ich sammelte meine Erfahrungen mit Unterstützung meiner anderen Kollegin. Wir arbeiteten nachts immer zu zweit, weil das Haus groß war, die Verantwortung und die Versorgung der Bewohner für einen alleine zu viel war. Sehr gerne habe ich mit Oliver gearbeitet, er war Pflegehelfer. Er war sieben Jahre jünger als ich. Als ich in diesem Betrieb anfing, war er siebenundzwanzig und ich vierunddreißig Jahre alt. Wir verstanden uns ohne Worte, jeder wusste, was er zu tun hatte. Unser Spaß kam auch nicht zu kurz. Wir haben sehr viel gelacht, erzählt, unsere Probleme besprochen. Er war der beste Kollege, den ich in den Nächten hatte. Ohne irgendwelche Gedanken habe ich Viktor erzählt, wie gut wir, Oliver und ich, zusammenarbeiten würden. Als wir mal wieder zusammenarbeiten durften, wollte Viktor den Oliver unbedingt kennenlernen. Er kam dann zu uns zur Arbeit und hat sich sein Bild gemacht. Irgendwann bekam ich Vorwürfe von Viktor, was Oliver betraf. Er unterstellte mir, dass Oliver mein Freund

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